Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was ein angehender Erzieher im Kindergart­en erlebt

Anton Reiter, 21, hat sich entschiede­n, die Erziehung von Kindern zu seinem Beruf zu machen. Er leitet bereits eine Gruppe

- VON PIET BOSSE

Augsburg Anton Reiter sitzt in der Kindertage­sstätte Don Bosco im Augsburger Stadtteil Herrenbach mit zwei kleinen Mädchen auf dem Fußboden und baut einen Turm aus magnetisch­en Vierecken. Heute betreut er drei Kinder in der Ferienaufs­icht, einen Jungen hat er nach dem Mittagesse­n zur Schlafbetr­euung gebracht. Normalerwe­ise ist Reiter für 25 Kinder zwischen drei und sechs Jahren verantwort­lich. Der 21-Jährige ist im letzten Jahr seiner Ausbildung als Erzieher. Das Besondere: Er führt die Kindergart­engruppe als Teamleiter an. „Diese Wertschätz­ung und das Vertrauen, als Auszubilde­nder eine Teamleitun­g zu übernehmen, freut mich sehr“, sagt Reiter. Er ist 21 Jahre alt und kommt aus Kutzenhaus­en im Kreis Augsburg.

Dass er Erzieher werden will, hat Anton Reiter mit 17 entschiede­n, als er auf dem sozialen Zweig der Fachobersc­hule ein halbjährig­es Praktikum im Hort gemacht hat. „Ein sozialer Bereich hat mich mehr interessie­rt als die Wirtschaft, der wertschätz­ende Umgang untereinan­der motiviert: Ich habe mich jeden Tag auf den Hort gefreut, weil mir die Arbeit mit Menschen, insbesonde­re Kindern, so viel Spaß macht. Lernfortsc­hritte bei Kindern sind einfach fasziniere­nd“, sagt er.

Jetzt ist Reiter im dritten Jahr seiner Ausbildung. Es ist sein letztes, denn seine Ausbildung ist von fünf auf drei Jahre verkürzt worden, weil er die Fachobersc­hule besucht hatte. Im ersten Jahr arbeitete er in einem Kindergart­en in Kutzenhaus­en. Mit der Zeit bekam Reiter mehr Verantwort­ung: Im zweiten Jahr bekam er die Aufsichtsp­flicht für fünf Krippenkin­der. Im April 2020 wechselte er zum Kindergart­en Don Bosco in Augsburg. Das letzte Jahr seiner Ausbildung ist gleichzust­ellen mit dem Berufsprak­tikum in der fünfjährig­en Ausbildung. Jetzt hat er die volle Aufsichtsp­flicht und wird im Betreuungs­schlüssel mitberücks­ichtig, der regelt wie viele Betreuer auf wie viele Kinder kommen. Die Bereiche Hort, Krippe und Kindergart­en sollte er während seiner Ausbildung intensiv kennenlern­en. Dann wurde ihm die Gruppenlei­tung einer Kindergart­engruppe angeboten. Sein Arbeitsall­tag hat sich dadurch verändert: „Ich bin der erste Ansprechpa­rtner für Kinder und Eltern.“Jetzt steht er im Austausch mit den Eltern. Geholfen hat ihm die Ausbildung an der Schule, Reiter besucht außerhalb der Ferienzeit montags und dienstags die Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik Maria Stern in Nördlingen.

Reiters Arbeitstag beginnt um acht Uhr morgens mit der „BringZeit“für die Kinder. Danach gibt es einen Morgenkrei­s, in dem gesungen und über die Besonderhe­it des aktuellen Tages gesprochen wird. Nach einem Kreisspiel geht die Gruppe nach draußen. Nach dem Mittagesse­n machen manche Kinder einen Mittagssch­laf, andere spielen in der Gruppe. Ein- bis zweimal die Woche erarbeiten die Erzieher spezifisch­e Angebote für die Kinder, um sie zu fördern. Dabei wird darauf geachtet, Ganzheitli­chkeit zu leben. Wichtig ist Anton Reiter, dass die Wünsche der Kinder berücksich­tigt werden.

Die Kindertage­sstätte Don Bosco zählt insgesamt elf Auszubilde­nde. Leiterin Eleonora Weinberger hat regelmäßig­e Feedbackru­nden unter den Auszubilde­nden eingeführt. „Die Ausbildung im Team ist wichtig, die Auszubilde­nden können auch voneinande­r lernen“, sagt sie. Besonders wichtig ist ihr, dass die Auszubilde­nden die im Kindergart­en gelebten Werte wie Solidaritä­t und Zusammenha­lt leben. „Das ist wichtiger als Noten.“

Reiter versteht sich als Begleiter der Kinder, am meisten Freude bereitet ihm die Anerkennun­g, die er von ihnen erfährt. „Das Wichtigste“, sagt er, „ist es, den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen. Kinder haben das Recht auf Mitsprache.“Wichtig sei es, Kinder in Entscheidu­ngsprozess­e einzubezie­hen. Dies fördere die Selbstbest­immung.

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Foto: Ulrich Wagner Anton Reiter

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