Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Voller Fokus auf Bremen
Nach der Niederlage in Stuttgart droht dem FC Augsburg mehr denn je der Abstieg. Was Spieler und Trainer vor dem nächsten „Endspiel“zuversichtlich stimmt
Stuttgart Unmittelbar nach Schlusspfiff begann Markus Weinzierl, 46, mit der Aufarbeitung des Erlebten. Er ging über den Rasen des Stuttgarter Stadions, gratulierte artig den Siegern und richtete die Verlierer auf. Der Trainer des FC Augsburg hätte sich eine andere Verteilung der Rollen gewünscht, wäre sich lieber mit den Seinen in den Armen gelegen, statt am Boden Liegende aufmuntern zu müssen.
Der Trainerwechsel hatte sichtlich Wirkung gezeigt, die FCASpieler legten einen ansprechenden Auftritt hin. Agierten statt wie in vielen Phasen der zurückliegenden Spiele passiv und lethargisch über das Grün zu schleichen. Es fehlte allerdings etwas wirklich Wichtiges: Der Trainertausch hatte nicht das angestrebte Ergebnis zur Folge.
Nach dem 1:2 (0:1) beim VfB Stuttgart müssen die Augsburger mehr denn je um den Ligaverbleib zittern, fünf sieglose Partien in einer entscheidenden Phase der Saison wirken sich verheerend aus. Noch können die Augsburger aus eigener Kraft den Klassenerhalt erreichen, aber nachdem über Wochen hinweg der Vorsprung zur Abstiegszone weggeschmolzen ist, entgleitet ihnen allmählich die Situation. FCASportgeschäftsführer Stefan Reuter musste eingestehen, dass sich die Lage stetig verschärft hatte. Nüchtern stellte er fest: „Jetzt sind wir da, wo niemand hinwill.“
Reuter hatte gehofft, mit einem Erfolg und drei Punkten in Stuttgart das Saisonziel praktisch zu erreichen. Wie die Begegnungen der direkten Konkurrenten aus Bremen, Köln, Bielefeld und Berlin endeten, das hätte den 54-Jährigen weit weniger Nerven gekostet. So aber verfolgten Weinzierl, Reuter, Verantwortliche und Fans des FCA die restlichen Partien dieses Spieltags mit größtem Interesse.
Dass Bremen gegen Leverkusen punktete, hat ihnen weniger gefallen. Dass Köln gegen Freiburg unterlag, war in ihrem Sinn. Ob das Unentschieden zwischen Hertha BSC und Arminia Bielefeld sich gut
schlecht für den FCA auswirkt, ist Auslegungssache. Fakt ist: Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt jetzt zwei Punkte, der auf den Abstiegsplatz vier.
Reuter hat große Titel gefeiert, hat die Champions League gewonnen, ist Europa- und Weltmeister geworden. In Augsburg musste er lernen, nach Minimalzielen zu eifern. Mit einem einfachen Satz erklärte er, worauf es jetzt ankomme. Darauf nämlich, das Beste aus der Situation zu machen. Und, fügte Reuter hinzu: „Jetzt gilt nichts anderes als Bremen.“
Die Erfolgsaussichten des FCA am letzten Spieltag scheinen eher gering. Bayern München wird am Tag der Meisterschalen-Übergabe kaum Geschenke verteilen, außerdem treibt Torjäger Robert Lewandowski der Müller-Rekord an, den der Pole nicht nur einholen, sondern ausbauen möchte. Die Augsburger sollten tunlichst alles daransetzen, im Heimspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 15.30 Uhr) den Klassenerhalt perfekt zu machen.
Wie dieses Vorhaben gelingen könnte, demonstrierten die Augsburger gegen den VfB Stuttgart. Bekannte Weinzierl-Muster waren zu erkennen: das aggressive, kompakte Anlaufen, Balleroberungen und Umschaltspiel. Bei eigenem Ballbesitz initiierten die Augsburger ihre Angriffe über weit geschlagene Diagonalpässe, Außenverteidiger rückten nach und versuchten durch Flanken Druck auf des Gegners Gehäuse auszuüben.
Aus Sicht von Angreifer André Hahn hatten er und seine Mitspieler den Plan vielversprechend umgesetzt. Was fehlte, war der Ertrag. Am Ende der Partie hatten die Augsburger 21-mal aufs Stuttgarter Tor geschossen – ihr Bestwert in dieser Saison. Als Florian Niederoder lechner nach einer knappen Stunde den verdienten Ausgleich erzielte, schien der FCA die Partie drehen zu können. Mangelhaftes Abwehrverhalten stand diesem Vorhaben allerdings im Weg.
Weinzierl tat, was vor dem Endspiel gegen Bremen zu seinen Aufgaben gehört. Hob positive Dinge hervor, etwa die Leistung oder das Engagement, und sprach seinen Spielern Mut zu. Was er gesehen hatte, stimmte den Trainer zuversichtlich. „Die Spieler hätten es verdient gehabt zu punkten. Wenn wir noch zweimal eine solche Leistung abliefern, werden wir die nötigen Punkte holen.“
Neben der gezeigten Leistung spreche im Abstiegskampf noch ein Faktor für den FCA, ergänzte Hahn. „Wir spielen beim FC Augsburg. Wir sind es gewohnt, kennen die Situation und hatten das in den letzten Jahren schon öfter.“
LIGUE 1 FRANKREICH