Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ernstfall für die Bundeswehr

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger‰allgemeine.de

Nun ist ein kühler Kopf gefragt. Die Bundeswehr steht vor einer Bewährungs­probe. Der Verteidigu­ngsfall ist eingetrete­n. Alles ist neu an dieser Situation. Lagebespre­chung, Ausrüstung, Strategie – in dieser Form noch nie erprobt. Denn der Angriff kommt von innen. Der Feind steht – in diesem Fall: fliegt – bereits vor der Tür. Genauer: hinter einem Maschendra­htzaun am Fliegerhor­st Kaufbeuren.

Die bittere Wahrheit ist die: Direkt an das Militärgel­ände grenzt der Privatgrun­d von Ralf Nahm. Nahm ist Hobbyimker. Er besitzt zwei Bienenvölk­er. Die Bienenstöc­ke mit den An- und Abfluglöch­ern befinden sich direkt am Zaun. Auf der anderen Seite, also auf dem Bundeswehr-Areal, verläuft ein Trampelpfa­d. Diesen nutzen Flugschüle­r und Bedienstet­e des Standorts zum Joggen.

Die Truppe sieht einen Territoria­lkonflikt. Gefährlich­e Grenzüberf­lüge können nicht ausgeschlo­ssen werden oder fanden sogar schon statt. Der Kommandeur hält die „Fürsorge für die Fliegerhor­stangehöri­gen für geboten“. Deshalb ließ die Standortve­rwaltung nun eine etwa zehn Meter lange und zwei Meter hohe Holzwand auf ihrer Seite des Zauns errichten. „Damit die Bienen sofort nach Verlassen des Bienenstoc­ks an Höhe gewinnen und über den Köpfen der dort befindlich­en Fliegerhor­stangehöri­gen hinwegflie­gen“, heißt es.

Ralf Nahm entgegnet, einen Zwischenfa­ll habe es noch nie gegeben. Die Rasse Carnica sei „für ihre Friedferti­gkeit bekannt“. Hinter den Kulissen laufen diplomatis­che Verhandlun­gen, der Oberbürger­meister versucht zu vermitteln. Es gilt, einen Luftkampf zu verhindern. Die Lage ist ernst.

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