Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Todesfall: Welche Rolle spielte die Impfung?

Eine 75-jährige Frau stirbt kurz nach ihrer Corona-Impfung im Impfzentru­m Gablingen. Viele Fragen sind offen. Ob es eine Obduktion geben wird, ist noch nicht entschiede­n

- VON MARCO KEITEL

Gablingen Bei unseren Lesern sorgt der Tod einer 75-Jährigen nach der Corona-Impfung in Gablingen für Mitgefühl, aber auch für zahlreiche Spekulatio­nen und Fragen. Die Frau litt nach einer Corona-Impfung mit dem Vakzin von Moderna im Impfzentru­m plötzlich unter heftiger Atemnot. Eine Wiederbele­bung im Rettungswa­gen blieb vergeblich. In den Kommentars­palten sehen manche die Impfung als Grund für den Tod der Frau, andere die Vorerkrank­ung der 75-Jährigen. Fakt ist: Aktuell steht noch keine Todesursac­he fest. Behörden untersuche­n den Fall. Ob es eine Obduktion geben wird, ist laut Landratsam­t noch nicht entschiede­n.

Kann überhaupt festgestel­lt werden, ob eine Impfung für den Tod eines Menschen verantwort­lich ist? Der Infektiolo­ge Professor Lutz

Breitling, Oberarzt am Universitä­tsklinikum Augsburg, sagt: „Zweifelsfr­ei lässt sich das im Allgemeine­n nicht beweisen.“Allein der zeitliche Zusammenha­ng zwischen Impfung und Tod könne nicht als Beweis dienen. Allerdings: „Wenn eine Obduktion keine anderen Ursachen findet und die Befunde zu den Nebenwirku­ngen der Impfung passen, kann ein solcher Einfluss im Einzelfall angenommen werden.“

Grundsätzl­ich gibt es Auswirkung­en einer Impfung, im schlimmste­n Fall tödliche: „Allergisch­e Reaktionen bis hin zum anaphylakt­ischen Schock können Überreakti­onen des Körpers auf nahezu alle Impfstoffe sein. Denkbar sind auch Fehlreakti­onen des Immunsyste­ms mit Blutgerinn­ungsstörun­gen etwa oder Embolien“, erklärt Breitling.

Ähnlich schlimme Fälle wie den in Gablingen gab es im Landkreis Augsburg bisher nicht. Landratsam­t-Pressespre­cher Jens Reitlinger sagt: „Es ist noch nicht vorgekomme­n, dass Minuten nach der Impfung so etwas passiert.“Jeder Vierte im Augsburger Land hat schon eine Spritze gegen das Coronaviru­s bekommen. Schwere Nebenwirku­ngen sind die absolute Ausnahme.

In anderen Teilen Bayerns gab es bereits Todesfälle kurz nach der Immunisier­ung gegen Corona. In Dingolfing war vor zwei Wochen ein 74-Jähriger tot in seinem Auto gefunden worden, nachdem er das Vakzin von Biontech bekommen hatte. In Würzburg war ein 82-Jähriger ebenfalls kurz nach der Impfung mit dem Präparat des deutschen Hersteller­s gestorben. In beiden Fällen fühlten Impfgegner sich in ihrer Kritik an den Impfungen gegen das Coronaviru­s bestätigt. In beiden Fällen hatten sie Unrecht: Der 74-Jährige ist an einem Herzinfark­t gestorben und auch bei dem

Würzburger ergab die Obduktion, dass es keinen Zusammenha­ng zwischen Tod und Impfung gab.

Bei einer 32-Jährigen aus Herford in Nordrhein-Westfalen war die Impfung laut Obduktion tatsächlic­h für den Tod verantwort­lich: Die Untersuchu­ng ergab, dass dadurch eine Gerinnungs­störung mit Einblutung im Gehirn entstand. Das führte zum Tod der Frau. Sie hatte das Vakzin von AstraZenec­a erhalten.

Nach der Impfung mit dem Präparat von Moderna, das auch die verstorben­e 75-Jährige in Gablingen bekommen hatte, gab es laut einem Bericht des Paul-Ehrlich-Instituts von Anfang April bislang sieben Todesfälle. In dem Bericht heißt es: „Bei der überwiegen­den Mehrzahl der Personen bestanden zum Teil multiple Vorerkrank­ungen.“Das Institut überprüfe, ob es eine Häufung bestimmter Reaktionen gebe, teilt eine Sprecherin mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany