Augsburger Allgemeine (Land Nord)

In Ostendorf finden Max und Moritz ein Zuhause

Monika Fassl betreibt eine Auffangsta­tion für Kaninchen in Ostendorf. Wie die 25 Tiere in Muckis Hasenscheu­ne leben und was die Nager wirklich brauchen

- VON SONJA DILLER

Meitingen‰Ostendorf. Schwarz-weiß mit Hängeöhrch­en, braun-plüschig vor sich hin mümmelnd oder selbstverg­essen in der Sonne dösend sehen die Zwergkanin­chen in Muckis Hasenscheu­ne aus. Als ob sie schon immer ein tolles Leben gehabt hätten. Leider stimmt das so nicht. In der Auffangsta­tion von Monika Fassl treffen sich die Fehlkäufe, die von großen Würfen übrig gebliebene­n, die in falscher Haltung krank gefütterte­n Häschen. Zum Glück für die vierpfotig­en Charmeure. Denn hier in Ostendorf werden sie sozialisie­rt, wieder auf die Beine gestellt und an ein gutes, neues Zuhause vermittelt.

Als tierische Sozialarbe­iter sind die Langohren Max und Moritz dabei in Festanstel­lung behilflich. Der Acht-Kilo-Brocken Max und sein halb so schwerer Kumpel Moritz begrüßen alle Neuankömml­inge und erklären ihnen, wie der Hase läuft. Damit alles schön gemütlich abläuft im Revier, denn Stress ist Gift für Zwergkanin­chen.

Oh wie süß! Putzig! Kuschelig! Wenn sie das hört, ist Monika Fassl gar nicht begeistert. Hübsch anzusehen sind Zwergkanin­chen, das stimmt schon. Aber kuschelige Schoßtiere fürs Kinderzimm­er sind sie sicher nicht. „Das sind Fluchttier­e mit hohen Ansprüchen in der Haltung.“Wenn das nicht von Anfang an klar ist, dann wird der Mümmler schnell lästig und landet, wenn er Glück hat, im Tierschutz. Wenn er Pech hat, ist die Straße die fast sichere Endstation.

Als sie vor bald zehn Jahren mal wieder in der Zeitung von ausgesetzt­en Kaninchen gelesen hatte, war das Maß für die Tierfreund­in voll. Die Idee zu Muckis Hasenscheu­ne war geboren und bald umgesetzt. „Zeit habe ich ja“, sagt die an Multipler Sklerose (MS) erkrankte Frührentne­rin. Sie ist davon überzeugt, dass ihr die Arbeit für und mit den Tieren guttut. Erst in Gablingen und seit einem knappen Jahr im Meitinger Ortsteil Ostendorf nimmt Monika Fassl mit der tatkräftig­en Unterstütz­ung von Ehemann Martin Zwergkanin­chen in Obhut und vermittelt sie an Halter, die genau wissen, worauf sie sich einlassen.

Mindestens sechs Quadratmet­er Platz für zwei Tiere ist für die Tierärztli­che Vereinigun­g für Tierschutz ein Muss. Plus 20 Prozent für jedes weitere Tier. Am besten sind Kaninchen in ganzjährig­er Außenhaltu­ng mit Stall und Auslauf aufgehoben. Ein kleiner Käfig aus der Zoohandlun­g reicht also bei Weitem nicht aus. Auch beim Futter muss aufgepasst werden.

Frisches Gemüse ist gut, Obst ist schlecht, denn der Fruchtzuck­er führt leicht zu Diabetes. Heu, Kräuter und Gräser, hochwertig­es Raufutter für gesunde Zähne sind die Voraussetz­ung für gute Gesundheit der für Verdauungs­störungen anfälligen Tiere. Da muss kräftig investiert werden. Das alles erfahren potenziell­e Kaninchenh­alter bei Informatio­nsgespräch­en mit Monika. Erst danach darf ein Kaninchen umziehen. „Wenn sich bei den Vorgespräc­hen herausstel­lt, dass die Haltung doch zu aufwendig ist, bin ich niemandem böse, der dann darauf verzichtet ein Tier zu adoptieren.“

Aktuell teilen sich in Ostendorf bis zu 25 der größeren und kleineren Widder, Löwenköpfc­hen und Farbenzwer­ge das Schutzhaus und den luftigen Auslauf. Vermittelt werden gerade keine Tiere, denn vor Ostern und vor Weihnachte­n ist die Gefahr zu groß, dass die Zwergkanin­chen als Geschenke im Nest oder unter dem Baum landen. Zwei Wochen vor und zwei Wochen nach den Feiertagen ist deshalb Umzugsstop­p. Interessie­rte können sich in diesen vier Wochen aber gerne melden und zum Kennenlern­en vorbeikomm­en. Auf der Facebook-Seite der Hasenscheu­ne kann man die Umzugskand­idaten vorab anschauen. Doch auch wenn viele der lustigen Fellnasen neue Liebhaber finden, wird der Nachschub für die Auffangsta­tion wohl nicht ausgehen.

Mit gleich doppelt angelegter Gebärmutte­r und einer Tragezeit von nur einem Monat ist reichliche­r Nachwuchs vorprogram­miert, wenn nicht alle Rammler einer Gruppe kastriert sind. Deshalb sind zusätzlich­e Gehege auch schon in der Planung. Irgendwo gibt es immer ein Kaninchen, das dringend ein Dach über dem Kopf braucht. Gemeinsam mit Ehemann Martin und Freundin Annette, die in Augsburg eine Auffangsta­tion für Meerschwei­nchen betreibt, klappt das schon, ist „Kaninchenm­ama“Monika Fassl überzeugt.

 ??  ?? Auf ihren Sozialarbe­iter Max kann sich Monika Fassl immer verlassen. Der Kanin‰ chen‰Riese ist ein ganz lieber Kerl, flößt renitenten Rammlern aber Respekt ein.
Auf ihren Sozialarbe­iter Max kann sich Monika Fassl immer verlassen. Der Kanin‰ chen‰Riese ist ein ganz lieber Kerl, flößt renitenten Rammlern aber Respekt ein.
 ?? Fotos: Sonja Diller ?? Chillen im Außengeheg­e: So sieht für die Zwergkanin­chen in Mucki’s Hasenscheu‰ ne ein toller Tag aus.
Fotos: Sonja Diller Chillen im Außengeheg­e: So sieht für die Zwergkanin­chen in Mucki’s Hasenscheu‰ ne ein toller Tag aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany