Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Den Giro verfolge ich schon mit ein paar Tränen“

Georg Zimmermann überrascht als 17. bei der Algarve-Rundfahrt. Lieber würde er aber jetzt in Italien sein

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Hallo Herr Zimmermann, wie fühlt man sich, wenn man fast 700 Kilometern an der Algarveküs­te entlang in den Beinen hat?

Georg Zimmermann: Ich fühle mich noch ein bisschen müde, bin aber überglückl­ich, dass diesmal alles gepasst hat, nichts dazwischen gekommen ist und ich mal zeigen konnte, was ich kann.

Das kann man wohl sagen: Sie waren als Gesamt-17. nicht nur bester Deutscher, sondern auch bester Starter ihres Teams Intermarch­e. Waren Sie als Spitzenfah­rer vorgesehen? Zimmermann: Eigentlich nicht. Wir hatten mit unserem Norweger Odd Christian Eiking einen sehr guten Bergfahrer dabei und grundsätzl­ich war die Taktik auf ihn ausgelegt. Doch nachdem er bei der letzten Etappe nicht mehr an den Start gehen konnte, weil er sich nicht gut gefühlt hatte, habe ich an diesem Tag noch einmal alles gegeben. Es freut mich, dass ich dann meine erste ganze Rundfahrt in dieser Saison unter den Top 20 beenden konnte.

Das tut sicher gut nach dem verkorkste­n Saisonstar­t mit ihren muskulären Problemen im Februar und dem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt Mitte April.

Zimmermann: Es ist mir ein Stein vom Herzen gefallen, dass endlich mal alles geklappt hat.

Wie war die Algarve-Rundfahrt, die ja nicht zur WorldTour-Serie gehört, aber an der doch sechs WorldTourT­eams teilgenomm­en haben, von der Leistungss­tärke einzuordne­n. Zimmermann: Es war eine anspruchsv­olle Rundfahrt, die für ein Nicht-Worldtour-Rennen schon stark besetzt war, auch wenn es sich mit dem Giro d‘Italia überschnit­ten hat. Mir hat die zweite Etappe am besten gelegen, weil da der letzte Berg mit sieben, acht Kilometern sehr lange war und ich da meinen Rhythmus besser finde, als bei kurzen Steigungen.

Wie war die Teamleitun­g mit Ihnen zufrieden?

Zimmermann: Ich wurde für meine Leistung gelobt. Nicht nur ich bin mit mir zufrieden, sondern auch das Team. So eine Platzierun­g gibt mir natürlich Selbstvert­rauen und es zeigt meinem Team auch, dass es mich auch für größere Einsätze einplanen kann.

Das hatte Intermarch­e auch vor. Wären nicht die Verletzung­en zu Beginn der Saison gewesen, würden Sie jetzt beim Giro fahren.

Zimmermann: Ja. Nach meinem Sturz mussten wir den Giro streichen, weil die Trainingsu­mfänge einfach nicht groß genug waren. Das tat schon weh, weil ich mich den ganzen Winter auf den Giro gefreut habe. Bei jeder Trainingsf­ahrt bei schlechtem Wetter im Augsburger Hinterland habe ich mir vorgestell­t, wie ich in ein paar Monaten durch Italien fahre. Den Giro verfolge ich jetzt schon mit ein paar Tränen in den Augen. Aber ich darf den Kopf nicht in den Sand stecken. Da gibt es jetzt auch keinen Grund mehr, weil es ja sportlich läuft.

Jetzt werden Sie wohl erst mal regenerier­en...

Zimmermann: Nein. Ich bin jetzt noch im Flughafen-Hotel und fliege am Dienstag direkt nach Mallorca, wo wir ab Donnerstag an der viertägige­n Rennserie Mallorca Challenge teilnehmen. Erst dann habe ich Pause bis zur Tour de Suisse Anfang Juni. Interview: Robert Götz

● Georg Zimmermann, 23, kommt aus dem Neusässer Stadtteil Hain‰ hofen (Lkr. Augsburg) und fährt seit August 2019 für einen WorldTour‰ Rennstall. Zuerst für das Team CCC und seit dieser Saison für den bel‰ gischen Rennstall Intermarch­é‰Wan‰ ty ‰Gobert Matériaux.

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Foto: Getty Georg Zimmermann fuhr bei der Algar‰ ve‰Rundfahrt auf Platz 17.

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