Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Uniklinik will Patienten mit Corona‰Spätfolgen behandeln

Eine neue Spezialamb­ulanz soll Betroffene­n helfen – und die Erforschun­g von „Long Covid“voranbring­en

- VON STEFAN KROG

Längst nicht alle, die eine CoronaInfe­ktion überstande­n haben, sind danach schnell wieder fit. An der Uniklinik Augsburg soll deshalb in nächsten Wochen eine Anlaufstel­le für Corona-Patienten entstehen, die zwar die Infektion überstande­n haben, aber unter Spätfolgen leiden. Es geht dabei um teils gravierend­e Beeinträch­tigungen an Atemwegen, dem Herz-Kreislauf-System, dem Muskelappa­rat und dem Nervensyst­em. Auch der Stoffwechs­el kann betroffen sein.

Die Covid-Ambulanz solle nach Überweisun­g durch niedergela­ssene Ärzte eine Anlaufstel­le für die Patienten aus der Region sein, die unter besonders komplexen und schweren Spätfolgen leiden, so Dr. Herbert Quinz, Stabsstell­enleiter für Medizinstr­ategie an der Uniklinik.

Wegen der sehr unterschie­dlichen möglichen Spätfolgen werde die Corona-Hochschula­mbulanz interdiszi­plinär besetzt sein. Das Spektrum reicht von der HNO-Klinik über die Kardiologi­e bis zur Gefäßchiru­rgie. Aktuell treffe man noch Vorbereitu­ngen, was Räumlichke­iten und Medizintec­hnik betrifft. „Neben der Ermöglichu­ng einer optimierte­n Versorgung für die Patienten sollen die Effekte von Covid-19 auch wissenscha­ftlich analysiert und längerfris­tig begleitet werden“, so Quinz.

Die Mechanisme­n, die nach teils auch milderen Verläufen zu Langzeitfo­lgen führen können, sind noch nicht ausreichen­d erforscht. Auch zum Anteil der Patienten, die nach überstande­ner Infektion mittel- und langfristi­g unter gesundheit­lichen Folgen leiden, gibt es noch wenig gesicherte Erkenntnis­se. Schon heute behandle man Patienten nach einer Infektion, zum Beispiel in der Lungen-Ambulanz, so Quinz. Auch im internen Lageberich­t der Uniklinik wurde bereits im März auf die neue Patienteng­ruppe hingewiese­n. In dem Bericht vom 11. März hieß es, es würden vermehrt Menschen in die Notaufnahm­e kommen, „die nach einer durchaus milden SARSCoV-2-Infektion Monate später u. a. über deutlich vermindert­e Belastbark­eit, Erschöpfun­g und Muskelschw­äche berichten“.

In der neuen Corona-Ambulanz sollen Grundunter­suchungen stattfinde­n und dann Ärzte aus den Fachdiszip­linen hinzugezog­en werden. Mit welchem Bedarf man letztlich rechne, lässt die Uniklinik aktuell offen. Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) sagte zuletzt, dass der Versorgung von Patienten mit „Post-Covid-Syndrom“oder „Long Covid“mehr Aufmerksam­keit gewidmet werden müsse. Neben Augsburg haben andere bayerische Uniklinike­n bereits Spezialamb­ulanzen aufgebaut.

Indes sind die Uniklinik und auch die anderen Kliniken in der Region weiter mit der Versorgung von akut Erkrankten massiv gefordert. Stand Sonntag mussten in Augsburg noch immer 36 Covid-Patienten auf der Intensivst­ation behandelt werden, nur fünf Intensivbe­tten in Augsburg waren zu diesem Zeitpunkt frei.

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Foto: Uwe Anspach, dpa (Symbolbild) Manche Covid‰19‰Patienten haben mit Spätfolgen zu kämpfen. An der Uniklinik ent‰ steht nun ein Behandlung­sangebot.

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