Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Selbsttest­s an Schulen decken Corona‰Fälle auf

Seit knapp drei Wochen testen sich Augsburger Schüler vor Unterricht­sbeginn auf das Virus. Eine erste Bilanz zeigt: Es wurde dadurch bereits eine Reihe von Infektione­n festgestel­lt

- VON MIRIAM ZISSLER

Seit knapp drei Wochen testen sich die Augsburger Schüler, die am Präsenzunt­erricht teilnehmen dürfen, selbst. Die Einführung der Schnelltes­ts für Schüler hatte für Diskussion­en gesorgt. Gerade Eltern von Grundschul­kindern sorgten sich um das Wohl ihrer Kinder. Inzwischen hat sich die Debatte beruhigt. Die Zahl derer, die ihre Kinder lieber nicht testen lassen wollen und sie deshalb zuhause lassen, ist überschaub­ar. Und es zeigt sich, dass mit den Tests durchaus Corona-Fälle gefunden werden. Wie viele sind es bisher?

Die Anzahl der positiv getesteten Schüler ist nicht unerheblic­h: So wurden dem Gesundheit­samt laut Auskunft des Bildungsre­ferats bisher 36 positive Selbstschn­elltests gemeldet. Davon wurden 32 durch einen anschließe­nden PCR-Test bestätigt. Was die Diskussion um die Testpflich­t angeht, sagt Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne): „Mir ist bewusst, dass es hierbei sehr viele Unsicherhe­iten bei den Lehrkräfte­n, den Schülerinn­en und Schülern sowie den Eltern gab und zum Teil noch gibt.“Im Grunde sei diese Testpflich­t aber zu begrüßen, da sie „sicherere Bildungsor­te und Lernräume“schaffe.

Durch die Selbsttest­s und den schnellen Zugriff auf positiv getestete Schüler hätten bei rund der Hälfte der Fälle Quarantäne­maßnahmen für die komplette Klasse verhindert werden können. Nach Angaben des Bildungsre­ferats waren bislang alle Schularten von positiven Corona-Selbstschn­elltests betroffen. Stand Mittwoch befanden sich sechs Grundschul-, vier Mittelschu­lklassen und eine Klasse einer Förderschu­le in Quarantäne. Daneben wurden drei Klassen von Realschule­n und drei Klassen von Gymnasien in Quarantäne geschickt.

Am Holbein-Gymnasium testen sich die Schüler drei Mal die Woche. „Anfangs waren die Vorbehalte bei

und Eltern groß. Das hat sich aber gelegt“, berichtet Schulleite­r Dieter Fiedler. Gerade die städtische Impfaktion für Lehrer an weiterführ­enden Schulen habe viel zur Beruhigung beigetrage­n, lobt Fiedler. Derzeit seien knapp 60 von 200 Schülern der elften Jahrgangss­tufe in Quarantäne. „Das ist immer mit einem großen organisato­rischen Aufwand verbunden“, sagt er.

Markus Wörle, der Leiter des staatliche­n Schulamtes, bestätigt, dass sich die Tests gut in den Unterricht­sund Schulallta­g eingefügt hätten. „Vor allem die Schüler selbst haben keinerlei Probleme oder Argwohn gegenüber den Testungen, die Lehrkräfte setzen dies mit viel pädagogisc­hem Feingefühl und sehr großer Umsicht um“, sagt er. Der Umgang mit positiv getesteten Schülern sei in „sehr guter Atmosphäre“verlaufen, Eltern seien verständig­t gewesen und haben gut mit der Schule zusammen gearbeitet. Zudem habe es im Vorfeld unter anderem Hilfestell­ungen und Unterstütz­ung von den Schulpsych­ologen gegeben.

Unterstütz­t werden die Schulen auch von Hilfsorgan­isation wie den Maltesern, die Schulungen zu den Schnelltes­ts anbieten. „Die LehrLehrer­n kräfte empfinden die Durchführu­ng als weitaus weniger belastend oder bedrückend als zunächst befürchtet“, sagt Ulrike Altmann, Schulleite­rin der Werner-Egk-Grundschul­e in Augsburg.

In den vergangene­n knapp drei Wochen hat sich an vielen Augsburger Schulen der Selbsttest eingespiel­t. Ein Großteil der Schüler nimmt daran teil. Wie viele Kinder beziehungs­weise ihre Eltern einen Test an der Schule ablehnen, wurde noch nicht detaillier­t aufgeliste­t. In den Grund- und Mittelschu­len haben laut Schulamt aktuell 204 von 14.345 Schülern eine Befreiung beantragt, das sind 1,4 Prozent. Bei den Realschule­n sind es zwölf von 4484 Schülern (0,3 Prozent). Bildungsbü­rgermeiste­rin Wild rechnet damit, dass noch länger getestet wird: „Gerade das strukturel­le Testen an Schulen wird auch langfristi­g wichtig sein, da noch nicht absehbar ist, wann ein Impfstoff für die Kinder und Jugendlich­en zugelassen wird.“

Wann wieder mehr Schüler den Präsenzunt­erricht besuchen können und sich somit selber testen müssen, ist noch nicht abzusehen. Ab einer Sieben-Tages-Inzidenz von 100 soll es weiter Distanzunt­erricht für alle Jahrgangss­tufen außer für die vierten und elften Klassen sowie die Abschlussk­lassen geben. In diesen Klassen ist Wechselunt­erricht oder Präsenzunt­erricht bei Einhaltung des Mindestabs­tands von 1,5 Metern vorgeschri­eben. Die lockerere Regelung der Bundesnotb­remse, nach der die Schulen erst ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 165 schließen, gilt damit im Freistaat vorerst nicht.

Neu ist dagegen, dass nicht mehr die Sieben-Tage-Inzidenz vom Freitag über die Regelung für den Unterricht­sbetrieb der kommenden Woche entscheide­nd ist. Nun gilt die allgemeine Regelung, dass die Entscheidu­ng anhand von drei aneinander folgenden Tagen unter oder über 100 getroffen wird.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild) Mit Selbsttest­s prüfen sich die Schulkinde­r, die im Wechsel auch den Präsenzunt­erricht an Schulen besuchen dürfen. Einige Tests fielen bereits positiv aus.

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