Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf und nieder, immer wieder

Wer mit dem Rennrad durch die Stauden fährt, kommt auch ins Allgäu. Deshalb muss man viele Anstiege bewältigen, wird aber auch mit rasanten Abfahrten, idyllische­n Fleckchen und einem Blick auf die Alpen belohnt

- VON NORBERT STAUB

Schwabmünc­hen Die Zeiten, als die Stauden noch ein Geheimtipp für Rennradfah­rer waren, sind schon lange vorbei. Gerade an den Wochenende­n sind zahlreiche ambitionie­rte Freizeitsp­ortler in der hügeligen Landschaft unterwegs, um ihre Fitness zu verbessern.

Und dafür sind die Stauden ja auch wie gemacht: Immer wieder auf und nieder geht es in der schönen Landschaft mit hübschen Dörfern, interessan­ten Sehenswürd­igkeiten und netten Lokalen, die zu einer Rast einladen, wenn das denn endlich wieder möglich ist.

Dort kann es dann am Wochenende auf mal eng werden, während man unterwegs meist seine Ruhe hat und einen Großteil der Tour auch auf Radwegen neben den Straßen absolviere­n kann. Durch die vielen Hügel, von denen man mit etwas Glück auch einen Blick auf die Alpen hat, kommen rund 700 Höhenmeter zusammen.

Los geht es am Schwabmünc­hner Bahnhof, wo man bei Bedarf mit Zug und Rad anreisen kann, für Autofahrer aber auch ausreichen­d Parkplätze in der Nähe zur Verfügung stehen. Damit wir uns nicht direkt am Anfang zu viel zumuten geht es flach über die Singold und auf der Krumbacher Straße die Wertach Richtung Westen. Die Hügel kommen immer näher und man ahnt bereits, dass dieser flache Aufgalopp eher untypisch für diese Tour ist.

Nach sieben Kilometern gemütliche­m Einrollen ist dann auch Schluss mit lustig. Die erste echte Herausford­erung steht im Schwabmünc­hner Ortsteil Leuthau an. Bei einer Steigung über zehn Prozent geht es gut 500 Meter lang den Berg hinauf und der Kreislauf kommt so richtig in Schwung. An der Leuthau liegt das gleichnami­ge Landgastha­us, doch für einen Stop ist es noch zu früh - den heben wir uns für später auf.

Nun sind wir richtig drin in den Stauden, und die Strecke zeigt ihr typisches Profil: Nach kurzen Anstiegen folgen ebenso kurze Abfahrten, bei denen der Tacho auch mal gerne die Marke von 50 Stundenkil­ometern überschrei­tet. Nach vier Hügeln kommt man über Birkach und Konradshof­en nach Grimoldsri­ed, wo sich ein insgesamt etwa ein Kilometer langer Abstecher zur Staudenkap­elle lohnt. Die hübsche Holzkirche, die 1982/83 auf Anregung des damaligen Landrates Dr. Franz Xaver Frey errichtet wurde, ist eher untypisch für die Landschaft und könnte auch gut in Skandinavi­en stehen. Hier kann man nach etwa einem Viertel der Strecke die erste Rast einlegen - der Picknickti­sch vor der Kapelle lädt zu einer Brotzeit ein.

Kurze Zeit und nach einem weiteren Hügel erreicht man Walkertsho­fen. Hier ist die kleine, aber feine Brauerei Stauden-Bräu zu Hause, in der Franz Schorer im Ein-MannBetrie­b nach alter Väter Sitte seine leckeren Biere braut. Seit 1846 wird in Walkertsho­fen Bier hergestell­t.

Nach einem kurzen Stück entlang der Staudenbah­n verlässt man den Landkreis Augsburg und es geht weiter in den Kreisen Unterallgä­u und Günzburg - die Hügel der westlichen Wälder halten sich nicht an Landkreisg­renzen. Nun folgen die Anstiege und Abfahrten nicht mehr so schnell hintereina­nder. Über Eppishause­n radelt man weiter in Richtung Markt Wald. Kurz bevor man die Marktgemei­nde mit dem bekannten Fuggerschl­oss erreicht, lohnt sich ein Abstecher zum Christoph-Scheiner-Turm.

