Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So ist die Stimmung vor dem CoronaAbitur
Die Oberstufe am Gymnasium war geprägt von der Pandemie, am Mittwoch beginnen die Prüfungen. Welche Vorteile ein Abi während Corona hat und was die Schüler danach vorhaben
Abiturprüfung – bei diesem Wort denkt man unweigerlich an Schülermassen, die in Turnhallen über Gedichten brüten oder hektisch in ihre Taschenrechner tippen. Oder man denkt an feiernde junge Menschen, die in großen Gruppen vor dem Schulgebäude auf die erfolgreich abgelegten Prüfungen anstoßen. All das ist auch dieses Jahr wieder nicht möglich. Zum zweiten Mal finden die Abiturprüfungen während der Corona-Pandemie statt. Für die Schulen bedeutet das großen Aufwand – doch wie ist die Stimmung bei den Abiturienten?
Fragt man Emma Lehn, Schülerin am Jakob-Fugger-Gymnasium, gab es durchaus Verstimmungen: „Bei uns gab es relativ viel Missgunst, weil der Notenschluss verschoben wurde.“Viele hätten sich beschwert, dass sie dadurch nur eine Woche zur reinen Vorbereitung gehabt hätten, erzählt die 18-Jährige. „Für mich war das schon ziemlich viel Druck.“Generell sei das ständige Verschieben nicht so toll gewesen.
Auch die Testfrage wegen einer möglichen Corona-Infizierung habe für Unsicherheit gesorgt: „Da ist schnell die ethische Diskussion aufgekommen, wie man sich verhält, ob man sich testen lässt oder nicht“, sagt Lehn. Über die gesamte Oberstufe gesehen habe die Corona-Situation ihr persönlich eher genutzt, meint Lehn. „Ich konnte mein eigenes Lernschema entdecken, wie ich am besten lerne oder zu welchen Zeiten.“Das sei aber eine Typ-Frage: „Ich weiß auch, dass es vielen anderen nicht so gutgetan hat.“
Tatsächlich erzählen einige Abiturienten von Lücken durch den Online-Unterricht. „Im ersten Lockdown ist nicht viel hängen geblieben“, meint Lilli Samajdar vom Peutinger-Gymnasium. Man lerne in Präsenz nun mal viel besser. Auch
Niclas Nickl, Abiturient am St. Anna, sagt: „Im ersten Lockdown hatten wir kaum Videokonferenzen.“Gerade den Stoff aus Fächern wie Mathe oder Physik könne man sich einfach schlechter selbst beibringen.
Nickl sieht aber auch Vorteile durch die Corona-Situation. „Manches ist schlechter, manches ist besser. Ich würde mich auf keinen Fall beschweren.“Abgesehen von den Lockdown-Lücken sieht er sich auch gut vorbereitet. „Die Abi-Verschiebung wurde von den Lehrern schon genutzt, um die Vorbereitung möglichst normal zu gestalten.“Auch Annika Strauch (St. Stephan) ist zuversichtlich und erzählt, dass viele Lehrer vor dem Abi zusätzliche Online-Stunden angeboten hätten: „Die Lehrer legen sich auf jeden Fall ins Zeug.“
Strauch sieht eine weitere Auswirkung der Pandemie: „Dadurch, dass man jetzt nichts machen kann, konnte man sich nicht so ablenken. Also man konnte jetzt nicht abends weggehen oder viele Freunde treffen.“Für
Lilli Samajdar ist dieser Aspekt hingegen der vielleicht größte Verlust durch Corona. Alle würden immer sagen, dass das letzte Schuljahr die beste Zeit ihres Lebens war. „Uns wurde halt alles gestrichen.“Das nehme einen schon emotional mit, berichtet Samajdar. Sie denkt beispielsweise an die ausgefallene Nikolausfeier, die die Schülermitverwaltung normalerweise für die jüngeren Jahrgänge organisiert, oder an die Abifahrt, die nun wieder auf der Kippe stehe.
Corona durchkreuzt auch manche Pläne für die Zeit nach den Prüfungen, wie bei Annika Strauch: „Ursprünglich wollte ich in die USA für ein bis zwei Monate.“Nun plane sie eine kurze Reise mit Freunden innerhalb Deutschlands, erzählt sie. „Spontan“– je nachdem, was möglich sei.
Strauch macht ein Freiwilliges Soziales Jahr nach dem Abi, auch Niclas Nickl will mit dem Studium noch warten. „Ich habe mich dazu entschlossen, dass ich das nächste Jahr noch nicht studieren will, weil ich auf Online-Lehre keine Lust habe“, sagt Nickl. Sein WunschStudium lebe auch vom Praxis-Teil: „Wenn der wegfällt, wäre das schade.“
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