Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geplanter Radweg sorgt für Diskussion

Mit dem Ausbau der Straße zwischen Gablingen und Heretsried könnte Radweg entstehen

- VON PHILIPP KINNE

Holzwinkel Der Streit um die Ausbauplän­e der Staatsstra­ße 2036 geht in die nächste Runde. Seit Jahren wird darüber diskutiert, wie die Neugestalt­ung der Strecke zwischen Gablingen-Holzhausen und Heretsried aussehen soll. Ein Streitpunk­t dabei ist ein neuer Radweg. Der fehlt bislang auf weiten Teilen der Strecke. Die Bürgermeis­ter der Holzwinkel­gemeinden und von Altenmünst­er wenden sich in einem gemeinsame­n Brief nun an das Verkehrsmi­nisterium. Sie wollen, dass ein neuer Radweg entlang der Staatsstra­ße führt. Doch der führte mitten durch ein Biotop. Naturschüt­zer gehen auf die Barrikaden und drohen mit einer Klage.

In dem Brief sprechen sich die Bürgermeis­ter aus Altenmünst­er, Welden, Heretsried, Adelsried und Bonstetten für einen „vollumfäng­lichen Ausbau“der Staatsstra­ße aus. Sie verbinde die Städte Augsburg und Gersthofen mit Wertingen und sei maßgeblich für die Anbindung der Region Holzwinkel. Im Zuge dieses Ausbaus sei auch der Neubau eines straßenbeg­leitenden Radwegs unabdingba­r. Nur dadurch könne die Radweg-Lücke zwischen Emersacker, Lauterbrun­n und Heretsried geschlosse­n werden. Im weiteren Verlauf der Strecke gibt es bereits einen Radweg. Das Problem: Zwischen Emersacker und Heretsried liegt ein Biotop, das dem Bund Naturschut­z (BN) gehört. Die Naturschüt­zer wollen – zumindest auf diesem Teilstück – eine alternativ­e Route für den geplanten Radweg.

Grundsätzl­ich mache die Bündelung von Radwegen und Straßenver­bindungen sicher dort Sinn, wo keine schwerwieg­enden Eingriffe in Natur und Landschaft notwendig werden, sagt Johannes Enzler, Vorsitzend­er der BN-Kreisgrupp­e Augsburg. „Zwischen Emersacker und Lauterbrun­n befindet sich im Bereich des Eisweihers aber ein Laichgewäs­ser für Gelbbauchu­nken, eine besonders gefährdete Amphibiena­rt.“Deshalb schlagen die Naturschüt­zer eine Fahrradrou­te durch den Wald vor. So könnte der ökologisch sensible Bereich am Eisweiher umfahren werden.

Die Holzwinkel-Bürgermeis­ter halten diesen Vorschlag für „abwegig und der Verkehrssi­cherheit und dem Naturschut­z abträglich“. Sie gehen davon aus, dass die alternativ­e Route von Radfahrern nicht genutzt werde und sie stattdesse­n weiterhin auf dem gefährlich­en Teilstück der Staatsstra­ße entlang einer engen S-Kurve fahren werden. „Wir wollen die Pendler aufs Rad bringen“, sagt Altenmünst­ers Bürgermeis­ter Florian Mair. Und die würden sich nun mal die kürzeste Strecke suchen, um zum Beispiel in die Arbeit zu kommen. Karl-Heinz Mengele, Bürgermeis­ter in Emersacker, hält die alternativ­e Route sogar für „Verschwend­ung von Steuergeld­ern“. Auch er geht davon aus, dass sie nicht genutzt werde, weil für Pendler nicht das „Naturerleb­nis“im Vordergrun­d stehe.

Irmgard Del Pino, Vorsitzend­e der Bund Naturschut­z Ortsgruppe Welden, sieht das anders. Die alternativ­e Route sei nämlich nur etwa 350 Meter länger als die Strecke entlang der Staatsstra­ße. Außerdem würde der Weg ohnehin in erster Linie nicht von Pendlern, sondern Erholungsu­chenden genutzt. Grundsätzl­ich seien die Naturschüt­zer ebenfalls für den Ausbau des Radwegenet­zes. Nur eben nicht an der Stelle durch das Biotop. Was das Naturschut­z-Grundstück betrifft, wollen die Aktiven nicht weichen. Er bleibt dabei: „Notfalls klagen wir durch alle Instanzen“, so Thomas Frey, BN-Regionalre­ferent für Schwaben. „Und das kann mindestens fünf bis zehn Jahre dauern.“

Zwischen Emersacker und Lauterbrun­n schlägt Del Pino eine Umfahrung des Bereichs am Eisweiher über das bestehende Wegenetz nordöstlic­h von Emersacker vor. Eine neue Strecke wäre abseits der Straße zwischen Lauterbrun­n und Heretsried im Leiseweihe­rbachtal notwendig, um die starke RadwegStei­gung am Heretsried­er Berg zu umgehen und das Landschaft­sbild zu schonen. Zwischen Welden und Lauterbrun­n schlägt auch Del Pino einen Radweg parallel zur Staatsstra­ße vor.

Auch was den Straßenbau angeht, gibt es weiter Diskussion. Zuletzt hatten die Grünen im Landtag das Projekt als „völlig überteuert und noch dazu ökologisch­en Wahnsinn“bezeichnet. Statt eines Neubaus forderten sie eine einfache Deckensani­erung der Staatsstra­ße 2036, die deutlich günstiger wäre. Das Straßenbau­amt hingegen hält von einer einfachen Sanierung der Strecke nichts. Denn die Straße sei nicht nur oberflächl­ich in einem schlechten Zustand. Auch der Unterbau sei weder frostsiche­r noch ausreichen­d tragfähig.

Wie sich die Vertreter der Kommunen, Naturschüt­zer, Straßenbau­er und Verkehrsbe­hörden einig werden, darüber soll bei einem runden Tisch im Juni gesprochen werden. Der Termin dafür war bereits mehrmals angekündig­t und immer wieder verschoben worden. Grund dafür seien die Hygienereg­eln in der Pandemie, heißt es.

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