Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Anwohner sind gegen neue Bauten am Kirchsteig
In dem Allmannshofer Baugebiet sind drei Bauplätze und ein Geschosswohnbau geplant. Das ruft Anwohner auf den Plan, die für ihre Grünfläche kämpfen
Allmannshofen Wenn Nadine Maras auf die große, grüne Wiese vor ihrem Haus blickt, dann sieht sie bei schönem Wetter dort ihre Kinder und die Kinder aus dem Baugebiet Kirchsteig spielen. Deswegen hat sich die Frau mit ihrem Mann einst für diesen Bauplatz entschieden – wegen der Offenheit und dem Konzept, das auf viel Natur und eine pfiffige Idee der Entwässerung baut. Ob das nun so bleibt, ist fraglich, denn Mitte April haben die Ratsmitglieder beschlossen, weitere Bauplätze zu schaffen. Das wollen Anwohner nicht so ohne Weiteres hinnehmen.
Im Zuge der Nachverdichtung sollen drei Bauplätze entstehen. Die Änderung am Bebauungsplan „Am Kirchsteig I“liegt aktuell öffentlich aus. Bis zum 26. Mai können Einwände eingereicht werden.
Angela Pimeisl, die erst im März in ihr Haus am Kirchsteig eingezogen ist, spricht von einer „Klatsche“. Dürften die drei neuen Bauplätze bebaut werden, sei sie von allen Seiten zugebaut. Was den Anwohnern missfällt, ist die Vorgehensweise. So hätten sie sich gewünscht, dass Bürgermeister Markus Stettberger vor der Abstimmung im Gemeinderat das Gespräch mit ihnen gesucht hätte, und nicht mit einem Beschluss und einer öffentlichen Auslegung der Änderung des Bebauungsplans bereits ein Stück weit Fakten schafft.
Anwohner Matthias Wenisch erklärt, dass es sich bei der Grünfläche nicht nur um eine Spielfläche für die Kinder, sondern auch um einen Ort der Begegnung handle. Zudem sei das Baugebiet auf Basis eines Kon
zur „wassersensiblen Siedlungsund Freiraumentwicklung“entstanden, was der Freifläche eine weitere wichtige Funktion zuschreibt. Das Regenwasser im Baugebiet läuft über Zisternen, Mulden und die Wiese – in der Funktion eines Regenwasserrückhaltebeckens – ab. Auch diese Funktion sehen die Bewohner in Gefahr. Nadine Maras warnt: „Wenn es hier runterprasselt, dann läuft die Mulde voll.“Das ist noch nicht alles. An der Stelle, an der einst eine Filteranlage für das Regenwasser geplant war und aktuell eine Wiese den Blick auf die Straße in Richtung Kloster Holzen freigibt, könnte ein Mehrfamilienhaus entstehen. Je nach Konzeption wären dort bis zu 16 Wohnungen denkbar.
Bautzen, der sich einst für den unverbauten Blick, dessen Erhalt ihm sogar zugesichert wurde, entschieden hat, rechnet damit, dass der Geschosswohnbau die übrigen Häuser drei Meter in der Höhe überragen könnte.
Das erhöhte Verkehrsaufkommen, was der Geschosswohnbau mit sich bringen würde, fürchten sie alle gemeinsam. Die Bewohner plädieren stattdessen für den Bau eines neuen Kindergartens. Das Thema ist in Allmannshofen gerade hoch aktuell, weil der jetzige umgebaut werden müsste. Bürgermeister Stettberger, der mit der Auslegung der Pläne ein Konzept als Diskussionsgrundlage vorgeben wollte, erklärt die „gesellschaftliche und ökologische Verzepts antwortung“, der die Gemeindevertreter Rechnung tragen wollten. Der Gemeinderat vertrete die Idee, eine Nachverdichtung zu ermöglichen und Wohnraum zu schaffen – und zwar sowohl in Form von drei Bauplätzen am Rande der Mulde als auch auf dem Stück Grünfläche, das jeder Besucher im Ort sieht, wenn er von Holzen aus nach Allmannshofen fährt. Mit dem Geschosswohnbau will der Gemeinderat „jungen Paaren die Möglichkeit auf eine Wohnung im Ort bieten oder älteren Paaren die Chance geben, im Ort zu bleiben, auch wenn sie ihre großen Wohnhäuser aufgeben“, sagt Stettberger. Die Sorge vor Überschwemmungen versucht Peter Matzky vom Bauamt der VerwaltungsgemeinAndreas schaft Nordendorf zu entkräften: Es werde eine Versickerungsmulde geschaffen und die Notentlastung im Regenwasserkanal, der zur Schmutter führt, könne im Falle eines Starkregenereignisses der Überlastung der Versickerungsanlage entgegenwirken.
Damit folge die Gemeinde in ihren Planungen, die laut Rathauschef Stettberger bereits mit einer hohen Summe im Haushalt eingestellt wurden, dem Wasserhaushaltsgesetz und der Vorgabe, Regenwasser ortsnah zu versickern. Da weder der geplante Teich in der Mitte des Baugebiets noch die Regenwasserbehand-lungsanlage umgesetzt wurden, stünden nun Flächen für eine Nachverdichtung zur Verfügung.