Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Endlich darf ich Maske tragen“

Schauspiel­er Daniel Brühl mimt für Marvel den Superschur­ken Zemo. Warum ihm das auch Albträume bereitet und was er noch vor hat

- LEA THIES

Daniel, als Sie vor fünf Jahren im Kinofilm „The First Avenger: Civil War“erstmals den Bösewicht Zemo spielten, ahnten Sie damals schon, dass das möglicherw­eise nicht Ihr letzter Auftritt im Marvel-Universum gewesen sein könnte?

Daniel Brühl: Ich wusste zumindest, dass die Möglichkei­t besteht. Es ist ja immer ein gutes Zeichen, wenn sie dich nicht umbringen! Aber ich glaube, damals gab es auch vonseiten Marvels noch keinen konkreten Plan. Und es wäre für mich auch okay gewesen, wenn es bei dieser einmaligen Sache geblieben wäre. Allerdings habe ich mich dann schon sehr gefreut, als der Anruf wegen „The Falcon and The Winter Soldier“kam.

Hatten Sie keine Sorge, sich zu wiederhole­n?

Brühl: Spätestens als ich die Drehbücher bekam, hatte ich diese Sorge nicht mehr, denn da war sofort zu sehen, dass sie dieses Mal mit Zemo etwas anderes vorhaben. Da bestand gar nicht die Gefahr, dass ich noch mal das Gleiche mache wie damals. In der Serie lernt man ein paar andere Seiten und Facetten dieser Figur kennen, was mir natürlich großen Spaß gemacht hat. Der adlige Hintergrun­d dieses Barons zum Beispiel erlaubte mir viel herrliche Arroganz und Blasierthe­it; da gab es dieses Mal viel mehr Sinn für Humor. Und endlich darf ich seine ikonische Maske tragen, die man aus den Comics kennt! Dass es bei „Civil War“keine einzige Szene mit dieser Superschur­ken-Maske gab, war damals ja schon eine klitzeklei­ne Enttäuschu­ng.

Dass Sie viel Sinn für Humor und Selbstiron­ie haben, zeigte auch kürzlich auf der Berlinale Ihr Regiedebüt „Nebenan“. Wie kommt es eigentlich, dass Sie nicht viel öfter Komödien drehen?

Brühl: Humor ist ja eine durchaus schwierige Sache. Ich habe schon immer mal Drehbücher für Komödien bekommen, aber die haben selten so ganz meinen Humor getroffen. Vielleicht bin ich da sehr speziell. Auf jeden Fall bin ich sehr nah dran am englischen Humor, auch am österreich­ischen. Die stehen bei uns ja nicht immer ganz oben auf der Tagesordnu­ng. Aber für das nächste Jahr gibt es zum Beispiel in Österreich ein Projekt, das ich sehr gerne machen würde, das komplett Schiene und meine Art von Humor ist.

Statt nach vorne nun erst noch einmal kurz der Blick zurück. 2020 war für Sie ein sehr turbulente­s Jahr: Sie haben die Marvel-Serie zu Ende gedreht und dann besagte Regiearbei­t, wurden noch einmal Vater und dann war da auch noch eine weltweite Pandemie. Wie haben Sie das alles unter einen Hut gebracht?

Brühl: Naja, gleichzeit­ig gab es ja auch unglaublic­h viel Stillstand. Ich glaube, ich habe noch nie so viel Zeit mit meiner Familie verbracht wie letztes Jahr. Normalerwe­ise bin ich in meinem Beruf ja ständig unterwegs und auf Reisen, was natürlich plötzlich fast alles wegfiel. Ich war noch nie so lange am Stück in Berlin

Bwie 2020. Neben dem ganzen Horror, den diese Pandemie mit sich gebracht hat, und all den Projekten, die weggebroch­en sind oder verschoben wurden, hatte die Situation also auch etwas Positives.

Immerhin konnten Sie im Sommer „Nebenan“umsetzen!

Brühl: Das war ein großes Glück. Und natürlich auch deswegen möglich, weil sich dafür eigentlich immer nur drei oder vier Schauspiel­er in einem geschützte­n Raum, einer Berliner Kneipe, befinden mussten. Bei „The Falcon and The Winter Soldier“, wo die Arbeit schon 2019 begonnen hatte, gab es logistisch deutlich größere Probleme. Aber am Ende haben sie alles hinbekomme­n. Jetzt kann man nur hoffen, dass immer weiter schrittche­nweise ein bisschen mehr Normalität zurückkehr­t. Auch wenn ich mich wirklich nicht allzu sehr über das letzte Jahr beschweren will, schließlic­h konnte ich zumindest ein bisschen arbeiten und meine Familie ist gesund geblieben. Viele Menschen haben ja ganz anders darunter gelitten.

Zurück noch einmal zur Marvel-Serie, wo Sie in der dritten Folge als Zemo eine winzige Tanzszene haben, die sich sofort als GIF (Anmerkung der Redaktion: kurze, sich wiederhole­nde Videoseque­nzen) und Meme in den sozialen Netzwerken verbreitet­e ...

Brühl: Es ist wirklich irre, wie sich so etwas manchmal online entwickelt. Ich bin selbst noch vollkommen baff. Und habe mich schlapp gelacht zu sehen, was die Leute daraus machen und welche Songs sie da so drunterleg­en.

Stimmt es denn, dass dieser kurze Moment, der auf der Tanzfläche eines Nachtclubs spielt, komplett improvisie­rt war?

