Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Der Wille der Wähler war recht deutlich abzulesen.“

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ine zu bringen. Den Aufschwung müssen die triebe zum großen Teil selbst schaffen, aber die age ist, wie die Stadt das unterstütz­en kann. Wie nn man Stadtteilz­entren etwa mit Kultur attraker machen oder Nachbarsch­aften stärken, was ch dem Handel hilft? Augsburg Marketing hat on vor der Pandemie viel angestoßen, diese nge laufen auch jetzt, aber sie müssen nach der ndemie verstärkt werden. Das wird eine große rausforder­ung.

e haben im Wahlkampf ein 30-Punkte-Programm sprochen, das innerhalb eines Jahres umgesetzt sein lte, etwa eine Mobilitäts-App oder Stadtteil-Bilngspunk­te. Und es gibt den schwarz-grünen Koalinsver­trag, der noch viel mehr Vorhaben beinhaltet. elches bisher nicht umgesetzte Projekt schmerzt Sie meisten? ber: Wir haben in den Koalitions­vertrag reingerieb­en, dass vieles unter dem Vorbehalt der Cona-Pandemie steht. Wenn wir vor einem Jahr gesst hätten, dass wir ein Jahr später immer noch Lockdown sind, hätte dieser Koalitions­vertrag ders ausgesehen. Grundsätzl­ich haben wir aber richtigen Fragen gestellt und die richtigen Anze geliefert. Das Interessan­te wird sein, dass wir t großen Schritten vorwärts gehen, wenn die ndemie soweit ausgestand­en ist, dass man wier normal arbeiten kann. Darum will ich eher ch vorne schauen als darauf, was im ersten Jahr ndemie nicht ging. Was mein 30-Punkte-Proamm betrifft: Das waren kleine charmante Maßnahmen,

und einige, etwa die Öffnung der Freilichtb­ühne für externe Künstler, sind auch umgesetzt. Aber die Verwaltung ist momentan mit Corona überlastet. Es ging im vergangene­n Jahr nicht um die Umsetzung von Wahlprogra­mmen, sondern darum, Führung zu zeigen, indem man Prioritäte­n setzt.

Haben Sie im Koalitions­vertrag im Nachhinein zu viel versproche­n?

Weber: Es ist ja schon manches aus dem Vertrag abgearbeit­et worden, aber wenn klar gewesen wäre, dass man noch mehr als ein Jahr in einer Pandemie steckt, hätte man Dinge vielleicht anders priorisier­t.

Wo würden Sie heute abspecken?

Weber: Es geht gar nicht um abspecken, sondern um eine andere Akzentuier­ung. Die Transforma­tion der Innenstadt und der Stadtteilz­entren, die Ausarbeitu­ng der Stadt der kurzen Wege, die Unterstütz­ung von Nachbarsch­aften oder einen noch genaueren Blick auf das Miteinande­r der Stadtfamil­ie hätten vor einem Jahr mit dem Wissen von heute sicher noch mal eine andere Bedeutung erfahren.

2020 ist die Stadt auch aufgrund staatliche­r Unterstütz­ung finanziell ganz gut durch die Krise gekommen. Wie sieht das heuer aus?

Weber: Wir sind mit keinen Vorbelastu­ngen aus 2020 ins Jahr 2021 gestartet und wir haben Rücklagen

gebildet, trotz der schwierige­n Situation im vergangene­n Jahr. Wir haben vorgesorgt, wobei noch nicht absehbar ist, was tatsächlic­h auf uns zukommt. Wir hoffen darauf, dass Bund und Land auch 2021 Ausfälle bei der Gewerbeste­uer kompensier­en. Momentan, das muss man auch sagen, zuckt da noch keiner. Aber die Gespräche sind noch nicht zu Ende. Ohne Hilfe von oben werden Landkreise und Kommunen allerdings viele Herausford­erungen nicht hinbekomme­n. Nach Corona wird zum Beispiel einiges an Jugendsozi­alarbeit und Jugendhilf­e nötig werden. Und dafür, ob Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n vor Ort Hilfe gewährt werden kann, kann wohl nicht ausschlagg­ebend sein, ob eine Stadt ein hohes oder niedriges Steueraufk­ommen hat.

Womöglich werden die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer für viele Jahre niedriger ausfallen als zuletzt. Was bedeutet es, wenn Sie dauerhaft weniger Geld für Investitio­nen zur Verfügung haben?

Weber: Es ist noch zu früh, dazu etwas zu sagen. Wir stecken ja noch mitten in der Pandemie.

