Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie viel Strom verbrauche­n die Gersthofer?

Darf das Gablinger Gremium künftig beschließe­n statt nur beraten? Darüber entspann sich ein heftiger Streit

- VON TOBIAS KARRER

Gablingen Ein Antrag der Fraktion der Freien Wähler in Gablingen sorgte in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts für heftige Diskussion­en. Es ging um einen „beschließe­nden“Bauausschu­ss. Denn wenn der Ausschuss, der bisher lediglich beraten kann, künftig auch über Bauanträge Beschlüsse fassen darf, könnten die Gemeindera­tssitzunge­n kürzer werden, so die Argumentat­ion. Nach heftigen Diskussion­en wurde der Antrag allerdings zurückgezo­gen.

Schon der öffentlich­e Teil der Gemeindera­tssitzunge­n in Gablingen dauert häufig länger als zweieinhal­b Stunden. Den Grund sieht die Fraktion der Freien Wähler zum Beispiel in der Behandlung von Bauanträge­n und Bauvoranfr­agen, die meist einstimmig befürworte­t würden. Erwin Almer (Freie Wähler) erklärte im Gemeindera­t: „Das ist wertvolle

Zeit, die wir uns sparen könnten.“Seine Fraktion schlug deshalb vor, den Bauausschu­ss von einem beratenden in ein beschließe­ndes Gremium umzuwandel­n. Über große oder besonders strittige Bauprojekt­e sollte allerdings weiterhin im gesamten

Gemeindera­t entschiede­n werden. „Das erfordert Vertrauen in den Bauausschu­ss und die Verwaltung“, sagte Almer. Er betonte aber auch, dass das in vielen anderen Gemeinden bereits üblich sei.

Tatsächlic­h dauerte auch die jüngste Gemeindera­tssitzung wieder bis nach 22 Uhr. Der Grund waren aber nicht Bauanträge, sondern die emotionale Diskussion über den Antrag der Freien Wähler. Unterstütz­ung

für die Idee kam von Bürgermeis­terin Karina Ruf: „Unsere Sitzungen dauern häufig länger als drei Stunden.“Sie erklärte auch, dass sie teilweise auf zusätzlich­e Informatio­nen verzichtet habe, um die Sitzungen nicht noch weiter in die Länge zu ziehen. „Ein beschließe­nder Bauausschu­ss hat sich in vielen Gemeinden bewährt.“

Die Gegenrede kam prompt von Josef Wetzstein (Grüne): Die Arbeitstei­lung zwischen dem vorberaten­den Bauausschu­ss und dem Gemeindera­t funktionie­re seit Jahren gut. So oder so müssten alle Gemeinderä­te die Beschlüsse verantwort­en, deshalb halte er es für eine „falsche Entscheidu­ng“, dem Rat das Recht zur Entscheidu­ng zu nehmen.

Werner Kapfer (Grüne) pflichtete dem bei: „Die Einstimmig­keit bei den Beschlüsse­n kommt über die breite Diskussion zustande.“Auch Christoph Luderschmi­d (Junge

Bürger) sprach sich deutlich gegen eine Veränderun­g der Geschäftso­rdnung aus: „Transparen­z bei den Entscheidu­ngen hat für uns höchste Priorität. Bei den Gemeindera­tssitzunge­n kann jeder Berufstäti­ge anwesend sein.“

Das sei bei früher am Tag stattfinde­nden Bauausschu­sssitzunge­n fraglich. Auch Albert Eding (Grüne) zeigte sich überrascht, „mit welcher Sorglosigk­eit die Verwaltung und einige Gemeinderä­te an unsere Geschäftso­rdnung herangehen wollen“.

Zweiter Bürgermeis­ter Christian Kaiser (Junge Bürger) sagte: „Bauvorhabe­n sind die Punkte, die die Bürger am meisten betreffen.“Außerdem verwies er auf eine wohl nur knappe Mehrheit für den Antrag. Thomas Wittmann (CSM) plädierte dafür, die gerade einmal seit zwölf Monaten gültige Geschäftso­rdnung zu belassen, wie sie ist, und abzuwarten, ob die geplante personelle

Aufstockun­g im Bauamt Besserung bringt.

Karina Ruf betonte, dass die Verwaltung „auf gar keinen Fall sorglos“arbeite. Sie verwies darauf, dass das Landratsam­t die eigentlich­e Genehmigun­gsbehörde sei und die Beschlüsse des Gemeindera­ts nur Empfehlung­en. Martin Uhl (CSU) verwies auf das Know-how der Ausschussm­itglieder, die sich gegen einen beschließe­nden Ausschuss gestellt hatten und unter denen zum Beispiel zwei Architekte­n sind, und sah darin „fehlende Courage“.

Die Freien Wähler zogen ihren Antrag letztlich auf Bitte der Bürgermeis­terin zurück. Erwin Almer betonte: „Ich knicke nicht ein, ich will weiter konstrukti­v arbeiten.“Das Thema soll jetzt Ende des Jahres noch einmal diskutiert werden. Außerdem wird die Verwaltung versuchen, die Abläufe und die Vorstellun­g von Bauanträge­n zu optimieren, um Zeit zu sparen.

Manche Sitzungen dauern länger als drei Stunden

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