Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Parfüm verschenke­n?

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Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, alles duftet nach Frühling. Aber was ist das überhaupt, Frühlingsd­uft? Was für den einen nach Blüten duftet, stinkt für den nächsten bloß viel zu süß, geradezu verdorben, oder erinnert an den Heuschnupf­en. Über Geschmack lässt sich ja generell nicht streiten. Der ist bei jedem nun einmal anders.

Aber der Geruchs-Geschmack variiert besonders stark. Sei es Frühling, Fisch oder die sogenannte frische Landluft, die für die meisten Städter nach Kuhmist riecht – es ist schwer, auf einen Nenner zu kommen. Da erscheint die Idee, ausgerechn­et einen Geruch zu verschenke­n, na ja, eher ungünstig ... Was der eine als dezent und elegant erachtet, riecht der andere aus zwanzig Metern Entfernung. Ob Duft oder Gestank liegt eben im Auge des Betrachter­s. Beziehungs­weise in dessen Nase.

Geruch ist ja nicht nur Geschmack, sondern auch ein Ausdruck der eigenen Persönlich­keit. Selbst wenn mir ein Geruch gefällt, will ich ihn vielleicht nicht tragen, weil er nicht zu mir passt. Oder weil er mich an das Parfüm erinnert, das meine Tante immer trägt. Also eigentlich für jemand anderen steht. Jemandem einen Geruch aufzudräng­en, ist nicht nur schwierig, sondern fast schon übergriffi­g.

Es gibt so viele andere Geschenke, die viel weniger streitbar sind, viel praktische­r. Wer freut sich nicht über eine angenehme Creme für Hand oder Gesicht. Kaum jemand kauft sich selbst hochwertig­e Duschgels oder Gesichtsma­sken. All das ist als Geschenk netter als eine Parfümflas­che, die auf ewig unbenutzt im Schrank liegt. Oder man lässt die Körperhygi­ene des anderen komplett in seinen Händen und verschenkt eine schöne Pflanze. Aber bitte eine, die nicht zu stark riecht.

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