Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verdirbt ein Hopfenextrakt Krähen den Appetit?
Ein Start-up aus Langerringen hat eine interessante Entdeckung gemacht, die Landwirten helfen könnte.
Landkreis Augsburg Aus dem Schwabmünchner Stadtpark haben sich die Saatkrähen vorübergehend verabschiedet. Jetzt machen sie „Brotzeit“auf den Feldern: So beschreibt Heinz Schwarzenbacher vom Verschönerungsverein das Verhalten der Vögel nach der Brut. Tausende der Tiere machen auf der freien Flur nicht nur viel Lärm. Sie fressen auch die Felder leer. Ganz zum Ärger der Landwirte. Vielleicht gibt es eine Lösung.
Ein Start-up aus Langerringen hat ein Pflanzenstärkungsmittel entwickelt, das den Vögeln den Appetit verderben soll. Das Geheimnis hat wohl etwas mit Hopfen zu tun. „Durch die Konzentration des Hopfenextraktes wird der Mais in seiner Entwicklung gefördert und damit schneller für Krähen uninteressant. So werden die Krähen auf rein natürlicher Basis davon abgehalten, die Felder zu plündern – ganz ohne Chemie oder unerwünschte Belastungen“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Christian Matthesius.
Er erhielt jüngst Besuch vom Landtagsabgeordneten Fabian Mehring, der sich schon länger mit dem Krähen-Problem beschäftigt. Auf gemeinsame Initiative von ihm und seinem Parlamentskollegen Johann Häusler hat das Umweltministerium zwischenzeitlich ein Pilotprojekt in Bayerisch-Schwaben etabliert. Es soll unter anderem eine Anpassung des historisch gewachsenen Schutzstatus der Tiere an deren zwischenzeitlich wieder explodierende Population überprüfen und erforschen. Gleichzeitig sind Lösungen gefragt, wie sich Schäden für Landwirtschaft, Kommunen und Anwohner vermeiden lassen. Besonders Biobauern haben zunehmend Ärger mit den Krähen, die das
Saatgut fressen. Teilweise ziehen sie sogar kleine Pflanzen aus dem Boden, um an den Samen zu kommen.
Das beobachtet auch Christian Matthesius, der als ökologischer Nebenerwerbslandwirt seit Längerem nach einem ökologischen Stärkungsmittel suchte, das Mais schützt und in der Entwicklung stärkt. Fündig wurden der ehemalige Hobbybrauer und sein Partner Stefan Wolf im Hopfenextrakt. Seit zwei Jahren beobachtet Matthesius, dass seine Biomaisflächen deutlich weniger von den Krähen heimgesucht werden als der Mais um ihn herum. Landespolitiker Mehring will nun einen kurzen Draht zum
Umweltministerium herstellen und das laufende Zulassungsverfahren in Brüssel begleiten. Den Freunden des Luitpoldparks in Schwabmünchen hilft das aber nicht weiter. Sie hatten vor Monaten über 1200 Unterschriften gesammelt und der Stadt übergeben. Das erklärte Ziel: Die Population soll reduziert werden. Nicht nur der Lärm der Vögel stößt Spaziergängern im Park auf, sondern auch der Kot auf den Wegen. Außerdem würden sich immer mehr Vögel an den Abfallkörben im Park vergreifen. Auf der Suche nach Lösungen besuchten Mitglieder des Verschönerungsvereins jüngst Hermann Mang aus Fischach-Tronetshofen. Der Biobauer hat AttrappenVögel aufgestellt, um die Tiere von den Feldern zu verscheuchen. Im Park hätten die Vogelscheuchen allerdings nur wenig Erfolg: Denn die meisten Tiere sitzen in den Baumkronen.