Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Auf und nieder, immer wieder
Wer mit dem Rennrad durch die Stauden fährt, kommt auch ins Allgäu. Deshalb muss man viele Anstiege bewältigen, wird aber auch mit rasanten Abfahrten, idyllischen Fleckchen und einem Blick auf die Alpen belohnt
Schwabmünchen Die Zeiten, als die Stauden noch ein Geheimtipp für Rennradfahrer waren, sind schon lange vorbei. Gerade an den Wochenenden sind zahlreiche ambitionierte Freizeitsportler in der hügeligen Landschaft unterwegs, um ihre Fitness zu verbessern.
Und dafür sind die Stauden ja auch wie gemacht: Immer wieder auf und nieder geht es in der schönen Landschaft mit hübschen Dörfern, interessanten Sehenswürdigkeiten und netten Lokalen, die zu einer Rast einladen, wenn das denn endlich wieder möglich ist.
Dort kann es dann am Wochenende auf mal eng werden, während man unterwegs meist seine Ruhe hat und einen Großteil der Tour auch auf Radwegen neben den Straßen absolvieren kann. Durch die vielen Hügel, von denen man mit etwas Glück auch einen Blick auf die Alpen hat, kommen rund 700 Höhenmeter zusammen.
Los geht es am Schwabmünchner Bahnhof, wo man bei Bedarf mit Zug und Rad anreisen kann, für Autofahrer aber auch ausreichend Parkplätze in der Nähe zur Verfügung stehen. Damit wir uns nicht direkt am Anfang zu viel zumuten geht es flach über die Singold und auf der Krumbacher Straße die Wertach Richtung Westen. Die Hügel kommen immer näher und man ahnt bereits, dass dieser flache Aufgalopp eher untypisch für diese Tour ist.
Nach sieben Kilometern gemütlichem Einrollen ist dann auch Schluss mit lustig. Die erste echte Herausforderung steht im Schwabmünchner Ortsteil Leuthau an. Bei einer Steigung über zehn Prozent geht es gut 500 Meter lang den Berg hinauf und der Kreislauf kommt so richtig in Schwung. An der Leuthau liegt das gleichnamige Landgasthaus, doch für einen Stop ist es noch zu früh - den heben wir uns für später auf.
Nun sind wir richtig drin in den Stauden, und die Strecke zeigt ihr typisches Profil: Nach kurzen Anstiegen folgen ebenso kurze Abfahrten, bei denen der Tacho auch mal gerne die Marke von 50 Stundenkilometern überschreitet. Nach vier Hügeln kommt man über Birkach und Konradshofen nach Grimoldsried, wo sich ein insgesamt etwa ein Kilometer langer Abstecher zur Staudenkapelle lohnt. Die hübsche Holzkirche, die 1982/83 auf Anregung des damaligen Landrates Dr. Franz Xaver Frey errichtet wurde, ist eher untypisch für die Landschaft und könnte auch gut in Skandinavien stehen. Hier kann man nach etwa einem Viertel der Strecke die erste Rast einlegen - der Picknicktisch vor der Kapelle lädt zu einer Brotzeit ein.
Kurze Zeit und nach einem weiteren Hügel erreicht man Walkertshofen. Hier ist die kleine, aber feine Brauerei Stauden-Bräu zu Hause, in der Franz Schorer im Ein-MannBetrieb nach alter Väter Sitte seine leckeren Biere braut. Seit 1846 wird in Walkertshofen Bier hergestellt.
Nach einem kurzen Stück entlang der Staudenbahn verlässt man den Landkreis Augsburg und es geht weiter in den Kreisen Unterallgäu und Günzburg - die Hügel der westlichen Wälder halten sich nicht an Landkreisgrenzen. Nun folgen die Anstiege und Abfahrten nicht mehr so schnell hintereinander. Über Eppishausen radelt man weiter in Richtung Markt Wald. Kurz bevor man die Marktgemeinde mit dem bekannten Fuggerschloss erreicht, lohnt sich ein Abstecher zum Christoph-Scheiner-Turm.
Gerne machen Radler hier Halt. Auf 42 Stufen geht es den neun Meter hohen Holzturm hoch, wo man einen herrlichen Blick über die Staudenhügel hat. Der Turm wurde 1988 errichtet und erinnert an den berühmten Astronom, der im 16. Jahrhundert die Sonnenflecken entdeckt hat und aus Markt Wald stammt. Wer zu dem Holzturm will, muss aber ebenso wie zuvor bei der Staudenkapelle ein kurzes Schotterstück in Kauf nehmen, das die dünnen Rennradreifen auf eine echte Belastungsprobe stellt.
Nur knapp fünf Kilometer weiter lockt schon der nächste schöne Platz für eine Rast: Der idyllisch gelegene Schnerzhofer Weiher lohnt auch eine Pause, wenn kein Badewetter herrscht. Wer Hunger oder Durst hat, sollte seine Brotzeit selber mitbringen. Einen Kiosk gibt es dort nicht, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass es dort auch an einem schönen Frühlingstag ruhig und beschaulich zugeht.
Kurz vor Siebnach geht es dann wieder gemächlicher zu. Nur noch wenige und sehr moderate Anstiege stehen bevor. In Siebnach biegt man wir nach nach links an der Kirche St. Anna in Richtung Schwabegg ab, wo es auf fast ebener Strecke Richtung Schwabmünchen geht. Vorher kommt man noch an der Kirche St. Georg vorbei, an der der Gasthof Füchsle liegt. An normalen Tagen machen hier zahlreiche Radler Halt, doch wie auch in den vielen anderen schönen Gasthöfen auf der Strecke können wegen der Pandemie keine Gäste bewirtet werden. Über Hiltenfingen rollt man wieder zum
Startpunkt zurück – nicht ohne vorher noch eine kleine Pause in Schwabmünchens frisch sanierter Fuggerstraße einzulegen. Hier locken mehrere Cafés und Eisdielen, an denen man sich eine Belohnung gönnen kann. Denn das Eis auf die Hand geht auch in Corona-Zeiten – und das hat man sich nach rund 700 anstrengenden Höhenmetern auch verdient.
● Fazit Die etwas mehr als 60 Kilometer lange, sehr hügelige Runde ist eher etwas für sportlich ambitionierte Radfahrer und vor allem fürs Rennrad geeignet, weil es nur über Asphaltstrecken geht. Aber natürlich kann man diese Tour auch mit jedem anderen Bike fahren. Für die anspruchsvolle Strecke mit ihren vielen Aufstiegen und Abfahrten sollte man allerdings schon etwas trainiert sein.