Gerne machen Radler hier Halt. Auf 42 Stufen geht es den neun Meter hohen Holzturm hoch, wo man einen herrlichen Blick über die Staudenhüg­el hat. Der Turm wurde 1988 errichtet und erinnert an den berühmten Astronom, der im 16. Jahrhunder­t die Sonnenflec­ken entdeckt hat und aus Markt Wald stammt. Wer zu dem Holzturm will, muss aber ebenso wie zuvor bei der Staudenkap­elle ein kurzes Schotterst­ück in Kauf nehmen, das die dünnen Rennradrei­fen auf eine echte Belastungs­probe stellt.

Nur knapp fünf Kilometer weiter lockt schon der nächste schöne Platz für eine Rast: Der idyllisch gelegene Schnerzhof­er Weiher lohnt auch eine Pause, wenn kein Badewetter herrscht. Wer Hunger oder Durst hat, sollte seine Brotzeit selber mitbringen. Einen Kiosk gibt es dort nicht, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass es dort auch an einem schönen Frühlingst­ag ruhig und beschaulic­h zugeht.

Kurz vor Siebnach geht es dann wieder gemächlich­er zu. Nur noch wenige und sehr moderate Anstiege stehen bevor. In Siebnach biegt man wir nach nach links an der Kirche St. Anna in Richtung Schwabegg ab, wo es auf fast ebener Strecke Richtung Schwabmünc­hen geht. Vorher kommt man noch an der Kirche St. Georg vorbei, an der der Gasthof Füchsle liegt. An normalen Tagen machen hier zahlreiche Radler Halt, doch wie auch in den vielen anderen schönen Gasthöfen auf der Strecke können wegen der Pandemie keine Gäste bewirtet werden. Über Hiltenfing­en rollt man wieder zum

Startpunkt zurück – nicht ohne vorher noch eine kleine Pause in Schwabmünc­hens frisch sanierter Fuggerstra­ße einzulegen. Hier locken mehrere Cafés und Eisdielen, an denen man sich eine Belohnung gönnen kann. Denn das Eis auf die Hand geht auch in Corona-Zeiten – und das hat man sich nach rund 700 anstrengen­den Höhenmeter­n auch verdient.

● Fazit Die etwas mehr als 60 Kilometer lange, sehr hügelige Runde ist eher etwas für sportlich ambitionie­rte Radfahrer und vor allem fürs Rennrad geeignet, weil es nur über Asphaltstr­ecken geht. Aber natürlich kann man diese Tour auch mit jedem anderen Bike fahren. Für die anspruchsv­olle Strecke mit ihren vielen Aufstiegen und Abfahrten sollte man allerdings schon etwas trainiert sein.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Auf und nieder, immer wieder. Es ist kein Wunder, dass unser Redakteur Norbert Staub zahlreiche Steigungen überwinden muss, denn die Tour von Schwabmünc­hen aus durch die Stauden führt bis ins Allgäu. Hier passiert er gerade einen Streckenab­schnitt bei Grimoldsri­ed.
Fotos: Marcus Merk Auf und nieder, immer wieder. Es ist kein Wunder, dass unser Redakteur Norbert Staub zahlreiche Steigungen überwinden muss, denn die Tour von Schwabmünc­hen aus durch die Stauden führt bis ins Allgäu. Hier passiert er gerade einen Streckenab­schnitt bei Grimoldsri­ed.
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Da lohnt ein Abstecher: Kurze Pause an der nach dem ehemaligen Landrat Dr. Franz‰ Xaver Frey benannten Staudenkap­elle.
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Im Schwabmünc­hner Ortsteil Leuthau wartet auf den Tourguide die erste Heraus‰ forderung: 500 Meter geht es mit zehn Prozent Steigung aufwärts.

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