Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gladbacher Rache
Nachdem der Borussia der Trainer weggekauft wurde, schlägt sie nun zurück
Frankfurt am Main Adi Hütters Dreijahresvertrag in Mönchengladbach hat vermutlich keine Ausstiegsklausel, darüber war ja der gesamte Verein vor Wochen gestolpert, als der amtierende Trainer Marco Rose den Wechsel-Paragrafen seines Vertrags ganz gut kannte und darüber gen Dortmund entschwand.
Hütter ist eine gute Wahl, zweifellos. Der Trainer spielt mit Frankfurt famosen Offensivfußball, überstand kleine Krisen mit großen Antworten, machte fast alle Spieler stetig besser. Wer den Abwehrmann Hinteregger vor Jahren in Gladbach erlebt hat und ihn heute in Frankfurt sieht, weiß das. Allein deshalb können sich die 7,5 Millionen Euro Ablöse für den Trainer lohnen. Gladbachs Perspektiv-Luxuskader würde weiter aufblühen – und das Geld zurückfließen. Fünf Millionen kommen ohnehin aus Dortmund für Rose – willkommen im neuen Kapitel der Trainer-Ablösen.
Trotzdem bleiben auch negative Seiten: Weil in Gladbach ausgiebig darüber gehadert wurde, wie einfallslos es ist, dass Dortmund Gladbach den Trainer Rose klaut. Man witterte Böswilligkeit, auch mancher Verantwortlicher. Jetzt aber ist man ähnlich unterwegs, in Frankfurt spricht man die Anhänger derzeit lieber nicht auf Max Eberl an. Dass der Gladbacher Sportchef um diese Brisanz weiß, ist anzunehmen.
Dass mancher ihm eine kreativere Lösung zugetraut hätte, als 7,5 Millionen Euro für einen beliebten Liga-Trainer zu investieren, weiß Eberl auch. Umso größer wird seine Überzeugung von Hütter sein.
Eberl hat genutzt, dass Frankfurt organisatorisch auseinanderfällt. Was die Trainerverpflichtung über Gladbachs Entwicklung aussagt? Der Wert des Klubs wird von Hütter hoch eingeschätzt, man scheint weiter zu sein als Frankfurt, der Kader verspricht Perspektive, das Management ist verbindlich und gut aufgestellt. Gladbach ist trotz sportlicher Delle substanziell ein attraktiver Arbeitsplatz. In Frankfurt werden sie es trotzdem nicht verstehen. Sie wähnen sich auf Augenhöhe mit Gladbach. So wie es Gladbach erst im Fall Rose mit Dortmund ergangen war. »Randbemerkung