Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Entscheidung über KiesbetriebErweiterung vertagt
Verträgt Gablingen ein neues Sandlager am Ortsrand? Warum sich die Antwort noch verzögert
Gablingen Bauschutt und Baumpatenschaften: Die jüngste Sitzung des Gablinger Gemeinderats war vollgepackt mit Themen. So will das Unternehmen Rudolf & Christoph Brem Kiesbetrieb erweitern. Die Fläche liegt zwischen Gablingen und Hirblingen. Eine Entscheidung wurde auf Mai vertagt. Ebenfalls verschoben wurde ein Antrag für Baumpatenschaften. Das Erstaunliche: Auch die Grünen bremsten diesen Vorschlag aus.
Den Anfang machte eine Bauvoranfrage, die vielen bekannt vorkam. Das Betriebsgelände der Firma Rudolf & Christoph Brem Kiesbetrieb liegt in direkter Nachbarschaft zur Finkel GmbH, über deren Bau einer KFW-Presse vor einigen Wochen angeregt diskutiert wurde. Die beiden Unternehmen haben noch etwas gemeinsam: Ihre Grundstücke liegen auf der Gemarkungsgrenze zwischen Gablingen und Gersthofen. Das Erdbauunternehmen Brem will vor allem Lagerflächen einrichten. Auf 11.000 Quadratmetern sollen ungefährliche Sandabbauprodukte gelagert werden. Auf einer kleineren, aber überdachten und wasserdicht versiegelten Fläche soll die „Lagerung und Behandlung“von Abfällen stattfinden. Dabei geht es etwa um Mutterboden, der beim Bau eines Hauses anfällt und beprobt werden muss, um eine Belastung mit Schadstoffen auszuschließen. Gemeinderat Albert Eding (Grüne) betonte: „Bei dem Wort Behandlung schrillen bei mir die Alarmglocken. Wird da Chemie eingesetzt?“Ingenieur Karlheinz Gaag von der Firma AU Consult entgegnete: „Es geht um eine rein mechanische Behandlung durch eine Siebanlage.“Ziel der Firma sei es, „so viel wie möglich des Materials wiederzuverwenden“.
Zu den Planungen gehört auch ein Bürogebäude auf Gablinger Flur. Martin Uhl (CSU) interessierte, ob die Firma ihren Sitz auch nach Gablingen verlegen will. Christoph Brem erklärte, dass das geplant sei, sollte die Firma ihre Vorstellungen umsetzen dürfen. Auch auf Uhls Frage nach Ausgleichsflächen antwortete er: Auf dem Firmengelände befinde sich noch eine ausgebeutete Kiesgrube, die bereits entwickelt würde und auf der noch Kompensationsflächen zur Verfügung stünden. Bürgermeisterin Karina Ruf sagte: „Über dieses große Projekt sollten die Fraktionen intern beraten.“Einen Beschluss will sie erst in der Sitzung im Mai fassen lassen.
Ebenfalls noch nicht reif für eine Entscheidung war dem Gemeinderat ein Antrag der Freien Wähler. Klaus Heidenreich (FW) erklärte, dass sich immer wieder Menschen, die nicht aus Gablingen kommen, an kommunalen Obstbäumen bedienten. Einmal seien sie sogar mit dem Traktor angerückt und hätten einen Anhänger voll abgeerntet. Über Baumpatenschaften könnte man eingreifen und nebenbei Gablingens Klimabilanz verbessern. „Vielleicht wäre die Erstellung neuer Streuobstwiesen möglich, auf denen die
Paten ernten dürften.“Der Vorschlag kam im Gemeinderat nicht so gut an, wie die Freien Wähler erwartet hatten. Bürgermeisterin Karina Ruf begrüßte dieses Projekt zwar, legte aber einen abgeänderten Vorschlag vor: „Wenn Baumpflanzungen geplant sind, könnte das im Gemeindeanzeiger veröffentlicht werden, um Bürgern die Möglichkeit zu geben, den Preis eines Baumes zu spenden.“Bei der Reservierung kommunaler Obstbäume für bestimmte Paten befürchtet sie Ärger, „da sich nicht alle daran halten“.
Überraschend für viele Gemeinderäte kam die Kritik der Grünen. Josef Wetzstein erklärte, dass mehr
Durchgrünung der Gemeinde wünschenswert wäre, betonte aber auch: „Ich glaube, wir haben auf dem Weg zur klimafreundlichen Gemeinde noch andere Themen als Baumpatenschaften vor uns.“Fraktionskollege Werner Kapfer fügte hinzu: „Wenn wir uns regelmäßig aufregen, wenn jemand einen Rucksack Äpfel mitnimmt, ist das ein falsches Zeichen.“Die Durchgrünung der Gemeinde sei außerdem Aufgabe des Gemeinderats und nicht unbedingt der Bürger.
Erwin Almer (Freie Wähler) hielt dagegen, dass die Vergabe von kommunalen Obstbäumen an Bürger zum Beispiel in Franken gang und gäbe sei. Außerdem sagte er an die Grünen gewandt: „Lasst es uns doch einfach probieren.“Christian Kaiser (Junge Bürger) versuchte, die Diskussion etwas zu bremsen. Er plädierte für den Vorschlag der Verwaltung. Ein wichtiger Hinweis kam in der Sitzung außerdem von Martin Uhl (CSU): Diejenigen, die die Obstbäume im vergangenen Jahr mit dem Traktor abgeerntet hätten, hätten vorher die Erlaubnis der Gemeinde eingeholt. Die Verwaltung wird jetzt selbst ein Konzept für Baumpatenschaften ausarbeiten.