Augsburger Allgemeine (Land Nord)
KrankenhausAreal Wertingen: Alles auf Null?
Nach dem eindeutigen Bürgerentscheid in der Zusamstadt sieht es laut Landrat Leo Schrell auch für das geplante Pflegeheim und das Parkdeck nicht gut aus. Er äußert sich zudem über den Einfluss auf die Landratswahl 2022
Wertingen Der Bürgerentscheid am Sonntag in Wertingen ging klar gegen den Ärztehaus-Turm von Ulrich Reitenberger aus. Rund 3300 Wertinger gaben ihre Stimme ab. 1958 davon, das sind 56,6 Prozent, stimmten gegen die Weiterplanung des Ärztehaus-Turms.
Landrat Leo Schrell (Freie Wähler) reagierte enttäuscht: „Wir haben ein modernes Zukunftskonzept zur weiteren Verbesserung der medizinischen Versorgung der Menschen in der Region Wertingen und im gesamten Landkreis Dillingen vorgelegt. Bei all unseren Überlegungen stand und steht der langfristige Erhalt des Wertinger Krankenhauses an oberster Stelle. Das Ärztehaus unmittelbar am Krankenhaus hätte ein wichtiger Baustein dafür werden können. Dass sich die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich dagegen ausgesprochen haben, finde ich schade.“
Der Landrat sowie die Freien Wähler im Stadtrat hatten von Anfang an für das Projekt von Ulrich Reitenberger geworben, der eben- falls den Freien Wählern angehört und für diese im Kreistag sitzt. Für die Aufwertung des Krankenhausgeländes stellten Reitenberger und Schrell bereits im März 2020, damals noch unter dem Titel „Medizincampus“, ihre Idee vor. Neben dem Ärztehaus-Turm, der im Planungsentwurf mit elf Stockwerken angedacht war, sollten auf dem Krankenhaus-Areal eigentlich auch ein Pflegeheim, eine Pflegeschule und ein mehrgeschossiges Parkdeck entstehen.
Eigentlich – denn diese Pläne könnten nun hinfällig sein. Schrell dazu: „Da ein Pflegeheim nach meiner Einschätzung auch nur durch einen privaten Investor errichtet werden könnte und dafür ein Grundstücksverkauf durch den Landkreis erfolgen müsste, wird voraussichtlich auch dieses Projekt nicht umsetzbar sein.“Auch Bürgermeister Willy Lehmeier hatte gegenüber unserer Zeitung die Befürchtung geäußert, dass sich für derartige Pläne dieselben Probleme ergeben würden wie bei Reitenbergers Turm. Eines der häufigsten Argumente der Kritiker in Stadtrat und Kreistag war der Verkauf des Grundstücks gewesen, der für den Bau notwendig gewesen wäre.
Und damit nicht genug: „Für das geplante Parkdeck fehlt mit der gestrigen Entscheidung ein Investor“, fährt Schrell fort. Und auch für die
Pflegeschule, für die immerhin schon eine Bauvoranfrage eingereicht wurde, gibt es seitens Schrell kein felsenfestes Bekenntnis. „Die Krankenpflegeschule könnte trotzdem gebaut werden. Die weitere Vorgehensweise werde ich dem Aufsichtsrat zur Beratung vorlegen“, so der Landrat. Auf die Frage, ob das Aus für den Tower auch Auswirkungen auf seine Entscheidung hinsichtlich einer möglichen vierten Kandidatur für das Amt des Landrates habe, äußerte sich Schrell wie folgt: „Meine aktuelle Wahlzeit endet erst im Juli 2022, sodass ich noch genügend Zeit habe, eine Entscheidung zu treffen. Der Ausgang des Bürgerbegehrens hat darauf allerdings nicht den geringsten Einfluss.“
Die erfolgreichen Gegner des Projekts hielten sich am Montag mit Kommentaren zurück. Am Sonntag hatte der Initiator der Bürgerinitiative „Für das Krankenhaus – Gegen den Tower“, Klaus Lang, noch in einem Statement geschrieben: „Mit dem Bürgerbegehren haben wir einen Anstoß zur Diskussion gegeben. Dieser Prozess muss jetzt von den Verantwortlichen weitergeführt werden, um in einem offenen Verfahren die bestmögliche Lösung für Wertingen und seine Bürger und Bürgerinnen zu erarbeiten.“Was das im Detail bedeuten soll, sagte
Lang nicht. Der Ortsvorsitzende der Wertinger CSU, Hans Moraw, sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich bin froh, dass es jetzt vorbei ist.“Das vergangene halbe Jahr sei der Turm das alles beherrschende Thema gewesen – und ein „brenzliges“. Jetzt sei es an der Zeit, sich wieder „zusammenzuraufen“. Darauf hofft auch sein Stadtratskollege Tobias Kolb (Kommunale Umweltliste). Ebenso wie Moraw spricht er von der Notwendigkeit, sich wieder „zusammenzuraufen“. Er denkt positiv: Der Wille, das Wertinger Krankenhaus zu erhalten, sei bei allen Stadträten erkennbar.