Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Oliven, Obst und Ostereier
Am Samstag herrscht in Gersthofen auf dem Rathausplatz reges Treiben zwischen den Ständen. Was den Wochenmarkt für die Kunden und die Betreiber besonders macht
Gersthofen Der Wochenmarkt in Gersthofen ist beliebt: Jeden Samstag zwischen 7.30 Uhr und 12 Uhr bieten die Standbesitzer ihre Waren an. Und wer hätte gedacht, dass hier auf dem Rathausplatz nicht nur saisonales Gemüse angeboten wird, sondern auch außergewöhnliche Spezialitäten wie etwa Mango-Balsam, Bananen-Eierlikör sowie exotische Früchte?
Klaus Lebeda hat auf der grünen Insel Thassos in Griechenland Olivenbäume auf einer Größe von etwa zwei Fußballfeldern angepflanzt. Im November erntet er seine schwarzen Oliven und verarbeitet die sonnengereiften Früchte dann in Augsburg zu Olivenöl. „Ich bin seit drei Jahren hier und biete Produkte an, die es sonst nicht gibt“, erzählt der Inhaber der Thassolea Olivenöl-Manufaktur. Gewürze, Würzöle mit Kurkuma, aber auch handgemachten Essig ohne Sulfite findet man unter seinen gut 200 Produkten. Marktmeister Anton Krieger ist seit dreißig Jahren mit dabei und mit zwei Ständen vertreten. Sein Obst und Gemüse ist aus biologischem Eigenanbau aus Rettenbergen. Zudem hat er viele Produkte anderer regionaler Erzeuger mit im Angebot, wie etwa Mehl der Ziegenaus Benno-Mühle aus Friedberg, Gemüse aus Gersthofen, Rapsöl von Schloss Scherneck und bald Spargel aus Bonstetten. „Echte Regionalität ist für mich ganz wichtig“, betont Krieger. Wobei er auch Südfrüchte anbietet, da er auf die Wünsche der Endverbraucher durchaus eingehen möchte. Zudem ist bei ihm inzwischen die EC-Kartenzahlung möglich.
Hoch im Kurs steht derzeit die Mairübe, eine geschmacklich milde Mischung aus Kohlrabi und Rettich. An Kriegers zweitem Stand verkauft der gelernte Metzger Florian Bühler Wurst und Fleisch aus dem Umland. „Die Nachfrage nach unseren hofeigenen Bruderhähnen ist groß, denn das ist Fleisch, wie es früher gab.“Sämtliche Waren sind von Tieren, deren Transportweg zur Schlachtung nicht länger als zwanzig Minuten dauert. „Das Schweinefleisch ist ausschließlich von Strohschweinen, für die der Bauer auch mehr Geld bekommt.“
Ebenso gibt es Waren der Putenfarm Gablingen und der Hofmetzgerei Ottilinger. Gusti Eisele kauft bei Claudia Wollmann von Gartenbau Wollmann aus Gablingen Stiefmütterchen zum Anpflanzen: „Ich komme so gerne auf den Markt. Es sind so gute Anbieter da.“„Buntes Blühwerk gibt es auch bei Blumen Hagenbusch aus Horgau. Die handgefärbten Ostereier von Familie Schwab-Zettel aus Aichach sind vor Ostern der Renner. Irmgard Falusi nutzt jede Woche die Gelegenheit zum Einkaufen. „Ich kann mir hier genau die Menge aussuchen und bekomme zudem Qualität, Vielfalt und Frische. Denn die Ernährung ist für mich ganz wichtig.“Um alles gut nach Hause zu transportieren, hat sie sich extra einen Trolley gekauft, um Sellerie und Melone zu verstauen. „Der Markt vermittelt mir ein Heimatgefühl und man hat hier einen Bezug zu den Leuten.“Karl-Heinz Wagner kauft regelmäßig bei den Marktbetreibern ein. „Seit meinem Ruhestand nutze ich diese sehr positive Einrichtung regelmäßig“, berichtet der ehemalige zweite Bürgermeister. Eier und Kohlrabi sind schon eingepackt. „Heute gibt es Hähnchenschenkel von der Hühnerfrau, weil die Enkel das so lieben.“Wagner erzählt, dass der Markt heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert. Mathilde Boillat ist der Liebe wegen von der Schweiz nach Stettenhofen gezogen. „Die Qualität hier ist so toll. Es ist für mich Routine geworden, hier einzukaufen“, schwärmt sie und hat dabei einen großen Bund Palmkätzchen im Arm. Ursula Keppeler aus Rettenbergen haben es die Kräuterseitlinge von Familie Baumgartner angetan. „Ich mag es regional und lasse mich immer inspirieren. Außerdem trifft man hier stets Bekannte und kann a Schwätzle halten“, lacht sie.
Josefine und Norbert Baumgartner haben den größten Stand auf dem Markt. Doch sie stehen nicht gerne im Mittelpunkt. Sie legen Wert darauf, dass alle Standinhaber gesehen werden und haben nur Lob für Marktmeister Krieger und Kerstin Gaipl-Härle vom Marktamt der Stadt Gersthofen. „Die beiden leisten super Arbeit.“Zudem sind sie angetan von den Kunden, die sich in der Corona-Zeit diszipliniert an die Hygieneregeln halten. „Wir brauchen nie etwas sagen. Die Kunden sind so anständig. Das freut uns richtig“, erzählt Josefine Baumgartner. Ihre Mutter Juliane Zeitlmeier hat vor 50 Jahren mit einem kleinen Gemüsestand angefangen. „Wir Kinder waren immer mit dabei. Es gab für mich keinen Samstag ohne Markt“, berichtet sie. Die Baumgartners haben drei Hektar Freiland in Gebenhofen bei Affing und sind ein Familienbetrieb. „Wir sind zwar nicht biozertifiziert, aber arbeiten viel mit Nützlingen in den Gewächshäusern und mit Mulchfolien.“
Lange Schlangen bilden sich auch vor dem Bäckerstand Himmelbäck. Sabine Brunner verkauft die letzten genetzten Semmeln. „Die sind meist als Erste weg“, sagt sie und packt nebenbei noch das Nougatei aus Haselnussteig mit handgemalten Palmkätzchen darauf ein. Bei der Schönegger Käse-Alm gibt es Almbutter und König Ludwig Bierkäse, bei Franz Maier aus Pentenhausen Kartoffeln und Zwiebeln aus Eigenanbau, das Saure Faß’l aus Pöttmes hat Sauerkraut und Spreewaldgurken, Fisch Lindner geräucherte Makrelen und Seealgensalat, Andreas Kobusch verkauft grüne Tomaten, schwarzen Knoblauch und Peperoncini am Stand und Familie Zopp aus Babenhausen wartet mit Auslandsspezialitäten wie Antipasti und Melitzana Salat aus Auberginen auf.