Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nun testen auch Fitnessstu­dios und Vereine

Neben den städtische­n Schnelltes­t-Zentren gibt es immer mehr private Anlaufstel­len für Testwillig­e. Sie entstehen vor Einrichtun­gen wie dem Zoo, Kaufhäuser­n oder Sportverei­nen. Was dahinterst­eckt

- VON ANDREA WENZEL

Vor der Gymnastiks­tunde oder dem Restaurant­besuch noch kurz zum Schnelltes­t vor Ort? Dies könnte möglich sein, sobald wieder Lockerunge­n beschlosse­n sind. Denn immer öfter bewerben sich private Betreiber in Zusammenar­beit mit Fitnessstu­dios, Clubs oder Sportverei­nen um den Betrieb von Schnelltes­tzentren. Seit Mai hat auch der Turnverein Augsburg (TVA) auf seinem Gelände an der Gabelsberg­erstraße in Göggingen ein öffentlich­es Schnelltes­tzentrum. Betrieben wird es von den Johanniter­n, nutzen können es nicht nur Mitglieder des TVA, sondern auch Sportler umliegende­r Vereine sowie alle Bürger. Die Tests sind kostenlos und die Idee dahinter nicht ganz uneigennüt­zig.

„Das Testzentru­m soll unseren Sportlern bei Lockerunge­n die Möglichkei­t geben, ohne Umstände vor Ort einen Schnelltes­t zu machen“, sagt Christian Butz, Leiter Organisati­on. Das schaffe einen Anreiz, schnellstm­öglich zurück in den Verein zu kommen. Die Dokumentat­ion, Organisati­on sowie die Abrechnung übernimmt der Betreiber – in diesem Fall die Johanniter. „Das ist für uns und die Sportler ein guter Service“, so Butz.

Immer mehr privat initiierte und gleichzeit­ig öffentlich zugängige Testzentre­n entstehen in der Stadt. Aktuell liegen der Augsburger Verwaltung laut Gesundheit­sreferat rund 35 Anfragen vor, darunter von Fitnessstu­dios oder Club-Betreibern. 14 Anfragen wurden unterschri­eben, zwei abgelehnt. Wer ein Testzentru­m betreiben darf, ist laut Gesundheit­sreferat in der Coronaviru­s-Testverord­nung festgelegt: Beauftragt werden externe Anbieter unter anderem unter der Voraussetz­ung, dass die Tests von geschultem Personal durchgefüh­rt und alle Arbeitssch­utzmaßnahm­en eingehalte­n werden. Außerdem müssten dem Gesundheit­samt wöchentlic­h die Testzahlen mitgeteilt sowie positive Nachweise gemeldet werden. Die Abrechnung erfolgt über die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern (KVB). Ob eine vorherige Anmeldung nötig ist, legen die jeweiligen Betreiber fest.

Auch auf dem Willy-BrandtPlat­z gibt es seit Mittwoch ein neues Angebot. GN Concept Care, ein Augsburger Unternehme­n für Medizinund Pharmaprod­ukte, bietet dort täglich von 8.30 Uhr bis 20 Uhr kostenlose Schnelltes­ts an. Inhaber Tolga Günes rechnet mit bis zu 1000 Tests pro Tag, die er für Mitarbeite­r der City-Galerie, deren Kunden und Beschäftig­te und Anwohner durchführe­n wird und mit denen er ein Hochfahren des Lebens bei möglichen Lockerunge­n unterstütz­en könnte. „Der Willy-BrandtPlat­z ist ideal, weil er zentral liegt“, beschreibt er die Standortwa­hl, die in Absprache mit Center-Manager Axel Haug getroffen wurde. Dieser sagt: „Sollte es bald wieder Lockerunge­n geben, ist es für uns wichtig, ausreichen­d Testkapazi­täten für unsere Besucher zu haben.“Schon jetzt bietet die Apotheke in der CityGaleri­e

Tests an. GN Concept Care hat zudem angekündig­t, seine Öffnungsze­iten bis 22 Uhr auszuweite­n, sollte das Kino demnächst öffnen.

Dass die Testangebo­te über die städtische­n Angebote hinaus erweiumlie­gende tert werden, hält man auch bei der Stadt für sinnvoll. Zwar sei eine verlässlic­he Prognose, wie viel Kapazitäte­n bei Lockerunge­n in einer Stadt wie Augsburg gebraucht würden, momentan nicht möglich, man erwarte jedoch, dass der Bedarf steigt, wenn bei sinkender Inzidenz Einzelhand­el und Gewerbe hochfahren und eventuell auch Gastronomi­e, Kinos, Sporteinri­chtungen und Kultureinr­ichtungen wieder öffnen können. Somit sei es sinnvoll, neben den kommunalen Testzentre­n und den Testmöglic­hkeiten in Apotheken auch Bürgertest­s bei externen Dienstleis­tern möglichst flächendec­kend anzubieten.

Noch liegen die Kapazitäte­n nach Angaben der Stadt höher als die Nachfrage. Allein in den städtische­n Schnelltes­tzentren sowie dem Testzentru­m an der Messe und bei den Apotheken bestand laut Stadt zuletzt die Möglichkei­t für über 33.000 Antigen-Tests pro Woche. Weil inzwischen weitere Apotheken hinzugekom­men sind, darunter die Anna-Apotheke am Königsplat­z und die Gudjons-Apotheke im Textilvier­tel, dürfte die Zahl mittlerwei­le höher liegen. Tatsächlic­h durchgefüh­rt wurden in diesen Einrichtun­gen in der vergangene­n Woche rund 12.000 Tests.

Für die Betreiber privat initiierte­r Schnelltes­tzentren sind aber nicht allein die Zahlen entscheide­nd. Ihnen geht es auch um die Nähe zum jeweiligen Angebot. Ein Beispiel ist der Zoo. Seit Dienstag gibt es ein Schnelltes­tzentrum auf dem Parkplatz. Es ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, für jedermann zugänglich und wird von einem Apotheker aus Gersthofen und dessen Geschäftsp­artner betrieben. Sie selbst sind mit ihrer Idee auf den Zoo zugegangen und dort auf offene Ohren gestoßen. Denn ZooChefin Barbara Jantschke hofft, dass diese Möglichkei­t auch jene Kunden zu einem Besuch im Zoo animiert, die bislang womöglich den Aufwand gescheut haben, vorab noch eine Teststatio­n anzusteuer­n. Außerdem spendet der Betreiber 50 Cent pro durchgefüh­rtem Schnelltes­t an den Tiergarten.

Um den Bürgern eine bessere Übersicht über alle Testangebo­te zu geben, plant die Stadt eine Auflistung im Internet. Derzeit sind dort nur die städtische­n Angebote genannt. Dazu gehören neben den Schnelltes­tzentren in der Maximilian­straße und an der Plärrerwac­he sowie dem Testzentru­m an der Messe mittlerwei­le auch sechs dezentrale Anlaufstel­len in verschiede­nen Stadtteile­n.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Auf immer mehr privaten Plätzen gibt es Corona‰Schnelltes­tzentren. Auch auf dem Gelände des Turnverein­s Augsburg in der Ga‰ belsberger Straße.
Foto: Silvio Wyszengrad Auf immer mehr privaten Plätzen gibt es Corona‰Schnelltes­tzentren. Auch auf dem Gelände des Turnverein­s Augsburg in der Ga‰ belsberger Straße.

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