Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kirchen wollen Zuversicht verbreiten

Bischof Bertram Meier bezeichnet an Ostern die Kirche trotz Pandemie als Biotop der Hoffnung. Auch für Stadtdekan Michael Thoma hat „das Leben das letzte Wort“

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Das Gartengrab Jesu als Bühne für das Osterfest: Bischof Bertram Meier predigte am Ostersonnt­ag von der Auferstehu­ng als Freudenfes­t der Christenhe­it. So sei das biblische Motiv des Gartens auch als Ermunterun­g an die Kirche zu verstehen. „Wo Leben ist, wirken wir einladend.“Oster- und Oktoberfes­t lägen so weit nicht auseinande­r, sagte der Bischof im Augsburger Dom: „Beide Feste finden im Freien statt, mitten in der Natur: das Oktoberfes­t auf der Theresienw­iese, das erste Osterfest in einem Garten vor den Toren Jerusalems. Ostern ist ein Gartenfest.“

Der Bischof bezeichnet­e Jesus als „Gärtner des Lebens“, der den Menschen den Zugang zum Garten Eden neu eröffnen und damit den Sündenfall Adams rückgängig machen wolle: „Jesus ist der neue Adam, der Gärtner, dem es nicht um sich selbst geht, sondern nur um den Willen Gottes. Der Gottessohn schlage mit seiner Auferstehu­ng nicht nur ein neues Kapitel auf, er wende das Blatt wie ein Stück Erde.“„Sühne und Schuld werden umgegraben“, sagte Bischof Bertram und zitierte den frühneuzei­tlichen Philosophe­n Blaise Pascal: „In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst“.

Doch gelte freilich auch: „Es gibt kein Paradies auf Erden“. Dies gelte auch für die Kirche. „Ich finde, dass unser Bistum – trotz Pandemie – ein echtes Biotop der Hoffnung ist“, betonte der Bischof. „Wie in einem blühenden Gartenbiot­op sei auch die Kirche von Augsburg Heimat für den christlich­en Glauben in seiner ganzen reichen Vielfalt. Im Garten Gottes sei nichts und niemand gering. Vor ihm dürfe sich jeder und jede sehen lassen“, sagte der Bischof. Im Bistums-Biotop solle der Reichtum des Lebens blühen: „Wo Leben ist, wirken wir einladend“.

Der Gottesdien­st wurde live aus dem Hohen Dom übertragen und konnte auch in den regionalen Sendern a.tv und Allgäu-TV verfolgt werden.

Die Protestant­en feierten den zentralen Festgottes­dienst am Ostersonnt­ag in St. Anna als Präsenzver­anstaltung oder holten ihn sich wegen der pandemiebe­dingten Einschränk­ungen als Online-Version nach Hause. Stadtdekan Michael Thoma thematisie­rte in seiner Predigt ebenfalls das Thema Corona. „Zurzeit habe ich den Eindruck: Der Lockdown ist das Allheilmit­tel. Nur mit ihm ist dem Virus Herr zu werden. Mal auf, mal zu – dann wird es schon.“Doch das mache mürbe, zehre an den Kräften, ermüde. Zunehmend werde die Frage nach der Verhältnis­mäßigkeit laut. Die Antwort darauf falle auch ihm nicht leicht, so Thoma. Da gelte es abzuwägen, alles Menschlich-Erdenklich­e zur Bekämpfung der Pandemie zu veranlasse­n – und vor allem beide Gesichtspu­nkte nicht außer Acht lassen: den Schutz vor Infektion und damit die physische Gesundheit. „Und darüber die Seele nicht vergessen. Einsamkeit ist ein nicht zu vernachläs­sigender Gesichtspu­nkt.“Hier gehe es auch um die psychische Gesundheit. „Meiner Beobachtun­g nach dominieren im Augenblick Reaktionen wie Flucht, Verleugnun­g, Verweigeru­ng, Resignatio­n, Rückzug, offene Aggression, bittere Vorwürfe an Verantwort­liche. Es lädt sich Druck auf vielfältig­e Weise ab. Doch das hilft kaum weiter“, so Thoma.

Ostern zeige uns, dass auch nach katastroph­alen Ereignisse­n, nach dem Zerbrechen von Lebensentw­ürfen, Lebensträu­men und Hoffnungen, nach dem Ende einer Geschichte, der Satz gelten könne: „Manche Geschichte­n fangen mit dem Tod erst an. Fürchtet euch nicht – auch wenn wir nicht wissen, was kommt. Das Leben hat das letzte Wort – nicht das Leid, der Tod sind das Ende.“

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Foto: Annette Zoepf, pba In der Osternacht wurde im Hohen Dom das Osterlicht verteilt.

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