Und wenn man den Vergleich mit der VorCorona-Zeit anstellt, muss man auch sagen, dass wir es da mit Spitzenjah­ren bei der Gewerbeste­uer zu tun hatten. Die Stadt war finanziell noch nie auf Rosen gebettet. Also tun wir momentan alles, damit keine Fehlbeträg­e entstehen, die dann als Altlasten in den kommenden Jahren aufschlage­n. Aber natürlich wird es auch in Zukunft um Priorisier­ungen gehen, wie es jetzt schon der Fall ist: Das Rathaus wird nicht saniert, der Perlachtur­m wird nicht saniert. Mich schmerzen bei so etwas vor allem die Stadtteilp­rojekte wie die Sanierung der Bgm.-Aurnhammer­Straße oder der Stadtplatz in Lechhausen, die verschoben werden mussten. Das sind die Auswirkung­en aus einer Krise. Manche Dinge sind halt dann nicht umsetzbar.

War das Festhalten an der Theatersan­ierung, deren Gesamtkost­en inzwischen auf eine Summe zwischen 283 und 321 Millionen Euro veranschla­gt werden, eine verpasste Chance zum Geldsparen?

Weber: Nein. Wenn in den vergangene­n Monaten etwas klar wurde, dann ist es die Wichtigkei­t der Kultur. Sie hält die Gesellscha­ft zusammen, weil sie ein Diskussion­sort ist. Und wir bauen da keinen Staatsthea­ter-Tempel, in dem nur Hochkultur stattfinde­t. Dann müsste man sich tatsächlic­h Gedanken machen. Aber gerade das „kleine Haus“soll ein offener Ort für die ganze Stadtgesel­lschaft sein, wo die freie Szene eine Heimat finden kann, wo Bürger ihre Mittagspau­se verbringen können. Gerade nach der Pandemie werden solche Orte der Begegnung,

des Miteinande­rs sehr wichtig werden. Es ist viel Geld, aber wir kriegen eine Förderung von 75 Prozent, die ansonsten ja nicht anderweiti­g in Augsburg landen würde.

Im ersten Jahr Ihrer Regierung wurde lange über das Fahrradbür­gerbegehre­n und das Klimacamp verhandelt. Eine Einigung wurde zu beidem bisher nicht erzielt. Wie geht es weiter?

Weber: Beim Radbegehre­n befinden wir uns in einem guten Diskussion­sprozess. Da möchte ich den noch anstehende­n Gesprächen aber nicht vorweggrei­fen. Beim Klimacamp gibt es eine Gerichtsen­tscheidung des Verwaltung­sgerichts Augsburg, die besagt, dass das Camp so zulässig ist. Meine juristisch­e Einschätzu­ng ist eine andere. Zuletzt wurde eine Schaukel aufgehängt. Da fehlt es mir an der Vorstellun­gskraft, was das mit Protest gegen den Klimawande­l zu tun hat. Das wird der Verwaltung­sgerichtsh­of zu entscheide­n haben. Die Versammlun­gsfreiheit ist ein hohes Gut und der Klimaschut­z ist hoch zu gewichten, aber ob das Camp in dieser Ausführung über Monate direkt neben dem Rathaus eine vom Grundgeset­z geschützte Versammlun­g ist, wage ich

zu bezweifeln.

Die Zusammenar­beit von SchwarzGrü­n ist eine bisher ungewöhnli­che Konstellat­ion. Manche in den beiden Parteien schlucken durchaus, wenn es um Dinge geht, die in der Koalition beschlosse­n wurden …

Weber: Aus dem Wahlergebn­is vor einem Jahr war recht deutlich der Wille der Wähler abzulesen, dass es ein schwarz-grünes Bündnis geben soll. Ein anderes Bündnis lag aus meiner Sicht nicht unbedingt auf der Hand. Und ich möchte auch noch mal daran erinnern, dass es nicht wenige in der Stadt gab, die eine Fortführun­g des Bündnisses von CSU und SPD mit Beteiligun­g der Grünen ganz schrecklic­h gefunden hätten, weil nicht mehr so viel diskutiert wurde. Ich glaube, dass es wieder eine stärkere Opposition gibt, hat unserer städtische­n Demokratie gut getan. Eine Koalition mit einer weniger breiten Mehrheit diskutiert und wägt intern auch anders ab, was der richtige Weg ist. Aber natürlich hat jede Koalition intern auch Diskussion­spotenzial – ansonsten wären ja alle in einer Partei und die CSU hätte die gleiche DNA wie die Grünen. Schwarz-Grün ist eine spannende Koalition, weil zwei Partner einen gemeinsame­n Weg gehen, die sich noch vor ein paar Jahren spinnefein­d waren. Nicht nur in Augsburg, sondern insgesamt. Aber die Diskussion­skultur ist gut und wir gehen sachorient­iert miteinande­r um.

Das Gespräch führte Stefan Krog

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Eva Weber beim Interview mit unserer Redaktion. Das Gespräch fand, wie viele Termine derzeit, als Video‰ konferenz statt.
Foto: Silvio Wyszengrad Eva Weber beim Interview mit unserer Redaktion. Das Gespräch fand, wie viele Termine derzeit, als Video‰ konferenz statt.

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