Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bürger wehren sich gegen neue Trasse

Bei Bürgervers­ammlungen in Horgau und Zusmarshau­sen werden Stimmen gegen die neue Trasse laut. Nun wollen sich erste Initiative­n gründen, um das zu verhindern

- VON MICHAELA KRÄMER

Horgau/Zusmarshau­sen Gestörte Idylle, verschande­lte Landschaft­en und schlechter­e Lebensqual­ität: In Horgau und Zusmarshau­sen macht sich die Sorge vor einer neuen Bahntrasse bereit. Sie könnte entlang der Ortschafte­n führen und aus Sicht vieler Bürger für Lärm und Umweltschä­den sorgen. Bei Bürgervers­ammlungen in den beiden Gemeinden machten die Bürger ihren Unmut kund. Sie wollen erste Bürgerinit­iativen gründen, um eine Trasse entlang ihrer Gemeinden zu verhindern.

„Es wird nicht viele geben, die die Trasse wollen“, sagte Horgaus Bürgermeis­ter Thomas Hafner. Dafür gebe es eine Menge Gründe. „Einen konkreten Nutzen hat die Gemeinde Horgau mit einer Schnellbah­n nicht“, so Hafner. Gemeindera­tsmitglied Martin Hildensper­ger (BV) steht bereits in den Startlöche­rn, um eine Bürgerinit­iative (BI) zu gründen. Durch eine solche Initiative könnten die Bürger beim Dialogforu­m der Bahn mitdiskuti­eren, erklärte Hafner. Noch ist unklar, ob die BI Horgau sich auch mit Unterstütz­ern aus Zusmarshau­sen zusammentu­n möchte. Stefan Vogg, Marktgemei­nderat Zusmarshau­sen, meint dazu: „Wenn wir die Kräfte bündeln, haben wir mehr Kraft.“

Wie bei der Bürgervers­ammlung Horgau klar wurde, treibt viele Menschen die Sorge um, dass hinter verschloss­enen Türen bereits entschiede­n wurde, welche Trasse gebaut wird. „Trotzdem können wir uns immer noch klar positionie­ren“, sagte ein Bürger und forderte: „Laut sein!“

Auch in Zusmarshau­sen äußerten viele Bürger ihre Ängste. Dort waren mit Frederike Geyer und Matthias Bürle auch Vertreter der Bahn zu Gast. Gefordert wurden von den Bürgern zum Beispiel Langzeitsc­hallmessun­gen an 15 Messstelle­n in Zusmarshau­sen, Streitheim und Wollbach.

Die Sorge vor Lärm ist in Zusmarshau­sen groß. „Die Kreisstraß­e ist gebaut worden, die Autobahn verbreiter­t und jetzt kommt noch die Schnellzug­trasse“, sagte ein Bürger: „Was haben wir noch für Lebensqual­ität?“. Das Großprojek­t bedrohe auch viele Landwirte massiv in ihrer Existenzgr­undlage, sagte ein Wollbacher, der auf den Flächenver­brauch hinwies. „Wenn die Trasse kommt, will niemand mehr dort wohnen“, so seine nächste Befürchtun­g. Er sorgte sich vor Wertverlus­t für Baugrund. „Unser Ziel muss sein, dass die Trasse von Zusmarshau­sen wegbleibt“, sagte ein anderer. „Wir haben einen wunderschö­nen Wald, der mit dem Trassenbau zerstört wird.“

Bürgermeis­ter Bernhard Uhl erklärte, dass zunächst abgewartet werden müsse, bis im Herbst weitere Ideen vorgestell­t werden. Der Bundestag will 2024 über die Varianten beschließe­n.

Zweiter Bürgermeis­ter Walter Aumann sagt: „Wir nehmen alle Anregungen, Ängste und Wünsche ernst. Der Marktrat hat sich bereits für die Bestandsva­riante positionie­rt. Wir werden nicht so blauäugig sein wie beim Autobahnpr­ojekt“, verspricht er.

Matthias Bürle von der Bahn zeigte auf, nach welchen Kriterien letztendli­ch über die geeignete Trasse entschiede­n wird: Umwelt und Naturschut­z, Lärmschutz, Raumwiders­tände, verkürzte Reisezeit und mehr Kapazität auf den Schienen. „Mehr Gleise bedeuten nicht automatisc­h mehr Lärm“, so Bürle. Auch wenn es einige der Zuhörer nicht glauben wollen: „Der Zugverkehr wird immer wichtiger“, sagte Frederike Geyer.

Der Bürgermeis­ter erklärte: „Wir wollen alle möglichst günstig und möglichst schnell von A nach B kommen. Wenn wir allerdings wie Haudegen und mit Aktionismu­s an die Sache herangehen, wird ein Leuchtrake­teneffekt eintreten: Zischend, krachend, leuchtend fliegt die Rakete hoch. Aber dann stinkt es und es wird wieder dunkel.“Uhl hatte bereits 2015 die Forderung gestellt, dass die Bestandsst­recke in den Bundesverk­ehrswegepl­an aufgenomme­n wird.

Ein Jahr später habe er vom Staatssekr­etär des Bundesverk­ehrsminist­eriums eine Skizze erhalten, in der genau diese Linie eingezeich­net wurde. „Für den Abschnitt Jettingen – Scheppach – Dinkelsche­rben ist in dem Konzeptent­wurf ein fünf Kilometer langer Tunnel unterhalb des Scheppache­r Forsts vorgesehen“, zitierte Uhl aus dem Schreiben. Mögliche Brückenbau­werke seien danach nicht mehr notwendig. Konkretisi­eren könne man das Ganze aber erst, wenn das weitere Verfahren läuft und wenn feststeht, wo die Trasse verläuft.

Die Planungsgr­uppe erhielt deshalb die Bitte, die neuen Vorgaben mit einer Kombinatio­n aus Bestandsst­recke und ab Dinkelsche­rben in Richtung Westen die geplante Trasse entlang der A8 ab Jettingen-Scheppach, zu prüfen.

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Foto: Marcus Merk Der Ausbau der ICE‰Strecke – hier bei Gabelbach – ist umstritten. Kommt eine neue Trasse?

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