Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Chefköchin mit 24 Jahren
Gastronomie Frischer Wind in der Alten Posthalterei in Zusmarshausen: Hier hat eine junge Küchenchefin das letzte Wort in der Küche
Zusmarshausen Noch ist es recht leer in der Küche der Alten Posthalterei in Zusmarshausen. Doch Chefköchin Sandra Hofer ist schon mitten in den Vorbereitungen für das Osterfest: „An den Feiertagen wird es hier wieder voll von Menschen sein, dann sind alle Köche wieder da“, sagt sie. Geplant ist ein Menü mit Gerichten, die nach Hause geliefert oder abgeholt werden können. „Da wir durch Corona nie Gäste haben, mussten wir uns Alternativen überlegen. So kann man auch zu Lockdown-Zeiten viel machen. Wir haben zum Beispiel einen Shop mit Selbstgemachtem und unseren Take-away-Service.“
Knapp vor Beginn des ersten Lockdowns ist sie in Zusmarshausen in der Alten Posthalterei mit 23 Jahren Küchenchefin geworden. Die Corona-Krise habe sie nun ausgebremst, sagt Hofer. Für sie fast schon ungewohnt: Die Karriere der gebürtigen Landshuterin verlief bislang ohne Pause steil nach oben.
Als Kleinkind sei ihre Liebe zum Kochen entstanden, sagt Hofer. „Mit zweieinhalb Jahren habe ich eine Spielküche zu Weihnachten geschenkt bekommen. Dann habe ich recht schnell in die Küche meiner Mama gewechselt.“Es gibt noch Fotos, auf denen sie im Kindergartenalter auf einem Stuhl vor dem Herd steht und ihrer Mutter beim Kochen hilft. „Ich wusste dann sehr schnell, dass es das ist, was ich machen will. Ich habe auch immer mehr für Freunde gekocht und dann mit 15 mein erstes Praktikum in einer Gaststätte gemacht“, erzählt die Köchin. Es folgten zwei weitere Praktika und schließlich die Ausbildung in einem Gasthof in Lindum bei Erding.
Die Ausbildung sei für sie sehr gut verlaufen: In der ersten Gaststätte habe sie gutbürgerliche und traditionelle Gerichte gelernt. Nachdem der Betrieb schließen musste, beendete sie die Ausbildung im Schloss Hohenkammer, wo die Ausrichtung auf Fine Dining lag.
Während der Berufsschule in Erding hat sie auch ihren ersten Wettbewerb gewonnen, womit sie sich für die bayerischen Jugendmeisterschaften qualifizierte. „Ich war beim Kochen weit vorne. Bei der Theorie war ich dagegen eher im Mittelfeld, ich hatte schlecht gelernt.“
Trotzdem sei sie Erste bei den deutschen Jugendmeisterschaften geworden. Der Trainer der Nationalmannschaft wurde auf sie aufmerksam und nahm sie im Team auf. Es sei bunt gemischt gewesen mit jungen Köchen aus ganz Deutschland. Sie war die Einzige aus Bayern. „Für mich war das so schön, zusammen zu sein mit lauter Leuten meines Alters, die genauso ambitioniert waren wie ich und ähnlich getickt haben“, berichtet Sandra Hofer.
Der Kontakt mit anderen Jugendlichen sei für sie extrem wichtig gewesen in einer Zeit, in der sie neben einem Vollzeitjob nicht nur in der Nationalmannschaft kochte, sondern auch noch Einzelwettbewerbe bestritt. „Ich hatte wenig Freizeit und viel harte Arbeit, aber ich war ja trotzdem dauernd umgeben mit Leuten, die ich sehr ins Herz geschlossen hatte. Viele davon sind heute noch gute Freunde.“
Nach zwei Jahren verließ sie die Jugendnationalmannschaft. Für sie ging es nach Neuseeland. Dort arbeitete sie im Fünfsternehotel „Huka Lodge“. Schon ihr ganzes Leben habe sie den Traum gehegt, zu reisen, sagt Hofer. „Die Zeit in Neuseeland war für mich unglaublich: Das Team dort war zusammengewürfelt aus Menschen aus verschiedenen Ländern, da konnte jeder aus seiner Kultur etwas mitbringen. Am Wochenende konnte man dann auch mal ans Meer oder zu einem Wasserfall, das war echt cool.“
Jedoch sei ihr immer klar gewesen, dass sie wieder zurückkehrt in ihre Heimat. Dort angekommen habe sie dann noch den Küchenmeister und ihren Ausbildungsschein gemacht. „Viele denken, das sei nicht so wichtig, aber ich bin da anderer Meinung: Ich denke, das ist eine richtig gute Fortbildung.“Als eine der jüngsten Absolventinnen habe sie die Prüfung bestanden und sei kurz darauf in der Alten Posthalterei gelandet.
Deren Chef Marc Schumacher habe eine Küchenchefin gesucht. „Wir haben gleich gemerkt, dass wir auf einer Schiene sind. Das, was ich wollte, wollte er auch“, sagt Hofer. Nachhaltiges, regionales und saisonales Kochen mit Augenmerk auf artgerechte Tierhaltung. „Wir haben engen Kontakt zu unseren Lieferanten. Wir wollen stets wissen, wo die Tiere herkommen“, sagt die Küchenchefin. So gebe es beispielsweise keinen Fisch aus dem Meer, sondern aus der Region. „Ich finde es wichtig, den Leuten zu zeigen, was für tolle Produkte wir hier bei uns haben. Das wird auch sehr gut angenommen“, sagt Hofer. Auch ein veganes Fünf-Gänge-Menü ist Teil des Konzepts.
Für ihre berufliche Zukunft sei ihr größtes Ziel, wieder Gäste empfangen zu können. Für später könne sie sich auch vorstellen, noch mal ins Ausland zu gehen. „Eine kulinarische Weltreise zu machen, das wäre ein Traum für mich. Es ist einfach ein Unterschied, ob man an einem Ort Urlaub macht oder ob man in der Küche steht. Man erlebt die Kultur ganz anders.“Besonders interessieren sie Skandinavien oder Mexiko. „Oder Indien. Da reizt mich diese Vielfalt an besonderen Gewürzen. Aber jetzt bleibe ich erst mal hier“, sagt Hofer und lacht.