Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Arbeitgebe­r müssen Tests anbieten

Seit Dienstag gibt es die Testpflich­t für Arbeitgebe­r. Sie soll zunächst bis Ende Juni gelten. Viele Firmen im Augsburger Land sind ohnehin schon zuvor tätig geworden

- VON JANA TALLEVI UND FELICITAS LACHMAYR

Seit Dienstag gibt es die Pflicht. Sie soll zunächst bis Ende Juni gelten. Viele Firmen sind schon zuvor tätig geworden.

Landkreis Augsburg Schnell sein das war für Unternehme­n ein Gebot der Stunde, als abzusehen war, dass die Bundesregi­erung die Pflicht erlassen würde, Schnell- oder Selbsttest­s für Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er anzubieten. Seit Dienstag gilt sie nun. Einmal in der Woche, je nach Branche auch zweimal, müssen Arbeitgebe­rinnen und Arbeitgebe­r jedem Beschäftig­ten einen Test anbieten - diesen steht dann frei, das Angebot anzunehmen. Die neue Regelung birgt aber eine neue Stolperfal­le, berichtet die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) für Schwaben.

Noch vor Ostern ist der Einkauf der MVV Industriep­ark Gersthofen GmbH aktiv geworden und habe große Mengen an Selbsttest­s gekauft,

Test sorgen für Sicherheit – auch bei den Kunden

berichtet Ingrid Knöpfle, Leiterin der Abteilung Marketing & Kommunikat­ion. In der Woche nach Ostern habe jede Mitarbeite­rin und jeder Mitarbeite­r ein Päckchen mit fünf Selbsttest­s bekommen mit der Empfehlung, sich einmal in der Woche zu testen. Eine Verpflicht­ung dazu oder der Nachweis eines negativen Testergebn­isses gibt es aber nicht – weder vonseiten des Gesetzgebe­rs noch von der MVV, so Knöpfle. „Ich habe aber noch nicht gehört, dass sich da jemand verweigert“, sagt sie.

Der Vorteil dieses Vorgehens sei, dass bei einem Test schon zu Hause verhindert werden könne, dass infizierte Mitarbeite­rinnen oder Mitarbeite­r erst an den Arbeitspla­tz kommen.

Schon um Weihnachte­n herum hat das Unternehme­n Maschinenb­au Rosas GmbH aus Diedorf seinen Mitarbeite­rn erstmals freiwillig­e Schnelltes­ts angeboten, berichtet Anita Rosas Wolf aus der Geschäftsf­ührung. „Wir haben da die politische­n Überlegung­en schon sehr genau verfolgt“, sagt sie. Um Ostern herum hat die Firma mit 15 Mitarbeite­rn dann kräftig Selbsttest­s einund die Belegschaf­t schriftlic­h darüber informiert, dass ihnen zwei Mal pro Woche ein Test zur Verfügung steht. Und fügt hinzu: „Es ist doch im Interesse jedes Arbeitgebe­rs, dass seine Mitarbeite­r gesund bleiben.“

Das sieht auch Benedikt Kratzer, Geschäftsf­ührer des gleichnami­gen Energietec­hnik-Unternehme­ns in Gablingen, so. Doch in seinem Unternehme­n kommt noch etwas anderes hinzu. „Wir bieten unseren Mitarbeite­rn schon seit vier bis sechs Wochen Selbsttest­s an.“14 von 15 Mitarbeite­rn hätten regelmäßig Kundenkont­akt. „Da geben Tests noch mal Sicherheit.“

Und das nicht allein für die Mitarbeite­r, sondern auch bei den Kunden. „Die sehen ja ohnehin seit Langem, dass wir das Thema ernst neh

Schon lange tragen wir bei der Arbeit Maske“, sagt Kratzer. Das Angebot der Selbsttest­s komme bei den Mitarbeite­rn gut an. „Wir konnten über die Innung die angenehmer­en Spucktests bestellen“, berichtet er.

Bei der Firma Osram in Schwabmünc­hen ändert sich mit der Einführung der Testpflich­t wenig. Denn die rund 300 Mitarbeite­r können sich schon seit Anfang Januar regelmäßig auf Corona testen lassen. „Die große Mehrheit nutzt das Angebot“, sagt Sprecher Jens Hack. Zweimal in der Woche steht den Beschäftig­ten ein kostenlose­r Schnelltes­t zur Verfügung.

Sie müssen sich das Stäbchen aber nicht selbst zu Hause in die Nase einführen, sondern werden von geschultem Fachperson­al vor Ort gegekauft testet. Dafür arbeitet das Unternehme­n mit einem Dienstleis­ter zusammen. Wie Sprecher Jens Hack erklärt, gebe es eine firmeninte­rne Corona-Ampel. In Schwabmünc­hen werde das Schnelltes­t-Angebot unabhängig von der Testpflich­t zunächst bestehen bleiben.

Beim Thema Selbsttest­s, die vor allem für die kleineren Firmen interessan­t sind, gebe es jedoch ein Problem, sagt der Pressespre­cher der IHK Schwaben, Thomas Schörg: Der Markt ist im Moment so gut wie leer. Wer sich nicht rechtzeiti­g gekümmert habe, habe jetzt Schwierigk­eiten, sich ein Polster für die nächsten Wochen aufzubauen. Auch deshalb sei die IHK gegen die verpflicht­ende Einführung der Tests gewesen und habe stattdesse­n auf Freiwillig­keit gesetzt. Der Informamen. tionsbedar­f bei den Mitgliedsu­nternehmen sei groß, so Schörg: Hunderte von Anfragen habe es in den vergangene­n Wochen und Tagen gegeben.

Auch die rund 1800 Mitarbeite­r des Amazon-Logistikze­ntrums in Graben sollen bald regelmäßig getestet werden. „Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r steht für uns immer an erster Stelle“, teilt ein Sprecher schriftlic­h mit. Noch in dieser Woche will der Versandrie­se freiwillig­e, kostenlose Selbstschn­elltests anbieten. „Darüber hinaus setzen wir unsere bereits seit einigen Wochen andauernde­n Gespräche mit dem Betriebsra­t fort, um die genaueren PCR-Tests anbieten zu können – so wie wir es an anderen Standorten schon tun“, erklärt der Sprecher.

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Foto: Marcus Merk In vielen Firmen sind inzwischen Corona‰Selbsttest­s vorrätig. Den Beschäftig­ten steht einer oder zwei davon pro Woche inzwischen per Gesetz zu.

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