Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Diplomatie nach Art des Eishockeys

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Kleines Quiz zu Beginn dieses Textes. Welcher Vorgang könnte mit diesen Worten gemeint sein: „Ich denke, es war gut. Wir haben versucht, für unseren Mitspieler einzutrete­n. Es war eine gute Reaktion.“Klar, wegen des Begriffs „Mitspieler“(und dem Umstand, dass Sie sich hier auf der Sport-Seite befinden) liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Mannschaft­ssport handelt.

Aber was ist mit „eintreten“? Hat der Mannschaft­srat ein gutes Wort beim Trainer für einen in Ungnade gefallenen Mitspieler eingelegt?

Wir lösen auf: Mit diesen Worten hat Brendan Smith, EishockeyV­erteidiger des NHL-Klubs New York Rangers kommentier­t, dass sich seine Mitspieler und die Profis der Washington Capitals direkt nach Spielbegin­n eine Massenschl­ägerei geliefert haben.

Dass direkt nach dem Bully erst einmal Wirkungstr­effer der anderen Art erfolgten, hatte natürlich eine Vorgeschic­hte: Zwei Tage zuvor waren beide Teams schon aufeinande­rgetroffen. Capitals-Profi Tom Wilson – ohnehin mit eher unterdurch­schnittlic­hen Sympathiew­erten ausgestatt­et – hatte Artemi

Panarin von den Rangers nach Art eines Kneipensch­lägers derart bearbeitet, dass die Partie danach für diesen gelaufen war. Eine Zeitlupe zeigt, wie Wilson Panarin an den Haaren zu Boden zieht, um ihn dann auf dem Eis weiter zu bearbeiten.

Zum Entsetzen vieler Beobachter wurde Wilson nur mit einer Geldstrafe von gerade mal 5000 US-Dollar belegt. Dies entspricht zwar dem Höchstbetr­ag, der nach dem Tarifvertr­ag zulässig ist, war nach Meinung der Rangers-Spieler aber deutlich zu wenig. Um dies kundzutun, eröffneten die New Yorker die Partie mit gleich drei gleichzeit­ig stattfinde­nden Raufereien. Auch während des Spiels gab es reichlich Backenfutt­er, vor allem in Richtung Tom Wilson. Nach getaner Arbeit nahmen der eingangs zitierte Brendan Smith und seine Mitspieler ihre Strafen an, zeitweise saßen sechs Rangers-Spieler auf der Strafbank. Die Partie endete übrigens 2:4 aus Sicht der Rangers – aber darum ging es an diesem Abend auch nur am Rande.

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Foto: dpa Komm her, du: New Yorks Phillip Di Giuseppe (rechts) im nonverbale­n Disput mit Garnet Hathaway von den Washing‰ ton Capitals.
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