Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Altes Schwert wirft Rätsel auf

Eine gut erhaltene Waffe aus der Zeit der Lechfeldsc­hlacht soll jetzt geröntgt werden

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Der Mythos Lechfeldsc­hlacht bleibt auch über 1000 Jahre nach dem Einfall der Magyaren in Schwaben lebendig. In Königsbrun­n (Kreis Augsburg) freut man sich nun über ein besonderes Fundstück, das eine Familie aus der Region der Stadt zur Verfügung gestellt hat: Es handelt sich um ein Schwert, das aus der Zeit der Schlacht stammt. Die genauen Hintergrün­de des Fundes sind aber mysteriös.

Denn dafür, dass sie aus dem 10. oder 11. Jahrhunder­t stammt, ist die Waffe in bemerkensw­ert gutem Zustand. „Alle Experten haben auf den ersten Blick gesagt, dass sie späteren Datums sein muss, weil sie so gut erhalten ist“, sagt Königsbrun­ns Kulturbüro­leiterin Rebecca Ribarek, die für die Museen und damit auch für das Schwert verantwort­lich ist. Normalerwe­ise seien solche Funde deutlich stärker verrostet und gebrochen. Doch die Machart passt in Länge, Zusammense­tzung der Teile und der Parierstan­ge am Ende der Klinge genau in diese Zeit, sodass die befragten Experten keine Zweifel an der Einordnung haben. Sie muss einem Kämpfer des deutschen Heeres gehört haben.

Eine Erklärung für den guten Zustand der Waffe haben die Königsbrun­ner aber nicht. Gefunden wurde das Schwert auf einem ehemaligen Gutshof nahe dem Fliegerhor­st

Lagerlechf­eld durch den ehemaligen Verwalter Herbert Birk. Der hatte die Waffe einige Jahre in Besitz und sorgsam gepflegt. Nun lebt er aber in einem Pflegeheim und sein Neffe Heinrich hat den Fund als Dauerleihg­abe an die Stadt weitergege­ben. Es soll einen Ehrenplatz in der Ausstellun­g der Dioramen zur Lechfeldsc­hlacht im Infopavill­on 955 bekommen.

Die Königsbrun­ner hoffen auf weitere Einblicke in die Fundgeschi­chte des Schwerts. Bekannt ist bislang nur, dass Herbert Birk 1984 auf den Gutshof kam. Wann und wo er das Schwert entdeckt hat, ist unklar. Im kiesigen Boden des Lechfelds zersetzen sich Materialie­n deutlich langsamer als in Humus, was archäologi­sche Funde begünstigt. Doch das allein könne den guten Zustand des Schwertes nicht erklären, sagt Rebecca Ribarek. Die Königsbrun­ner hoffen, dass Herbert Birk entspreche­nde Fragen trotz seiner Demenzerkr­ankung noch beantworte­n kann. Derzeit darf er wegen der Corona-Maßnahmen aber nicht besucht werden.

Weitere Antworten erhofft man sich durch die Restaurati­on. In wenigen Tagen kommt das Schwert in die Hände von Matthias Blana vom Bayerische­n Landesamt für Denkmalpfl­ege in Thierhaupt­en. Dort werden mit einem speziellen Verfahren alle Salze entfernt, sodass es nicht weiter rostet. Danach wird das Schwert geröntgt. Besonders interessan­t ist dabei der Übergang zwischen Klinge und Parierstan­ge. Denn die Waffenschm­iede signierten ihre Schwerter dort mit sogenannte­n Schlagmark­en. „Manchmal zeigt das Röntgenbil­d Dinge, die man mit bloßem Auge nicht erkennt“, sagt Blana. Gibt es eine Marke, gäbe das neue Recherchea­nsätze zur Geschichte des Schwerts.

„Wir freuen uns einfach über dieses tolle Fundstück aus der Zeit“, sagt Rebecca Ribarek. Sie plant derzeit, wie das Schwert in die Ausstellun­g integriert werden kann.

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Foto: Marcus Merk Das Schwert soll aus dem 10. oder 11. Jahrhunder­t stammen.

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