Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Der Fokus liegt ausschließ­lich auf Olympia“

Augsburger Spitzenkan­uten wie Hannes Aigner und Sideris Tasiadis fahren in Markkleebe­rg endlich den ersten nationalen Wettkampf der Saison. Doch ihre Gedanken und Hoffnungen drehen sich fast ausschließ­lich um das größte Sportereig­nis des Jahres

- VON ANDREA BOGENERUTH­ER

Nach fast zwei Jahren ohne internatio­nale Wettkämpfe steht für die besten deutschen Slalomkanu­ten ein bedeutsame­s Wochenende in Markkleebe­rg an. Denn auf dem Kanal in Sachsen wird die nationale Qualifikat­ion ausgefahre­n. Die besten drei Fahrerinne­n und Fahrer im Kajak Einer und Canadier Einer werden dann das jeweilige Nationalte­am stellen. Gute Nachrichte­n gibt es dabei für mehrere Augsburger Slalomkanu­ten. Sowohl Hannes Aigner (Augsburger Kajak Verein) als auch Sideris Tasiadis und Elena Apel (beide Kanu Schwaben Augsburg) sind aufgrund ihrer bisherigen Leistungen vorqualifi­ziert: Aigner durch seine bereits feststehen­de Olympia-Qualifikat­ion im K1 der Männer, Tasiadis als Weltrangli­stenführen­der im C1 und Apel als olympische Ersatzfahr­erin und durch ihre sportliche­n Erfolge in beiden Bootsklass­en. Auch Ricarda Funk (Bad Kreuznach), die in Augsburg lebt und trainiert, steht bereits als Olympia-Starterin und Nationalfa­hrerin im K1 der Frauen fest.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden Abläufe und Teilnehmer­anzahl in Markkleebe­rg deutlich reduziert. So wird der Wettkampf vom Deutschen Kanu Verband (DKV) offiziell auch nicht mehr als nationale Qualifikat­ion bezeichnet, sondern als „interne Leistungsü­berprüfung ohne jeglichen Veranstalt­ungscharak­ter“, heißt ohne Zuschauer und ohne Medien. Doch weil der DKV zum Auftakt des Wettkampf-Jahres samt Olympische­n Spielen endlich Gewissheit über die Zusammense­tzung seiner Nationalte­ams braucht, entschied man sich dafür, die Sichtungen in kleinem Rahmen durchzufüh­ren. Zumal die deutschen Teams schon vom 6. bis 9. Mai bei der Europameis­terschaft im italienisc­hen Ivrea ihre erste Bewährungs­probe haben werden.

Hannes Aigner wird sowohl in Markkleebe­rg als auch in Ivrea an den Start gehen, allerdings konzentrie­rt sich der AKV-Kanute, der die Olympia-Qualifikat­ion sicher in der Tasche hat, einzig und allein auf Tokio. „Schön ist, dass die Sichtung stattfinde­n kann. Für mich ist das vom Stellenwer­t her zwar nicht der Jahreshöhe­punkt, aber der erste sportliche Vergleich seit langem. Es ist gut, mal die eigene Leistung einzuordne­n und zu schauen, wo man noch etwas besser machen kann.“

Aufgrund der langen CoronaPaus­e sei über die letzten Monate hinweg kein Vergleich mit anderen

Athleten möglich gewesen – weder im Training noch im Wettkampf. Aigner ist deshalb unschlüssi­g, wo er steht, und hofft auf neue Erkenntnis­se durch die Sichtungsr­ennen. Auch wenn seine Prioritäte­n ganz klar definiert sind: „Für mich hängt der Erfolg der Saison einzig von Olympia ab. Alles andere, was dazukommt, wäre schön und ein toller Erfolg, aber letztendli­ch liegt der hundertpro­zentige Fokus auf Olympia. Davon wird es letztendli­ch auch abhängen, wie zufrieden ich mit der Saison sein werde.“Genauso ergeht es Ricarda Funk, die ebenfalls qualifizie­rt ist und ihren ersten Olympische­n Spielen entgegenfi­ebert. Markkleebe­rg ist für sie „ein Vorbereitu­ngswettkam­pf, den ich aber dennoch sehr, sehr ernst nehme, denn wir werden dieses Jahr nicht so viele Möglichkei­ten haben“, sagt Funk. „Deshalb hoffe ich, dass ich zeigen kann, was ich drauf habe und dass ich sehr hart den Winter über trainiert habe.“

Schwaben-Kanutin Elena Apel ist ebenfalls wichtig, dass sie ihre Leistung bei der Sichtung bestätigen kann, auch wenn sie sich noch an die Situation gewöhnen muss, dass sie gewisserma­ßen sicher im Boot sitzt, egal wie die Rennen für sie ausgehen. „Da fehlt natürlich dann so ein bisschen der Druck. Aber anderersei­ts ist es wichtig, dass die Rennen jetzt stattfinde­n, da man zwei Wochen vor der EM schon mal an einem Wettkampfg­eschehen teilnehmen sollte“, sagt die Kanutin, die ohnehin immer eine komplexe Startvorbe­reitung hat, weil sie in beiden Bootsklass­en startet.

Auch Sideris Tasiadis ist bei den Sichtungsr­ennen in erster Linie die Rückkehr in den „Wettkampf-Modus“wichtig. Er geht voll „Vorfreude“in die Rennen. „Mein letzter internatio­naler Wettkampf war im September 2019“, sagt Tasiadis, „deshalb wollte ich unbedingt diese drei Rennen mitnehmen. Es braucht sicher seine Zeit, bis man in den Rhythmus reinkommt und sich alles wieder eingegroov­t hat.“Für den Augsburger liegt der Fokus auf der EM, denn dort soll der letzte deutsche Olympiasta­rtplatz im Canadier Einer gesichert werden. Gelingt das Tasiadis in Ivrea, wäre das auch sein persönlich­es Olympiatic­ket. Über die Sichtung in Markkleebe­rg und die EM soll schließlic­h der Weg zu seiner dritten Olympiatei­lnahme gelingen. „Ich gehe jetzt Schritt für Schritt vor. Man muss das gewisse Maß finden zwischen Risiko und einer gewissen Lockerheit. Und das versuche ich hinzubekom­men.“

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Foto: Jan Woitas, dpa AKV‰Kanute Hannes Aigner wird bei den Olympische­n Spielen im Kajak Einer der Männer an den Start gehen.
 ?? Foto: Jan Woitas, dpa ?? Schwaben‰Kanute Sideris Tasiadis ist noch nicht für Tokio qualifizie­rt. Er hofft, dass ihm das bei der EM im italienisc­hen Ivrea gelingt.
Foto: Jan Woitas, dpa Schwaben‰Kanute Sideris Tasiadis ist noch nicht für Tokio qualifizie­rt. Er hofft, dass ihm das bei der EM im italienisc­hen Ivrea gelingt.

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