Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Todesfall: Welche Rolle spielte die Impfung?
Eine 75-jährige Frau stirbt kurz nach ihrer Corona-Impfung im Impfzentrum Gablingen. Viele Fragen sind offen. Ob es eine Obduktion geben wird, ist noch nicht entschieden
Gablingen Bei unseren Lesern sorgt der Tod einer 75-Jährigen nach der Corona-Impfung in Gablingen für Mitgefühl, aber auch für zahlreiche Spekulationen und Fragen. Die Frau litt nach einer Corona-Impfung mit dem Vakzin von Moderna im Impfzentrum plötzlich unter heftiger Atemnot. Eine Wiederbelebung im Rettungswagen blieb vergeblich. In den Kommentarspalten sehen manche die Impfung als Grund für den Tod der Frau, andere die Vorerkrankung der 75-Jährigen. Fakt ist: Aktuell steht noch keine Todesursache fest. Behörden untersuchen den Fall. Ob es eine Obduktion geben wird, ist laut Landratsamt noch nicht entschieden.
Kann überhaupt festgestellt werden, ob eine Impfung für den Tod eines Menschen verantwortlich ist? Der Infektiologe Professor Lutz
Breitling, Oberarzt am Universitätsklinikum Augsburg, sagt: „Zweifelsfrei lässt sich das im Allgemeinen nicht beweisen.“Allein der zeitliche Zusammenhang zwischen Impfung und Tod könne nicht als Beweis dienen. Allerdings: „Wenn eine Obduktion keine anderen Ursachen findet und die Befunde zu den Nebenwirkungen der Impfung passen, kann ein solcher Einfluss im Einzelfall angenommen werden.“
Grundsätzlich gibt es Auswirkungen einer Impfung, im schlimmsten Fall tödliche: „Allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock können Überreaktionen des Körpers auf nahezu alle Impfstoffe sein. Denkbar sind auch Fehlreaktionen des Immunsystems mit Blutgerinnungsstörungen etwa oder Embolien“, erklärt Breitling.
Ähnlich schlimme Fälle wie den in Gablingen gab es im Landkreis Augsburg bisher nicht. Landratsamt-Pressesprecher Jens Reitlinger sagt: „Es ist noch nicht vorgekommen, dass Minuten nach der Impfung so etwas passiert.“Jeder Vierte im Augsburger Land hat schon eine Spritze gegen das Coronavirus bekommen. Schwere Nebenwirkungen sind die absolute Ausnahme.
In anderen Teilen Bayerns gab es bereits Todesfälle kurz nach der Immunisierung gegen Corona. In Dingolfing war vor zwei Wochen ein 74-Jähriger tot in seinem Auto gefunden worden, nachdem er das Vakzin von Biontech bekommen hatte. In Würzburg war ein 82-Jähriger ebenfalls kurz nach der Impfung mit dem Präparat des deutschen Herstellers gestorben. In beiden Fällen fühlten Impfgegner sich in ihrer Kritik an den Impfungen gegen das Coronavirus bestätigt. In beiden Fällen hatten sie Unrecht: Der 74-Jährige ist an einem Herzinfarkt gestorben und auch bei dem
Würzburger ergab die Obduktion, dass es keinen Zusammenhang zwischen Tod und Impfung gab.
Bei einer 32-Jährigen aus Herford in Nordrhein-Westfalen war die Impfung laut Obduktion tatsächlich für den Tod verantwortlich: Die Untersuchung ergab, dass dadurch eine Gerinnungsstörung mit Einblutung im Gehirn entstand. Das führte zum Tod der Frau. Sie hatte das Vakzin von AstraZeneca erhalten.
Nach der Impfung mit dem Präparat von Moderna, das auch die verstorbene 75-Jährige in Gablingen bekommen hatte, gab es laut einem Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts von Anfang April bislang sieben Todesfälle. In dem Bericht heißt es: „Bei der überwiegenden Mehrzahl der Personen bestanden zum Teil multiple Vorerkrankungen.“Das Institut überprüfe, ob es eine Häufung bestimmter Reaktionen gebe, teilt eine Sprecherin mit.