Brühl: Genau, das war eigentlich nicht Teil der Szene. Aber ich stand dann da als Zemo, die Tanzfläche bebte, die Komparsen tanzten und die Musik war schön laut. Da dachte ich mir: Mensch, dieser Typ hat ein paar Jahre im Knast gesessen, der muss jetzt mal ein bisschen Dampf ablassen. Also habe ich mir schnell eim Schenken gibt es ja zwei Hauptmotiv­ationen: dem anderen Menschen eine Freude zu bereiten oder als kreativ Schenkende­r positive Aufmerksam­keit zu bekommen. Idealerwei­se klappt beides, schlechtes­tenfalls nichts. Ein Parfüm zu verschenke­n, ist quasi so etwas wie der sichere Mittelweg, der Golf unter den Geschenken, mit Turbo-FreudePote­nzial, wenn man denn ein paar Grundregel­n beachtet.

1. Parfüms sind eine sehr persönlich­e Sache, schließlic­h handelt es sich bei einem Duft um eine Art zweite Haut. Daher sollte man ein Parfüm nur an Menschen verschenke­n, die einem sehr nahestehen – sonst könnte es nämlich auch Naserümpfe­n geben.

2. Niemals ein Parfüm verschenke­n, das der oder die Beschenkte nicht kennt – zu groß die Gefahr, dass es nicht gefällt und dann im Badezimmer verstaubt oder gar weggeschmi­ssen wird. Ein Parfüm, das nicht getragen wird, ist schließlic­h reine Geldversch­wendung.

3. Vorher schnuppern! Wer ein Parfüm verschenkt, sollte erst Nachforsch­ungen anstellen, um Punkt 2 auszuschli­eßen. Am sichersten ist es da, Nachschub für das Lieblingsp­arfüm der beschenkte­n Person zu besorgen. Nasenmensc­hen sind da im Vorteil, weil sie ein Parfüm vielleicht sofort am Geruch erkennen können – sie sparen sich damit das unauffälli­ge Nachfragen oder das Nase-ins-Badezimmer­Stecken-und-heimlich-Nachschaue­n (ja, macht man eigentlich nicht, kommt aber vor). Wobei Nachfragen auch Vorteile hat, schließlic­h ändern sich auch Duftvorlie­ben – und es signalisie­rt zudem Interesse.

4. Bloß keine Routine! Mal ein Parfüm zu verschenke­n, ist gut. Es immer zu tun, ist einfallslo­s und tötet den Überraschu­ngseffekt – und das wäre ja beim Schenken alles andere als dufte. überlegt, wie Zemo wohl tanzen würde und mir diesen etwas roboterhaf­ten Tanz-Style ausgedacht. Alle haben gelacht, die Regisseuri­n hat es auch gefeiert, aber ich war mir trotzdem hundertpro­zentig sicher, dass das am Ende rausgeschn­itten wird. Dass letztlich aus dieser Impro etwas wurde, das online so abgeht, ist echt herrlich.

In „Nebenan“nehmen Sie ein wenig die Geheimnisk­rämerei auf den Arm, die es bei Superhelde­n-Filmen oft schon während der Entstehung gibt. Wie sind da Ihre realen Erfahrunge­n mit der Marvel-Welt? Dürfen Sie nicht einmal Ihrer Frau verraten, was Sie drehen?

Brühl: Mit meiner Familie kann ich schon teilen, was ich da mache. Aber tatsächlic­h darf man meistens wenig wissen und noch weniger verraten. Was ja auch komplett verständli­ch ist. Dank des Internets und der Abermillio­nen von Fans, die diese Projekte haben, passiert es so schnell, das irgendetwa­s herauskomm­t. Und für eine Serie wie „The Falcon and The Winter Soldier“wäre es tödlich, wenn da vorab etwas elementar Wichtiges vorab verraten wird, denn dann macht die Sache eben keinen Spaß mehr.

Haben Sie sich schon mal wegen eines Drehbuchs oder einer Rolle verplapper­t?

Brühl: Ich hatte schon Albträume, aus denen ich aufgewacht bin, und dachte, ich hätte ein Drehbuch in einem Café vergessen. Ist mir aber zum Glück noch nie passiert. Und wenn ich mal mit geheimen Drehbuchse­iten reisen musste, dann habe ich die selbst im Schlaf nicht losgelasse­n. Das Thema beschäftig­t einen also permanent, wenn man mit so großen Produktion­en zu tun hat. Wobei ich aber noch dazusagen muss, dass ich mich in „Nebenan“, wo ich alles aufs Korn nehme, was ich jemals gedreht habe, nicht direkt auf Marvel bezogen habe. Außerdem haben die dort viel Humor und werden das schon richtig verstehen, sollten sie den Film jemals zu Gesicht bekommen.

Interview: Patrick Heidmann

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Foto: picture alliance
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Daniel César Martin Brühl González wurde 1978 in Bar‰ celona als Sohn eines deutschen Vaters und einer spa‰ nischen Mutter geboren. Seinen Durchbruch hatte er 2003 durch die Hauptrolle in „Good Bye, Lenin!“(siehe Szenenfoto). Bald rief Hollywood: 2007 eine Rolle im „Bourne Ultimatum“, 2009 in „Inglouriou­s Basterds“, 2016 in „The First Avenger“... Aktuell ist der zweifache Vater einer Marvel‰Serie zu sehen.
Foto: picture alliance Seine Karriere Daniel César Martin Brühl González wurde 1978 in Bar‰ celona als Sohn eines deutschen Vaters und einer spa‰ nischen Mutter geboren. Seinen Durchbruch hatte er 2003 durch die Hauptrolle in „Good Bye, Lenin!“(siehe Szenenfoto). Bald rief Hollywood: 2007 eine Rolle im „Bourne Ultimatum“, 2009 in „Inglouriou­s Basterds“, 2016 in „The First Avenger“... Aktuell ist der zweifache Vater einer Marvel‰Serie zu sehen.
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