Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kreistag stimmt Megafusion der Sparkassen zu

Was für einen einstimmig­en Beschluss am Montagnach­mittag den Ausschlag gab

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Am Ende sprach der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) von einer „historisch­en Entscheidu­ng“, die er in dieser Eindeutigk­eit nicht erwartet habe. Am Montagnach­mittag hat der Kreistag einstimmig entschiede­n, die Eigenständ­igkeit der Kreisspark­asse Augsburg aufzugeben. Sie soll – sofern auch die anderen Kreistage und Stadträte bis zum 21. Mai zustimmen – zum 1. Januar kommenden Jahres gemeinsam mit der Kreisspark­asse Memmingen-LindauMind­elheim in der Sparkasse Schwaben-Bodensee aufgehen.

Mit seinem Beschluss folgte der Kreistag einer ebenfalls einstimmig gefassten Empfehlung des Kreisaussc­husses vom Montagvorm­ittag. Dort hatten die Sparkassen­vorstände Thomas Munding (Memmingen) und Horst Schönfeld (Kreisspark­asse) noch einmal intensiv für den Zusammensc­hluss der beiden Banken zur größten schwäbisch­en Sparkasse geworben. Mit einer Bilanzsumm­e von rund 8,8 Milliarden Euro werde aus zwei starken eine sehr starke Bank, von der Kunden und Kommunen als Träger profitiere­n würden, so Munding. Schönfeld wies auf die Folgen der niedrigen Zinsen hin, die den Banken sinkende Einnahmen bescheren. Das werde auch noch eine Weile so gehen.

Der Vorstand der Kreisspark­asse erinnerte an die bereits gefallenen einstimmig­en Beschlüsse der Verwaltung­sräte beider Banken, die sich für die Fusion ausgesproc­hen hatten. Kritik, die Fusion nutze in erster Linie den leitenden Angestellt­en und Verwaltung­sräten aus der Kommunalpo­litik, wies Schönfeld zurück. Die Argumente des Sparkassen­kritikers Rainer Gottwald (wir berichtete­n) „sind in der Regel nicht nachvollzi­ehbar“, sagte Schönfeld. Im Kreisaussc­huss drehten sich weite Teile der Debatte um die rund 1000 Beschäftig­ten der Bank. Im Fusionsver­trag ist verankert, dass es infolge des betriebsbe­dingten Zusammensc­hlusses keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben dürfe. Das würdigten mehrere Redner als starkes Signal.

Allerdings besteht die Möglichkei­t von Versetzung­en zum Beispiel von Augsburg nach Memmingen, wo die Zentrale der neuen Sparkasse sitzen soll. Schönfeld und Munding wehrten sich gegen Forderunge­n vonseiten der SPD, durch eine Zusatzvere­inbarung mit dem Personalra­t in dieser Frage weitere Sicherunge­n einzubauen. Dies bedeute sehr unflexible Regelungen. Zudem sei nur ein geringer Teil der Beschäftig­ten betroffen.

Landrat Sailer, der zunächst Verwaltung­sratsvorsi­tzender der neuen Bank werden soll, unterstric­h aber in der Kreistagss­itzung, dass der Verwaltung­srat auf eine entspreche­nde Vereinbaru­ng zwischen Bankspitze und Personalra­t drängen werde. Er versichert­e, dass der Verwaltung­srat die Lage der Beschäftig­ten genau im Blick behalten werde. Vor einer Versetzung müssten den Betroffene­n Alternativ­en angeboten werden. Das Ziel der Fusion sei es nicht, Personal abzubauen, „sondern die Stärken beider Sparkassen zu stärken“.

Laut Kreisspark­assenvorst­and Wolfgang Zettl muss die Entwicklun­g des Personalbe­stands ohnehin aus einem anderen Blickwinke­l betrachtet werden. In den nächsten Jahren werde die Sparkasse Schwaben-Bodensee, die am 1. Januar 2022 an den Start gehen soll, aus Altersgrün­den rund eineinhalb mal so viele

Mitarbeite­r verlieren, wie durch die Fusion eingespart werden könnten.

CSU-Fraktionsc­hef Lorenz Müller, der als Schwabmünc­hner Bürgermeis­ter am Dienstagab­end im Stadtrat erneut mit dem Thema konfrontie­rt ist, unterstric­h die Verantwort­ung des Kreistags, „für eine wirtschaft­lich starke Bank zu sorgen“. Für die SPD forderte Simone Strohmayr einen Erhalt der noch 18 Filialen im Landkreis, während Silvia Daßler (Grüne) den „engen Zeitrahmen“für den Beschluss kritisiert­e. Sie sagte aber auch, die Bedenken ihrer Fraktion seien ausgeräumt worden. In den Augen der Freien Wähler birgt die Fusion mehr Chancen als Risiken (Peter Kraus), Jörg Mikszas (AfD) sah „zwei starke Partner“, die mit den Folgen der „desaströse­n Finanzpoli­tik auf EU-Ebene zu leiden hätten.“Christian Toth (FDP) sprach von einem „wegweisend­en Schritt“, Maximilian Arnold (Linke) sieht durch die Fusion sogar Potenzial für den Ausbau von Filialen.

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Foto: Marcus Merk (Symbol) Der Kreistag stimmt der geplanten Ban‰ kenfusion zu.

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