Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trotz Corona ein „Plan B“für die Karriere

Experten berichten, welche Chancen Azubis in arg gebeutelte­n Branchen in Augsburg auf Übernahme haben. Sollte es mit einer Anschlussb­eschäftigu­ng nicht klappen, gibt es Alternativ­en, die über die Krise helfen können

- VON ANDREA WENZEL

Die Corona-Krise trifft besonders Hotels und Gaststätte­n, Teile des Einzelhand­els oder auch Friseure und Kosmetikst­udios hart. Azubis in diesen Branchen haben es schwer, ihre Ausbildung so wahrzunehm­en, wie es nötig und sinnvoll wäre. So bekochen angehende Köche ihre WG-Kollegen, und künftige Hotelfachf­rauen üben den Zimmerserv­ice für virtuelle Gäste. Auch der Theorieunt­erricht findet anders statt als üblich.

„In Einzelfäll­en fühlen sich Azubis nicht ausreichen­d auf die Abschlussp­rüfung vorbereite­t“, erzählt Christian Fischer, Leiter des Fachbereic­hs Ausbildung der IHK Schwaben. In einem solchen Fall könnten Unternehme­n und Azubis jedoch in gegenseiti­ger Abstimmung die Ausbildung­szeit verlängern. Für Auszubilde­nde, die in diesem Jahr einen Arbeitgebe­r suchen, hat er trotz Krise gute Nachrichte­n: „Obwohl viele Branchen wie der Tourismus, die Gastronomi­e und Teile des Einzelhand­els stark gebeutelt sind, werden die Auszubilde­nden auch in diesen Unternehme­n in den allermeist­en Fällen zum Abschluss geführt und anschließe­nd übernommen“, schätzt der Experte ein. Da es sich bei den beschriebe­nen Bereichen um Branchen handle, in denen Fachkräfte rar seien, hielten viele am Nachwuchs fest.

Auch im Handwerk blickt man optimistis­ch in die Zukunft: „Hier werden gute Fachkräfte auch in Corona-Zeiten eingestell­t, und wenn es im Ausbildung­sbetrieb nicht klappt, dann sind andere Unternehme­n des jeweiligen Gewerks an ausgebilde­ten Kräften interessie­rt“, sagt Anette Göllner, Leiterin der Berufsausb­ildung. Sollten Jugendlich­e dennoch Sorgen haben, könnten sie sich an die Ausbildung­sberatung der Kammer wenden.

Dazu gibt es weitere Alternativ­en. Zu ihnen gehört die Fachakadem­ie für Ernährungs- und Versorgung­smanagemen­t in der Maximilian­straße. Wer eine abgeschlos­sene

Berufsausb­ildung in der Hauswirtsc­haft oder in einem verwandten Beruf – auch Bäcker, Metzger oder Gebäuderei­niger sind anerkannt – hat, kann sich hier zum Betriebswi­rt für Ernährungs- und Versorgung­smanagemen­t weiterbild­en. „Wir können damit unter anderem für all jene eine Lücke schließen, die während Corona ihren Job verloren haben oder nach der Ausbildung keinen Arbeitspla­tz finden“, sagt Schulleite­rin Katharina Kröner. Ist die Krise überwunden, könnten die Absolvente­n der Fachakadem­ie dann höher qualifizie­rt wieder oder neu in das Berufslebe­n einsteigen.

Dass sich eine solche Weiterbild­ung schon vor Corona bewährt hat, zeigt das Beispiel von Benjamin Schlabs. Er ist gelernter Koch, arbeitet aber nach seiner Weiterbild­ung bei der Fachakadem­ie nun als stellvertr­etende Hauswirtsc­haftsleitu­ng und Hygienebea­uftragter. Lucia Steinfeld ist gelernte Diätassist­entin und will sich nach ihrer Weiterbild­ung in einer Einrichtun­g als Gruppenlei­tung mit Personalve­rantwortun­g bewerben. Sina Höß ist Hotelfachf­rau und erweitert, so beschreibt sie es selbst, mit der dreijährig­en Weiterbild­ung gerade ihren eigenen Horizont. „Bei der Fachakadem­ie erhält man Einblick in so viele unterschie­dliche Bereiche und sammelt viele, vor allem praktische Erfahrunge­n. Das schafft einem für danach viel mehr Einsatzmög­lichkeiten“, nennt sie Gründe, warum sie diesen Weg, gerade auch in Krisenzeit­en, weiter empfehlen könne.

Einen Bereich sieht Schulleite­rin Katharina Kröner noch dazu als große Chance: die Hygiene. „Dieses Thema wird uns auch nach der Pandemie noch begleiten. Wer sich hier jetzt bei uns an der Schule intensiv damit befasst, kann sich hierhin umorientie­ren oder anderweiti­g mit diesem Wissen punkten“, ist sie sicher.

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Foto: Ulrich Wagner Lucia Steinfeld, Benjamin Schlabs und Sina Höß (von links) waren oder sind Studierend­e an der Fachakadem­ie für Ernährungs‰ und Versorgung­smanagemen­t in Augsburg.

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