Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Über allem schwebt der Schatten von Corona
In vier Wochen rollt das runde Leder auch im Kreis Augsburg wieder. Kreisligen beginnen mit englischen Wochen. Was ist zu tun, wenn Freundschaftsspiele abgebrochen werden oder eine zweiwöchige Quarantäne droht?
Landkreis Am Freitag, 6. August, beginnt nach der fast endlos anmutenden Corona-Pause auch im Fußball-Kreis Augsburg wieder die Saison. Zum Auftakt treffen in der Kreisliga Augsburg, in der sich von 15 Mannschaften elf aus dem Landkreis Augsburg befinden, der TSV Zusmarshausen und der Aufsteiger FC Emersacker aufeinander. Los geht es gleich mit zwei englischen Wochen. „Sechs Spiele in vier Wochen. Das ist ganz schön happig“, meinte nicht nur Emersackers Sportlicher Leiter Rainer Förg.
Aufgrund der kleineren Ligen mit 13 beziehungsweise 14 Vereinen beginnen die Kreis-, A- und B-Klassen erst am Wochenende 14./15. August. Sie spielen dafür am Ende länger. Während die Kreisliga ihre Saison am 21. Mai 2022 abschließt, kicken die unteren Klassen noch am Vatertag (26. Mai) und am 29. Mai.
„Im Durchschnitt haben vier, fünf Spiele gefehlt“, blickte Kreisspielleiter Reinhold Mießl bei der Spielgruppentagung Augsburg auf die aufgrund der Corona-Pandemie erst unter- und dann doch abgebrochene Saison 2019/21 zurück. Die Abschlusstabellen wurden bekanntlich über die Quotientenregelung erstellt. Meister in der Kreisliga Augsburg wurde der FC Horgau, der nun mit dem Bezirksliga-Absteiger TSV Neusäß die Plätze tauscht. Als Aufsteiger kamen der TSV Pfersee, TSV Königsbrunn und der FC Emersacker hinzu. Auf eine Fairplay-Wertung sei bewusst verzichtet worden. „Bei einer Quotientenregelung wäre das nicht aussagekräftig gewesen“, meinte Mießl, der beim Kreistag am 11. Februar 2022 nicht mehr antreten wird. „denn im Endspurt einer Saison geht es meist mehr zur Sache.“
Nicht nur da! „In den vergangenen Wochen gab es sogar bei Vorbereitungsspielen einen Polizeieinsatz und einen Abbruch“, konnte Schiedsrichter-Obmann Thomas Ferber nur den Kopf schütteln. Auch in der kommenden Saison können für die B-Klassen keine Schiedsrichter gestellt werden. „Nachdem viele ältere Kollegen, die oft drei Spiele am Wochenende gepfiffen haben, wegen Corona aufgehört haben, könnte es passieren, dass man sogar in der A-Klasse den Rotstift ansetzen muss.“
Peter Winter, Vorsitzender des Sportgerichts Augsburg, teilte mit, dass es künftig wieder eine Spieltagssperre geben wird. „Rote Karten werden in dem Wettbewerb abgesessen, in dem sie ausgesprochen wurden. So lange kein Urteil gesprochen ist, ist man für alle Wettbewerbe gesperrt.“
Über allem schwebt das Damoklesschwert der wieder steigenden Corona-Fallzahlen und die DeltaVariante. Was passiert, wenn im Training oder im Spiel ein positiver Corona-Fall auftritt, wie es bei einem Verein in der Stadt Augsburg schon passiert ist?
Es war die Hiobsbotschaft schlechthin: Aufgrund eines positiven Corona-Falls im Training ordnete das Gesundheitsamt für alle Trainingsteilnehmer, soweit sie nicht geimpft oder nachweisbar genesen waren, eine zweiwöchige Quarantäne an. Selbst nachträgliche negative Testergebnisse führten nicht zu einer Entlassung.
„Das ist nicht nur für den regelmäßigen Trainingsbetrieb, sondern natürlich auch für die anstehende Meisterschaftsrunde eine nicht praktikable Vorgehensweise“, so der schwäbische Bezirksvorsitzende
Dr. Christoph Kern (Thierhaupten), der daraufhin bei den Gesundheitsämtern vorsprach. „Unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen des BFV-Muster-Hygienekonzepts ist eine Ansteckung mit SARSCoV2 zwar möglich, die Wahrscheinlichkeit aber sehr gering.“Kern zeigte sich erleichtert, dass die Führungsebenen der Gesundheitsämter kurze fußballtypische Kontakte nicht als erhöhtes Risiko einstufen. Ebenso der designierte neue Augsburger Kreisvorsitzende Thomas Künzel: „Uns war es wichtig, dass wir die betroffenen Vereine durch die Betrachtung des Einzelfalls unterstützen und ihnen so einen gangbaren Weg aufzeigen.“Zur Abwendung umfassender Quarantäneverordnungen für die übrigen Teilnehmer/innen eines Trainingsoder Spielbetriebes konnte mit den Gesundheitsämtern der Stadt Augsburg und des Landkreises Augsburg folgende Vorgehensweise vereinbart werden. Diese gilt nur, soweit der 7-Tage-Inzidenzwert im Stadtgebiet beziehungsweise Landkreis Augsburg unter 50 liegt.
Corona und die vielen damit verbundenen Fragezeichen dürften auch der Grund sein, warum die Meldungen für die Halle erst spärlich eingetröpfelt sind. Nachdem die schwäbische Endrunde für den 8. Januar 2022 terminiert ist, müssten die Kreismeisterschaften am 1. oder
2. Januar ausgetragen werden, die Landkreis-Endrunde am 18. oder
19. Dezember, die Hauptrunden am 4./5. beziehungsweise 11./12. Dezember.
Für Erheiterung sorgte am Ende die Mitteilung des Verbandsspielausschusses, dass die fünf Aus- beziehungsweise Rückwechslungen künftig ohne die bisherige Begrenzung von drei Zeitfenstern vonstatten gehen können. Da könnte dann so manches Spiel 19 Minuten längern dauern – so wie jenes, das der in der B-Klasse angesagte Heimschiedsrichter erst abgepfiffen hat, als die Heimmannschaft mit 4:3 gewonnen hatte.