Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bürger wehren sich gegen neue Trasse
Bei Bürgerversammlungen in Horgau und Zusmarshausen werden Stimmen gegen die neue Trasse laut. Nun wollen sich erste Initiativen gründen, um das zu verhindern
Horgau/Zusmarshausen Gestörte Idylle, verschandelte Landschaften und schlechtere Lebensqualität: In Horgau und Zusmarshausen macht sich die Sorge vor einer neuen Bahntrasse bereit. Sie könnte entlang der Ortschaften führen und aus Sicht vieler Bürger für Lärm und Umweltschäden sorgen. Bei Bürgerversammlungen in den beiden Gemeinden machten die Bürger ihren Unmut kund. Sie wollen erste Bürgerinitiativen gründen, um eine Trasse entlang ihrer Gemeinden zu verhindern.
„Es wird nicht viele geben, die die Trasse wollen“, sagte Horgaus Bürgermeister Thomas Hafner. Dafür gebe es eine Menge Gründe. „Einen konkreten Nutzen hat die Gemeinde Horgau mit einer Schnellbahn nicht“, so Hafner. Gemeinderatsmitglied Martin Hildensperger (BV) steht bereits in den Startlöchern, um eine Bürgerinitiative (BI) zu gründen. Durch eine solche Initiative könnten die Bürger beim Dialogforum der Bahn mitdiskutieren, erklärte Hafner. Noch ist unklar, ob die BI Horgau sich auch mit Unterstützern aus Zusmarshausen zusammentun möchte. Stefan Vogg, Marktgemeinderat Zusmarshausen, meint dazu: „Wenn wir die Kräfte bündeln, haben wir mehr Kraft.“
Wie bei der Bürgerversammlung Horgau klar wurde, treibt viele Menschen die Sorge um, dass hinter verschlossenen Türen bereits entschieden wurde, welche Trasse gebaut wird. „Trotzdem können wir uns immer noch klar positionieren“, sagte ein Bürger und forderte: „Laut sein!“
Auch in Zusmarshausen äußerten viele Bürger ihre Ängste. Dort waren mit Frederike Geyer und Matthias Bürle auch Vertreter der Bahn zu Gast. Gefordert wurden von den Bürgern zum Beispiel Langzeitschallmessungen an 15 Messstellen in Zusmarshausen, Streitheim und Wollbach.
Die Sorge vor Lärm ist in Zusmarshausen groß. „Die Kreisstraße ist gebaut worden, die Autobahn verbreitert und jetzt kommt noch die Schnellzugtrasse“, sagte ein Bürger: „Was haben wir noch für Lebensqualität?“. Das Großprojekt bedrohe auch viele Landwirte massiv in ihrer Existenzgrundlage, sagte ein Wollbacher, der auf den Flächenverbrauch hinwies. „Wenn die Trasse kommt, will niemand mehr dort wohnen“, so seine nächste Befürchtung. Er sorgte sich vor Wertverlust für Baugrund. „Unser Ziel muss sein, dass die Trasse von Zusmarshausen wegbleibt“, sagte ein anderer. „Wir haben einen wunderschönen Wald, der mit dem Trassenbau zerstört wird.“
Bürgermeister Bernhard Uhl erklärte, dass zunächst abgewartet werden müsse, bis im Herbst weitere Ideen vorgestellt werden. Der Bundestag will 2024 über die Varianten beschließen.
Zweiter Bürgermeister Walter Aumann sagt: „Wir nehmen alle Anregungen, Ängste und Wünsche ernst. Der Marktrat hat sich bereits für die Bestandsvariante positioniert. Wir werden nicht so blauäugig sein wie beim Autobahnprojekt“, verspricht er.
Matthias Bürle von der Bahn zeigte auf, nach welchen Kriterien letztendlich über die geeignete Trasse entschieden wird: Umwelt und Naturschutz, Lärmschutz, Raumwiderstände, verkürzte Reisezeit und mehr Kapazität auf den Schienen. „Mehr Gleise bedeuten nicht automatisch mehr Lärm“, so Bürle. Auch wenn es einige der Zuhörer nicht glauben wollen: „Der Zugverkehr wird immer wichtiger“, sagte Frederike Geyer.
Der Bürgermeister erklärte: „Wir wollen alle möglichst günstig und möglichst schnell von A nach B kommen. Wenn wir allerdings wie Haudegen und mit Aktionismus an die Sache herangehen, wird ein Leuchtraketeneffekt eintreten: Zischend, krachend, leuchtend fliegt die Rakete hoch. Aber dann stinkt es und es wird wieder dunkel.“Uhl hatte bereits 2015 die Forderung gestellt, dass die Bestandsstrecke in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird.
Ein Jahr später habe er vom Staatssekretär des Bundesverkehrsministeriums eine Skizze erhalten, in der genau diese Linie eingezeichnet wurde. „Für den Abschnitt Jettingen – Scheppach – Dinkelscherben ist in dem Konzeptentwurf ein fünf Kilometer langer Tunnel unterhalb des Scheppacher Forsts vorgesehen“, zitierte Uhl aus dem Schreiben. Mögliche Brückenbauwerke seien danach nicht mehr notwendig. Konkretisieren könne man das Ganze aber erst, wenn das weitere Verfahren läuft und wenn feststeht, wo die Trasse verläuft.
Die Planungsgruppe erhielt deshalb die Bitte, die neuen Vorgaben mit einer Kombination aus Bestandsstrecke und ab Dinkelscherben in Richtung Westen die geplante Trasse entlang der A8 ab Jettingen-Scheppach, zu prüfen.