Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lechwerke sind als „Blühender Betrieb“ausgezeichnet
Ministerium würdigt Umspannwerke mit Wildblumen und Hecken bei Photovoltaikanlagen
Langweid Wenn unter technischen Anlagen wie Umspannwerken Wildblumen sprießen und Photovoltaikanlagen auch mal um Hecken herum gebaut werden, dann muss sich jemand nicht nur um Gewinn, sondern auch um die Natur Gedanken machen. Für diesen Ansatz erhielt die LEW-Gruppe nun die Auszeichnung „Blühender Betrieb“des Umweltministeriums. Eine Reihe von Kriterien spielten dabei eine Rolle.
Überreicht hat die Urkunde Umweltminister Thorsten Glauber vor der historischen Kulisse des Wasserkraftwerks in Langweid am Lech, wo seit über 100 Jahren erneuerbare Energie produziert wird. „Beeindruckend“fand Glauber das Engagement des regionalen Energieversorgers für den Naturschutz. Klimaneutraler Strom sei ein zentraler Baustein der Zukunft, wofür die Lechwerke stünden.
In den sieben Regierungsbezirken Bayerns stehe man durch sehr unterschiedliche Strukturen vor vielen Herausforderungen, so der
Minister. Es gebe viele gute Projekte, aber auch „ausgeräumte Landschaften“und Landwirte, die fürchten, durch Umweltschutzauflagen ihre unternehmerische Freiheit zu verlieren. Alle Bedenken müssten ernst genommen werden, so Glauber. Blühende Betriebe wie LEW hätten Vorbildfunktion und seien Bausteine im Wandel.
Ein „Blühender Betrieb“muss Außenanlagen naturnah gestalten, auf chemische Pflanzenschutzmittel und torfhaltige Substrate verzichten; Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten sind zu schaffen. Die Auszeichnung ist ein Baustein des Blühpakts Bayern, einer Initiative des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Der Rückgang der Anzahl der Insekten soll damit gestoppt und der Artenreichtum gefördert werden. Der Blühpakt gehe gerade in eine neue Phase, warb der Umweltminister für das Mitmachen aller. Kommunen bekommen Schulungsmappen für die Bauhöfe, um das Bewusstsein dafür zu stärken, dass nicht alles, was grün ist, ordentlich in Reih und Glied stehen muss.
„Wir müssen Unordnung im Kopf leben lernen“, so Glauber. Das gelte auch im privaten Bereich. Es genüge nicht, eine Unterschrift für die Bienen zu leisten und dann zu Hause eine Steinwüste in den Vorgarten zu setzen.
Ganz so ordentlich aufgeräumt, wie man das lange gewohnt war, sehen betriebliche Flächen nicht mehr aus, wenn man sich Gedanken darüber macht, wie technisch hochentwickelte Energieversorgung und
Naturschutz unter einen Hut gebracht werden können. Doch „da geht eine Menge“, ist Markus Litpher, LEW-Vorstandsmitglied, vom grünen Kurs des Unternehmens überzeugt. Als regionales Unternehmen sei man in besonderer Verantwortung für die Region und habe sich auf die Fahnen geschrieben, bis 2030 als Unternehmen klimaneutral zu sein.
Mit 18 Betriebsstellen, mehr als 120 Umspannwerken, 36 Wasserkraftwerken
mit insgesamt rund 190 Kilometern Damm- und Deichflächen gibt es viel zu tun für die Lechwerke. Dafür wurde ein Artenschutzkonzept mit der Unterstützung von Experten entwickelt.
Wie unscheinbar Naturschutz daherkommen kann, erklärte Nicolas Liebig vom Landschaftspflegeverband Augsburg bei einem Blick auf das Kraftwerksgelände. Der für die Gegend um den Lech typische Kiesboden sei Grundlage für die Pflanzengesellschaft des Magerrasens. Bis zu 40 Pflanzenarten teilen sich den kargen Boden und sind in wenigen Wochen eine „super Nektarquelle“für Insekten auf der Futtersuche. Die 350 Hektar Dammflächen sind wertvoller Biotopverbund für die Region.
Das Engagement für den Artenschutz werde man in Zukunft weiter verstärken, so Markus Litpher. „Wir sind überzeugt von unserem Ansatz und werden diesen intensiv weiterverfolgen.“Das 120-jährige Firmenjubiläum, das LEW in diesem Jahr feiert, stehe ganz im Zeichen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit.