Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ruf nach Söder wird nicht verhallen“

Söder zieht beim Kampf um die Kanzlerkan­didatur zurück. Die CSU-Basis im Landkreis ist enttäuscht. Die deutlichst­en Worte kommen von einem Vertreter einer anderen Partei

- VON MAXIMILIAN CZYSZ UND REGINE KAHL

Landkreis Augsburg Nach einer halben Stunde war alles vorbei: Anders als erwartet, habe es am Dienstagna­chmittag in der CDU-/CSUFraktio­n in Berlin keine große Debatte mehr über die Entscheidu­ng des Machtkampf­s zwischen Laschet und Söder gegeben, berichtet Teilnehmer Hansjörg Durz. Der Abgeordnet­e aus Neusäß hätte sich zwar einen Kanzlerkan­didaten Söder gewünscht, akzeptiert aber das Votum. Durz nennt den Rückzug Söders „stilvoll“. Das sehen auch viele Parteikoll­egen im Landkreis Augsburg so, die Enttäuschu­ng ist trotzdem herauszuhö­ren.

„Schade“, so lautet die erste Reaktion des Kreisvorsi­tzenden der Jungen Union (JU), Ludwig Lenzgeiger auf das Nachsehen Söders. Die CDU hat seiner Ansicht nach eine Chance vertan. Lenzgeiger kennt Söder seit zehn Jahren von Parteivera­nstaltunge­n und findet, dass dieser die Menschen begeistern kann: „Er hat eine Ausstrahlu­ng und eine einnehmend­e Art.“Dazu gefalle ihm Söders Entscheidu­ngsfreude und Klarheit. Lenzgeiger ist am Dienstag von der Entscheidu­ng der CDU pro Laschet überrascht worden. Der Politiker aus Adelsried hatte damit gerechnet, dass Laschet einsehe, dass Söder bei den Wahlen größere Chancen gehabt hätte. Lenzgeiger: „Jetzt muss Laschet ran und vorlegen.“

Laschet sei am Dienstag der Fraktion zugeschalt­et gewesen und habe sich bedankt für die „offene Diskussion“, berichtet Durz. Der Ministerpr­äsident aus NordrheinW­estfalen habe betont, dass es trotz der teils emotionale­n Debatte wichtig sei, dass man sich weiter gut in die Augen schauen könne. Das ist auch Durz wichtig, der am Dienstag mit einigen Fraktionsk­ollegen aus der CDU gesprochen hat. Sein Eindruck: Die Entscheidu­ng werde ak

Sozialmini­sterin und CSUKreisvo­rsitzende Carolina Trautner sagt: „Es zeigt die menschlich­e Größe von Markus Söder, dass er sich trotz des großen Zuspruches in der CDU und in ganz Deutschlan­d in den Dienst der Sache stellt.“Söder habe durch seine „herausrage­nde Arbeit“in Bayern bewiesen, dass er kanzlertau­glich sei, sagte die Stadtberge­rin. Trautner: „Es ist gut, dass wir jetzt eine Entscheidu­ng und einen gemeinsame­n Kandidaten haben, mit dem wir als Union Wahlkampf für die wichtigen Zukunftsth­emen in Deutschlan­d machen werden.“Auch Stephan Dölle, der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende­r im Kreistag und Schwabmünc­hner Stadtrat, schaut nach vorne: „Es gilt nun, gemeinsam und mit großer Geschlosse­nheit, für die Ziele und Werte von CDU und CSU einzutrete­n. Wir hatten zwei herausrage­nde Kandidaten. Da es aber nur einen Kanzlerkan­didaten geben kann und die Entscheidu­ng gefallen ist, sollten wir diesen mit voller Kraft unterstütz­en.“Dölle geht in den Wahlkampfm­odus über. Es müsse jetzt herausgest­ellt werden, warum die Union auch in Zukunft den Kanzler stellen soll. Deutschlan­d stehe vor großen Herausford­erungen: Corona und die Frage, wie Deutschlan­d vor allem auch für die Zeit nach Corona fit gemacht werden könne. Dölle: „Diese Themen müssen nun in ein zukunftswe­isendes Wahlprogra­mm führen.“Das deutlichst­e Bedauern ist aus den Reihen einer anderen Partei zu hören. Der Landtagsab­geordnete Fabian Mehrung von den Freien Wählern hat erhebliche Zweifel, dass Laschet dem Druck standhalte­n wird. Die Umfragewer­zeptiert. te würden ja immer schlechter werden, so Mehring. „Der Ruf nach Söder wird nicht verhallen“, sagt der Meitinger voraus. Er sieht die Gefahr, dass die personelle Debatte noch länger weitergehe­n wird. Dies sei nicht gut in einer Zeit, in der ein Land eine Pandemie bekämpfen muss. Mehring kritisiert, dass sich bei der Union „abgehobene Parteigrem­ien“gegen die Stimmung an der Basis richten würden. Die Chancen für eine „bürgerlich-liberale Mehrheit im Bund“sind nach der Ansicht von Mehring mit der Präferenz für Laschet kleiner geworden. „Damit wurde den Linken ein großer Gefallen getan.“Mehring bedauert noch aus einem anderen Grund, dass Söder nicht Kanzlerkan­didat wird. Er hätte sich über einen Bayern auf diesem Posten gefreut.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Markus Söder war auch schon im Landkreis Augsburg zu Gast, wie hier im Jahr 2019 beim CSU‰Bezirkspar­teitag in Schwabmün‰ chen. Das Bild zeigt ihn mit Carolina Trautner und Markus Ferber.

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