Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie der Borkenkäfe­r den Wäldern zusetzt

Mit dem Sommer kommt der Borkenkäfe­r in Massen und befällt Bäume. Förster zeigen Waldbesitz­ern an Beispielen in Oberschöne­nfeld, was sie gegen den Schädling machen können. Es gibt gute Nachrichte­n

- VON REGINE KAHL

Landkreis Augsburg Es ist ein gutes Jahr für Waldbesitz­er: Die vielen Niederschl­äge halten die Zahl der Schädlinge geringer und die Holzpreise sind hoch wie lange nicht. Und dennoch: Immer wieder nisten sich Borkenkäfe­r in Fichten ein und dann herrscht Alarmstimm­ung. In hohem Tempo vermehren sich die Käfer und schwärmen auf umliegende Bäume aus. Wie erkenne ich, ob ein Baum befallen ist, und was muss ich tun? 30 Waldbesitz­er ließen sich darüber bei einer Veranstalt­ung im Forst bei Oberschöne­nfeld von Experten schulen.

Revierleit­er Lorenz Hochhauser machte der Gruppe gleich von Anfang an klar: Wichtig sei, den Käferbefal­l früh zu erkennen, bevor sich die Rinde rot färbt. „Der Baum muss schnell gefällt und dann mindestens 500 Meter aus dem Wald rausgezoge­n werden“, empfahl der Förster. Das Problem mit dem Borkenkäfe­r beschäftig­t viele Waldbesitz­er im Landkreis Augsburg. Die Resonanz auf die Veranstalt­ung des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Augsburg und der Forstbetri­ebsgemeins­chaft Augsburg-West war selbst für die Veranstalt­er überrasche­nd groß. Immer wieder wollten die Männer und Frauen bei dem Termin im Wald aus berufenem Munde wissen, ob sie bei dem Verdacht eines Befalls nicht doch noch ein wenig warten könnten. Doch der Rat war hier eindeutig: Wenn eine Fichte betroffen ist, müsse der Bereich darum großzügig abgeholzt werden, um große Schäden zu vermeiden.

Am Beispiel einer Fichte zeigten die Fachleute den Waldbesitz­ern, wie man erkennt, ob sich die Käfer einen Baum ausgesucht haben. Wichtigste­r Hinweis darauf: das braune Bohrmehl an der Rinde oder am Stammfuß erkennen. Dann ist schon Alarmstufe Rot: Die Weibchen der Käfer riechen das Bohrmehl und ziehen ebenfalls in den Baum ein. Jedes Weibchen legt 60 Eier ab.

Es folgen die drei Stadien: Larve,

Puppe, Käfer. Und schon geht das Schwärmen ab dem Frühsommer immer weiter. In einer Saison kann es drei bis vier Käfer-Generation­en geben. Die Masse der Käfer – und dafür genügen 500 bis 1000 pro Fichte – schafft es, die Bäume zu besiedeln und schließlic­h zum Absterben zu bringen. Hochhauser weiß aus Erfahrung, dass die Hoffnung darauf, dass das Ausmaß schon nicht so schlimm werden wird, nichts bringt: „Immer wenn ich ein Bohrloch entdeckt habe, hat sich der Baum nicht mehr erholt.“Er riet dringend, kein Risiko einzugehen und die eigenen Bäume regelmäßig zu kontrollie­ren.

Ein anderes wichtiges Kennzeiche­n für Käferbesuc­h ist, wenn der Baum harzt, erklärte Oliver Duncker. „Der Baum kann sich mit Harz wehren, allerdings klappt das nicht immer.“Auch wenn der Specht schon bohrt, ist das ein Zeichen für einen Befall. Die Borkenkäfe­r suchen sich in der Regel ältere Bäume aus. Die Fichte sei deshalb gefährdet, weil es ihr mit dem Klimawande­l immer schlechter geht.

Duncker: „Die Trockenhei­t schwächt und die Bäume können sich nicht mehr gut wehren.“Förster Hubert Meßmer appelliert­e daher, auf Mischwald zu setzen. „Wenn der Nachbarbau­m eine Buche ist, hat es der Käfer schon schwerer.“Hochhauser betonte, dass das Pflanzen von Buchen, Tannen oder Douglasien staatlich gefördert werde. „Es ist Gold wert, wenn man in seinem Wald auch andere Baumarten stehen hat, auch gegen den Wind.“

Gute Nachrichte­n für Waldbesitz­er hatte der Geschäftsf­ührer der Forstbetri­ebsgemeins­chaft, Philipp Hanner, zu den aktuellen Holzpreise­n. „Es gibt so gute Preise wie seit 30 Jahren nicht.“Sie seien innerhalb der vergangene­n zwei Monate sprunghaft gestiegen.

Bei Käferholz sei ein Abschlag hinzunehme­n. Daher auch sein Rat, um den Schaden in Grenzen zu halten: „Großzügig um den befallenen Baum herum abholzen.“Wie schlimm sich sonst alles entwickeln kann, sehe man derzeit in Franken oder im Harz, wo große Waldgebiet­e massiv vom Borkenkäfe­rbefall betroffen sind. Das vom Käfer befallene Holz bringe weniger Geld ein, machte Förster Meßmer klar. „Einen Hunderter haben Sie bei einem Käferbaum verloren.“Wenn Bäume schon rot aus dem Wald herausleuc­hten würden, sei es zu spät. Meßmer erwartet heuer aber im Augsburger Land „keine große Katastroph­e“durch den Käferbefal­l. „Dem Wald geht es so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr.“

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Foto: Marcus Merk Förster Christoph Pascher zeigt den Waldbesitz­ern an einem Baum, wie man unter der Rinde den Befall mit dem Borkenkäfe­r er‰ kennt.

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