Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Altes Schwert wirft Rätsel auf
Eine gut erhaltene Waffe aus der Zeit der Lechfeldschlacht soll jetzt geröntgt werden
Königsbrunn Der Mythos Lechfeldschlacht bleibt auch über 1000 Jahre nach dem Einfall der Magyaren in Schwaben lebendig. In Königsbrunn (Kreis Augsburg) freut man sich nun über ein besonderes Fundstück, das eine Familie aus der Region der Stadt zur Verfügung gestellt hat: Es handelt sich um ein Schwert, das aus der Zeit der Schlacht stammt. Die genauen Hintergründe des Fundes sind aber mysteriös.
Denn dafür, dass sie aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammt, ist die Waffe in bemerkenswert gutem Zustand. „Alle Experten haben auf den ersten Blick gesagt, dass sie späteren Datums sein muss, weil sie so gut erhalten ist“, sagt Königsbrunns Kulturbüroleiterin Rebecca Ribarek, die für die Museen und damit auch für das Schwert verantwortlich ist. Normalerweise seien solche Funde deutlich stärker verrostet und gebrochen. Doch die Machart passt in Länge, Zusammensetzung der Teile und der Parierstange am Ende der Klinge genau in diese Zeit, sodass die befragten Experten keine Zweifel an der Einordnung haben. Sie muss einem Kämpfer des deutschen Heeres gehört haben.
Eine Erklärung für den guten Zustand der Waffe haben die Königsbrunner aber nicht. Gefunden wurde das Schwert auf einem ehemaligen Gutshof nahe dem Fliegerhorst
Lagerlechfeld durch den ehemaligen Verwalter Herbert Birk. Der hatte die Waffe einige Jahre in Besitz und sorgsam gepflegt. Nun lebt er aber in einem Pflegeheim und sein Neffe Heinrich hat den Fund als Dauerleihgabe an die Stadt weitergegeben. Es soll einen Ehrenplatz in der Ausstellung der Dioramen zur Lechfeldschlacht im Infopavillon 955 bekommen.
Die Königsbrunner hoffen auf weitere Einblicke in die Fundgeschichte des Schwerts. Bekannt ist bislang nur, dass Herbert Birk 1984 auf den Gutshof kam. Wann und wo er das Schwert entdeckt hat, ist unklar. Im kiesigen Boden des Lechfelds zersetzen sich Materialien deutlich langsamer als in Humus, was archäologische Funde begünstigt. Doch das allein könne den guten Zustand des Schwertes nicht erklären, sagt Rebecca Ribarek. Die Königsbrunner hoffen, dass Herbert Birk entsprechende Fragen trotz seiner Demenzerkrankung noch beantworten kann. Derzeit darf er wegen der Corona-Maßnahmen aber nicht besucht werden.
Weitere Antworten erhofft man sich durch die Restauration. In wenigen Tagen kommt das Schwert in die Hände von Matthias Blana vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Thierhaupten. Dort werden mit einem speziellen Verfahren alle Salze entfernt, sodass es nicht weiter rostet. Danach wird das Schwert geröntgt. Besonders interessant ist dabei der Übergang zwischen Klinge und Parierstange. Denn die Waffenschmiede signierten ihre Schwerter dort mit sogenannten Schlagmarken. „Manchmal zeigt das Röntgenbild Dinge, die man mit bloßem Auge nicht erkennt“, sagt Blana. Gibt es eine Marke, gäbe das neue Rechercheansätze zur Geschichte des Schwerts.
„Wir freuen uns einfach über dieses tolle Fundstück aus der Zeit“, sagt Rebecca Ribarek. Sie plant derzeit, wie das Schwert in die Ausstellung integriert werden kann.