Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kultur wechselt vom Saal an die frische Luft
Seit einem Jahr sind die Kultureinrichtungen im Augsburger Land mit kurzen Unterbrechungen geschlossen. Geben die Stadthallenteams die Spielzeit schon auf? Nicht ganz, derzeit werden Pläne für den Sommer geschmiedet
Landkreis Augsburg Eigentlich wäre jetzt auf der Bühne der Stadthalle Gersthofen Hochbetrieb, mehrere Vorstellungen in der Woche würden steigen. Nun ist das Haus leer, der Vorhang bleibt unten, und das seit Monaten. Nicht anders sieht es in der Stadthalle Neusäß und beim Bürgersaal Stadtbergen aus. Mit dem am Dienstag beschlossenen „Bundeslockdown“wird sich daran bis auf Weiteres nichts ändern: Die Stadthallen Gersthofen und Neusäß sowie der Bürgersaal Stadtbergen müssen weiterhin reihenweise Gastspiele absagen oder in den Herbst oder auf nächstes Jahr verschieben. Dennoch sollen die Menschen im Sommer möglichst nicht völlig ohne Kulturangebot bleiben. Derzeit werden daher Details für eine Alternative zum heuer durch das Virus vereitelten Programm ausgearbeitet.
Die laufende Saison noch nicht ganz aufgegeben hat Gersthofens Kulturreferent Uwe Wagner. „Nach wie vor wollen wir sofort bereit sein, wenn es wieder losgeht.“Und es sei noch nicht ausgeschlossen, dass dies im Mai oder Juni der Fall sein könnte. Außerdem sei es nicht so leicht, einfach eine Veranstaltung kurzfristig abzusagen. „Wir sind jeweils Vertragspartner, da können wir nicht auf
Verdacht aussteigen, weil wir fürchten, dass möglicherweise der Lockdown im Mai immer noch gilt“, betont Wagner. So werde dann vor allem mit Terminverschiebungen gearbeitet, wenn die jeweiligen Pandemieregeln eine Vorstellung zum geplanten Zeitpunkt noch nicht zulassen.
Für den Sommer gibt es Wagner zufolge bereits Ideen, die am Montag, 26. April, dem Kulturausschuss vorgestellt werden sollen. Details möchte der Kulturreferent vorher nicht preisgeben. „Aber wir haben tolle Programmpunkte geplant, die innerhalb von zwei Wochen stattfinden sollen.“So werde man auch nach draußen gehen. „Dort werden wir verschiedene Orte bespielen und kreativ sein.“
Insgesamt sei die Situation unbefriedigend, findet Wagner. „Man kann, wenn die Stadthalle wieder geöffnet werden darf, nicht einfach von null aus loslegen.“So bleibe das Team optimistisch, dass die veranstaltungslose Zeit nicht mehr allzu lange dauert. „Was anderes bleibt uns nicht übrig“, so der Gersthofer Kulturreferent.
Ernüchterung macht sich auch in Neusäß breit. „Die aktuelle Stadthallensaison ist für uns gelaufen“, erklärt Veronika Wanninger vom Kulturbüro auf Anfrage unserer RedakAllerdings gebe es üblicherweise in den Monaten ab Mai ohnehin weniger Veranstaltungen in der Halle als im Herbst und Winter. Sie sei auch skeptisch, was die Zukunft betrifft. „Wir glauben dran, dass wir wohl erst wieder in der neuen Saison im Herbst starten können.“Schließlich brauche das Team auch Zeit, um nach dem Lockdown alles nach den dann geltenden Regeln einzurichten. „Wenn wir zum Beispiel ein Testzentrum vor der Stadthalle benötigen, muss das organisiert werden“, betont Veronika Wanninger.
Das eigentlich heuer anstehende
Stadtfest hat das Kulturbüro-Team vorsorglich schon auf das Jahr 2022 verschoben. „Aber als Ersatz dafür würden wir gerne im Sommer viele kleinere kulturelle Angebote an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet machen.“Es soll sich dabei aber um kein „Stadtfest in klein“handeln. Veronika Wanninger zufolge hat das Kulturbüro-Team verschiedene Angebote im Sinn. „Wir sind breit aufgestellt mit unterschiedlichen Säulen, wir schauen halt, welche davon übrig bleiben, wenn die Verordnungen der Staatsregierung da sind.“Vor allem Akteure aus der Region sollten in dietion. sem Fall zu sehen sein, so Veronika Wanninger weiter.
Die Veranstaltungen im Stadtberger Bürgersaal für diese Saison wurden zwar komplett abgesagt. „Einen Stadtberger Kultursommer wird es allerdings heuer vom Donnerstag, 22., bis Sonntag, 25. Juli, trotzdem geben – mit einem Open Air in Corona-gemäßer Form“, sagt Stephanie Nawarra vom Stadtberger Kulturamtsteam. Dies sei gerade beschlossen worden. „Wir haben einiges in petto – so wird wohl die Presley Family auftreten.“Weiter werde man regionale und überregionale Künstler präsentieren. „Zusätzlich gibt es einen Kunsthandwerkermarkt“, kündigt Stephanie Nawarra an.
Für das Frühjahr im Bürgersaal geplante Auftritte der Presley Family sowie des Duos Stefan Leonhardsberger und Martin Schmid wurden in den Oktober verlegt. „Das war bei den beiden Letzteren gar nicht so einfach“, sagt Stephanie Nawarra. Denn Leonhardsberger und Schmid seien viel unterwegs, unter anderem auch in Österreich.
Jedenfalls soll möglichst im September wieder mit Veranstaltungen im Bürgersaal angefangen werden. „Wir hoffen, dass wir dann vor mehr Leuten spielen können und nicht nur vor 50 Zuschauern“, so Stephanie Nawarra.