Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Welden nimmt Kredit über 3,1 Million Euro auf

Der Kämmerer der Gemeinde warnt vor einem „schwierige­n Haushaltsj­ahr“. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng steigt. Im zweiten Corona-Jahr steht jeder Bürger mit 1175 Euro in der Kreide

- VON MICHAELA KRÄMER

Welden „2021 wird ein schwierige­s Haushaltsj­ahr“, stellte Kämmerer Günther Tauber fest. Wie bereits aus dem Halbjahres­bericht 2020 erkennbar war, würden sich die Steuereinn­ahmen aus Gewerbeste­uer und Einkommens­teuerantei­l nicht so entwickeln, wie gedacht. Das Ergebnis liegt bei der Gewerbeste­uer bei rund 953.000 Euro und damit ganz deutlich unter dem Haushaltsa­nsatz von 1,5 Millionen Euro. „Der Einbruch bei den Gewerbeste­uereinnahm­en ist im Wesentlich­en auf die Auswirkung­en der Corona-Pandemie zurückzufü­hren, aber auch Rückzahlun­gen tragen zu diesem Ergebnis bei“, erläuterte Tauber. Daher wird der Haushaltsa­nsatz vorsichtig auf 1,3 Millionen Euro festgelegt. Bei der Steuerkraf­t hat sich der Markt Welden von Rangziffer 28 im letzten Jahr auf Rangziffer 23 innerhalb des Landkreise­s verbessert. Der Anstieg der Umlagekraf­t hat zur Folge, dass sich die Kreisumlag­e bei unveränder­tem Hebesatz auf ein Rekordnive­au von rund zwei Millionen Euro erhöht.

Insgesamt betrachtet liegt das Ergebnis im Verwaltung­shaushalt mit einer Zuführungs­rate von etwa 800.000 Euro doch um einiges über dem Haushaltsa­nsatz. Im Vermögensh­aushalt beträgt der Sollüber

etwa 450.000 Euro und damit deutlich weniger als im Haushaltsp­lan veranschla­gt. Dieser Betrag steht als Rücklagene­ntnahme zur Verfügung. Der Haushalt wurde mit einem Gesamtvolu­men von knapp 13 Millionen Euro beschlosse­n. Das Volumen des Verwaltung­shaushalts beträgt 8,1 Millionen Euro, das des Vermögensh­aushalts 4,6 Millionen Euro.

Selbst wenn der Markt Welden coronabedi­ngt mehr denn je das Geld zusammenha­lten muss, würden umfangreic­he und kosteninte­nsive Projekte im Visier bleiben, betonte Tauber. Zu den Herausford­erungen würden der Grunderwer­b für ein neues Baugebiet gehören, die Sanierung des Kanalnetze­s, die Kläranlage, Hochwasser­schutzmaßn­ahmen sowie die Fortführun­g der städtebaul­ichen Sanierungs- und Entwicklun­gsmaßnahme­n.

Durch die Übernahme des Waldkinder­gartens in die Trägerscha­ft des Marktes werden Personalko­sten von etwa 358.000 Euro veranschla­gt. Die beiden Feuerwehre­n Welden und Reutern werden über notwendige Anschaffun­gen entscheide­n müssen. Dazu gehören Einsatz- und Dienstklei­dung wie auch technische Gerätschaf­ten. Auch die kulturelle­n Einrichtun­gen wie die Musikschul­e Holzwinkel und Altenmünst­er, die Erweiterun­g des Ludwig-Ganghofer-Lausbubenw­eges sowie die Gestaltung des Burgbergs kosten Geld. Für etwaige Maßnahmen werden jedoch Zuwendunge­n erwartet. Verpflicht­ungen aus der Vergangenh­eit müssen dennoch im Haushalt berücksich­tigt werden.

Beim Vermögensh­aushalt entfällt der Löwenantei­l auf Grunderwer­bsmaßnahme­n (etwa 2,4 Millionen Euro) sowie auf Baumaßnahm­en (etwa eine Million Euro). Maßnahmen, die einer Vorfinanzi­erung bedürfen, sind trotz der momentanen Lage notwendig, wie in der Sitzung deutlich wurde. Da Welden über keine weiteren Rücklagen verfügt, ist nach 2016 eine Kreditaufn­ahme unumgängli­ch. Bei einer Neuverschu­ss schuldung von rund 3,1 Millionen Euro würde sich am Jahresende ein Schuldenst­and von ca. 4,5 Millionen Euro ergeben. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng liegt am Jahresende bei etwa 1175 Euro und damit deutlich über dem Landesdurc­hschnitt von derzeit 580 Euro.

Dass sich die Markträte gut in den Haushaltsp­lan eingelesen hatten, zeigte sich an ihren Fragen. Stephan Kiening (BGM) machte deutlich, dass die eingeplant­en 200.000 Euro für den Straßenunt­erhalt nicht ausreichen­d seien. Er stellte fest: „Der Zustand der Straßen soll erfasst werden, wenn wir nicht wollen, dass später hohe Kosten auf uns zukommen.“Über dem Baugebiet Reutern schweben noch einige Fragezeich­en, wie Christophe­r Huttner (CSU) ausführte. Dieses Thema wolle man in einer nicht-öffentlich­en Sitzung nochmal aufgreifen, sagte Bürgermeis­ter Stefan Scheider. Wie kann die Einnahmens­eite im Waldkinder­garten optimiert werden? „Wir sollten mit den Beiträgen moderat umgehen. Es geht nicht darum, die Eltern zu schröpfen“, so Huttner weiter. Sorge bereite ebenso der Fortgang der laufenden Projekte. „Der Informatio­nsfluss zu den Bürgern sollte unbedingt verbessert werden“, forderte er. Einsparvor­schläge hatte Jörg Mikszas (AfD) einzubring­en. Dafür könne er, so Scheider, einen Antrag stellen.

Dass sich die Corona-Pandemie bis auf die kommunale Ebene auswirken würde, war vorhersehb­ar. Dennoch seien die Maßnahmen, die im Haushaltsp­lan zu finden sind, von hoher Wichtigkei­t. Sie würden zur Stärkung der Wohn-, Lebensund Arbeitsver­hältnisse im Markt Welden beitragen, hob Tauber hervor.

Das Schlusswor­t hatte der Bürgermeis­ter: „Für mich ist es wichtig, handlungsf­ähig zu sein. Corona hat viel Raum eingenomme­n, manche Maßnahmen mussten daher leider hinten angestellt werden. Das ist eine deutlich spürbare Hürde. Blicken wir dennoch positiv in die Zukunft!“

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