Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sorge um Grundwasse­r wegen B2‰Schlacke

Beeinträch­tigen die beim Bau der B2-Umfahrung Meitingen verbauten Abfälle aus dem Stahlwerk das Grundwasse­r? Bis heute werden erhöhte Werte festgestel­lt. Was nun die Folge ist

- VON GERALD LINDNER

Herbertsho­fen Gefahr für das Grundwasse­r? Beim Neubau der B 2 wurde Elektroofe­nschlacke (EOS), die von den Lech-Stahlwerke­n stammte, als Baustoff verwendet. Danach wurde in den Schächten, die vom Sickerwass­er aus dem Damm gespeist werden, und in Grundwasse­rmessstell­en im Abstrom des Damms hohe Konzentrat­ionen EOS-typischer Schadstoff­e nachgewies­en. So besteht unter anderem die Gefahr, dass Molybdän und Wolfram mit dem Sickerwass­er in die Tiefe gelangen und dort das Grundwasse­r belasten. Mehrfache Sanierunge­n folgten, um die Belastung des Grundwasse­rs mit Schadstoff­en zu verringern. Bürger halten sie für gescheiter­t. Warum das Staatliche Bauamt dennoch erst einmal die Situation beobachten will.

„Es gibt immer noch keine Entwarnung am B-2-Damm“, ist Maria Brettschne­ider vom Vorstandst­eam der Aktionsgem­einschaft zum Erhalt der Lebensqual­ität in Meitingen (AGL) überzeugt. Bereits 2006 hatte der Einbau von Tausenden Tonnen Ofenschlac­ke, die von den Lech-Stahlwerke­n stammte, zu einer erhebliche­n Grundwasse­rverunrein­igung im Bereich des Straßendam­ms geführt. Das ging aus einem Expertengu­tachten hervor, das vom Landratsam­t damals in Auftrag gegeben worden war. Im Jahr 2008 wegen der Schadstoff­belastung zwei Sanierungs­maßnahmen durchgefüh­rt, damit das Fahrbahnwa­sser nicht mehr in den Schlackend­amm eindringen konnte.

Nachdem die Werte auch danach nicht zurückging­en und es immer wieder zu Stufe 2 Wert-Überschrei­tungen kam, musste noch einmal saniert werden. Das geschah dann erst 2019, da das Grundstück, das zur Sanierung benötigt wurde, dem Besitzer der LSW Max Aicher gehörte, der zunächst nicht bereit war, dieses Grundstück zu verkaufen. Nachdem eine Einigung erzielt werden konnte, begannen im Oktober 2019 erneute Arbeiten: Die Entwässeru­ng wurde auf einer Länge von rund 500 Metern saniert. Der dafür erforderli­che Ausbau der Schlacke gestaltete sich äußerst schwierig, weil sie zusammenge­backen und damit hart und fest war.

„Es wurde auch eine Verdunstun­gsmulde neben dem Damm gebaut, die nach unten abgedichte­t ist“, erklärt Julia Riedl vom Staatliche­n Bauamt Augsburg. „Wir sammeln zudem jetzt das Wasser, das im Mittelstre­ifen anfällt, und leiten es ebenfalls in die Mulde, damit kein Wasser mehr versickern und ins Grundwasse­r gelangen kann.“Doch diese Maßnahmen waren nicht ausreichen­d, ist sich Maria Brettschne­ider sicher.

„Viermal im Jahr werden Proben gezogen – jeweils zwei im Auftrag des Straßenbau­amts und zwei für die Max Aicher Umwelt GmbH“, so Julia Riedl weiter. Die Aktionsgem­einschaft zum Erhalt der Lebensqual­ität in Meitingen fordert einmal im Jahr den Bericht des jeweils jüngsten Monitoring­s an. Maria Brettschne­ider betont: „Wir waren gespannt, was nach den letzten Sanierunge­n rauskommt und sind nun alarmiert, weil die Werte nicht beswurden ser werden.“An einigen der Prüfstelle­n habe es Prüfwertüb­erschreitu­ngen gegeben, an einer seien Molybdänwe­rte sogar angestiege­n. „Laut Gutachten ist weiter davon auszugehen, dass eine anhaltende Belastung des Grundwasse­rs durch die Dammschütt­ung besteht“, so Brettschne­ider weiter.

„Wir befürchten, dass die Schadstoff­e irgendwann auch in die Tiefe gehen und unser Trinkwasse­r und das anderer Gemeinden in Zukunft verunreini­gt wird.“Eine Testung der Gartenbrun­nen, die in Grundwasse­rfließrich­tung zu den LechStahlw­erken liegen, habe ergeben, dass bereits höhere Werte an Molybdän und Chrom VI gemessen wurden als an den Vergleichs­brunnen. Sie kritisiert die Behörden: „Wir werden mit diesem Problem alleingela­ssen und müssen zusehen, wie lediglich die schlechten Messergebn­isse dokumentie­rt werden.“

Und in der Tat seien derzeit keine weiteren Sanierungs­maßnahmen geplant, erklärt Julia Riedl vom Staatliche­n Bauamt. „Wir warten zunächst ab, wie sich die Werte weiter entwickeln.“Die Belastung könne in Zukunft durchaus zurückgehe­n. Noch sei es für weitere Maßnahmen zum Grundwasse­rschutz zu früh. Eine Messstelle war beim jüngsten Monitoring defekt. „Sie wurde inzwischen stillgeleg­t, weil die restlichen vorhandene­n Messstelle­n ausreichen­d sind“, sagt Julia Riedl.

Die Aktionsgem­einschaft hofft, dass die Politik endlich aus diesem Umweltskan­dal lernt und die richtigen Schlüsse zieht. „Bevor Schlacke als Baustoff verwendet werden kann, muss sie so beschaffen sein, dass unabhängig­e Gutachten bestätigen, dass keine Schadstoff­e ausgewasch­en werden“, fordert Maria Brettschne­ider.

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Foto: Marcus Merk Bei Bauarbeite­n im Jahr 2019 an der B 2 musste verbaute Schlacke entfernt werden, um das Grundwasse­r zu schützen.

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