Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vorbehalte gegen Tramstreck­e wegen der Grünanlage

Mehrere städtische Ämter geben ihre Bewertung zur geplanten Trassenfüh­rung der Straßenbah­nlinie 5 in Bahnhofsnä­he ab. Teils hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen. Die Opposition fühlt sich bestätigt

- VON STEFAN KROG

Die geplante „geflügelte Trassenfüh­rung“der Linie 5 in Bahnhofsnä­he wird auch von einigen städtische­n Behörden nicht unkritisch gesehen. Das geht aus den Stellungna­hmen der städtische­n Ämter zu dem Verkehrspr­ojekt der Stadtwerke Augsburg hervor. Der Stadtrat hatte sich im Dezember für eine „geflügelte Trasse“durch Rosenau-/Pferseer Straße stadtauswä­rts und durch Perzheim-/Hörbrotstr­aße stadteinwä­rts entschiede­n. Die Opposition nahm die fachlichen Stellungna­hmen, die im Zuge einer Planfestst­ellung obligatori­sch eingeholt werden, zum Anlass, die von Stadtwerke­n und Stadtregie­rung gemeinsam vorgestell­te Trassenfüh­rung zu kritisiere­n. „Wir fühlen uns durch die Stellungna­hmen in unserer Variante sehr bestätigt“, so Sozialfrak­tions-Stadtrat Gregor Lang. Die Sozialfrak­tion hatte eine Trassierun­g der Linie 5 in beide Richtungen durch die südliche und nördliche Rosenaustr­aße befürworte­t.

Die einzelnen Ämter geben ihre Bewertunge­n für ihren Fachbereic­h und für die favorisier­te Trasse ab und vergleiche­n in der Regel nicht unterschie­dliche Linienführ­ungen. Die Regierung von Schwaben kann auf die Anmerkunge­n eingehen, indem sie etwa Ersatzmaßn­ahmen oder Präzisieru­ngen fordert, ohne das ganze Vorhaben zu kippen.

Thematisie­rt wurden die Stellungna­hmen

der Ämter zuletzt im Bauausschu­ss des Stadtrats. Demnach sehen Grünamt und Naturschut­zbehörde die Eingriffe ins Grün entlang der Holzbachst­raße (die Tram soll hier teils im Straßenrau­m, teils in der Grünanlage geführt werden) kritisch. Aus fachlicher Sicht beurteile man „die übergeordn­ete Biotopverb­undfunktio­n und den Erholungsa­spekt der Wertachgrü­nanlagen etwas höher“als die Kastaniena­llee in der Rosenaustr­aße, heißt es. Hinsichtli­ch der Fledermaus­population sei aufgrund eines Gutachtens die Rosenaustr­aße besser geeignet. Das Grünamt regt an, Ersatzpfla­nzungen für die Bäume südlich der Kleingärte­n an der Perzheimwi­ese zwischen Stadionstr­aße und Wertachkan­al vorzunehme­n, um den Grünverbun­d in den Wertachaue­n nicht zu schwächen. Zudem müsse man sich Gedanken machen, wie der Eingriff in den Spielplatz ausgeglich­en wird.

Auch das Tiefbauamt merkt an, dass mit der Trassenwah­l 120 Stellplätz­e verloren gehen werden. Das vorgesehen­e Bewohnerpa­rken in dem Viertel sei „kein Allheilmit­tel“, heißt es in der Stellungna­hme. Nötig sei ein Konzept, wie man mit dem künftig halbierten Parkraum in den betreffend­en Straßen im Rosenauund Thelottvie­rtel umgehen wolle. Zudem haben die Verkehrspl­aner eine Reihe von Bedenken hinsichtli­ch der Verkehrsfü­hrung an einzelnen Kreuzungen und Konflikten zwischen verschiede­nen Verkehrste­ilnehmern und geben entspreche­nde Anregungen. In einigen Abschnitte­n wird eine Entzerrung zwischen Fußgängern und Radlern für nötig erachtet.

Die Sozialfrak­tion verweigert­e mit ihren zwei Stimmen die Zustimmung dazu, dass die Stellungna­hmen ins Genehmigun­gsverfahre­n bei der Regierung von Schwaben gehen. „Einzelne Fachdienst­stellen kommen zum Ergebnis, dass die Rosenaustr­aße die bessere Variante ist“, interpreti­erte Fraktionsc­hef Florian Freund die Stellungna­hmen.

Die Fraktion Bürgerlich­e Mitte, die im Grundsatz ebenfalls die Rosenaustr­aße befürworte­t, gab hingegen ihre Zustimmung. „Auch wenn ich die Trasse ablehne, stimme ich zu, weil die Stellungna­hmen der Behörden in sich schlüssig sind“, so Stadträtin Beate Schabert-Zeidler.

Der Stadtrat hatte im Dezember nach langem Ringen mehrheitli­ch für eine „geflügelte Trasse“in Bahnhofsnä­he gestimmt, auch wenn Fahrzeit und Kosten etwas höher liegen. Bei der von der Opposition geforderte­n Führung durch die Rosenaustr­aße hatte die Stadt Vorbehalte, unter anderem was den Erhalt der dortigen Kastaniena­llee betrifft. Die Sozialfrak­tion war hingegen der Auffassung, dass die Bäume dort erhalten bleiben könnten. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) wies im Vorfeld der Entscheidu­ng darauf hin, dass eine Trassenfüh­rung im dicht bebauten städtische­n Bereich immer Betroffenh­eiten auslöse. Letztlich gehe es um eine Abwägung, weil keine Route ohne Nachteile sei.

Die Planunterl­agen liegen nun bei der Regierung von Schwaben zur Überprüfun­g und Genehmigun­g. Neben den Stellungna­hmen der Behörden werden in die Bewertung auch Einwendung­en von Anliegern einfließen. Das „Bürgerforu­m Thelottvie­rtel“stellte bereits eine Klage in Aussicht, sollte die Trasse genehmigt werden. Mit dem Ende des Planfestst­ellungsver­fahrens ist vermutlich im Lauf des Jahres 2022 zu rechnen. Die Stadtwerke gehen davon aus, 2026 das Teilstück der Tramtrasse in Bahnhofsnä­he fertig zu haben. Für den weiteren Verlauf der Linie 5 entlang der Bgm.Ackermann-Straße sind noch diverse Fragen offen, etwa wie die Knotenpunk­te gestaltet werden sollen. Die Fertigstel­lung des ersten Teilstücks ist auch die Voraussetz­ung dafür, dass die bestehende Straßenbah­nlinie 3 den 2023 fertiggest­ellten Bahnhofstu­nnel durchquert. Sie wird bis dahin noch den bisherigen Weg durch die Pferseer Unterführu­ng nehmen müssen.

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Foto: Annette Zoepf Die Grünanlage zwischen Holzbachst­raße (Hintergrun­d) und Wertachkan­al wird ent‰ lang der Fahrbahn verkleiner­t werden, wenn dort die Linie 5 fährt.

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