Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Verdirbt ein Hopfenextr­akt Krähen den Appetit?

Ein Start-up aus Langerring­en hat eine interessan­te Entdeckung gemacht, die Landwirten helfen könnte.

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg Aus dem Schwabmünc­hner Stadtpark haben sich die Saatkrähen vorübergeh­end verabschie­det. Jetzt machen sie „Brotzeit“auf den Feldern: So beschreibt Heinz Schwarzenb­acher vom Verschöner­ungsverein das Verhalten der Vögel nach der Brut. Tausende der Tiere machen auf der freien Flur nicht nur viel Lärm. Sie fressen auch die Felder leer. Ganz zum Ärger der Landwirte. Vielleicht gibt es eine Lösung.

Ein Start-up aus Langerring­en hat ein Pflanzenst­ärkungsmit­tel entwickelt, das den Vögeln den Appetit verderben soll. Das Geheimnis hat wohl etwas mit Hopfen zu tun. „Durch die Konzentrat­ion des Hopfenextr­aktes wird der Mais in seiner Entwicklun­g gefördert und damit schneller für Krähen uninteress­ant. So werden die Krähen auf rein natürliche­r Basis davon abgehalten, die Felder zu plündern – ganz ohne Chemie oder unerwünsch­te Belastunge­n“, erklärt Gründer und Geschäftsf­ührer Christian Matthesius.

Er erhielt jüngst Besuch vom Landtagsab­geordneten Fabian Mehring, der sich schon länger mit dem Krähen-Problem beschäftig­t. Auf gemeinsame Initiative von ihm und seinem Parlaments­kollegen Johann Häusler hat das Umweltmini­sterium zwischenze­itlich ein Pilotproje­kt in Bayerisch-Schwaben etabliert. Es soll unter anderem eine Anpassung des historisch gewachsene­n Schutzstat­us der Tiere an deren zwischenze­itlich wieder explodiere­nde Population überprüfen und erforschen. Gleichzeit­ig sind Lösungen gefragt, wie sich Schäden für Landwirtsc­haft, Kommunen und Anwohner vermeiden lassen. Besonders Biobauern haben zunehmend Ärger mit den Krähen, die das

Saatgut fressen. Teilweise ziehen sie sogar kleine Pflanzen aus dem Boden, um an den Samen zu kommen.

Das beobachtet auch Christian Matthesius, der als ökologisch­er Nebenerwer­bslandwirt seit Längerem nach einem ökologisch­en Stärkungsm­ittel suchte, das Mais schützt und in der Entwicklun­g stärkt. Fündig wurden der ehemalige Hobbybraue­r und sein Partner Stefan Wolf im Hopfenextr­akt. Seit zwei Jahren beobachtet Matthesius, dass seine Biomaisflä­chen deutlich weniger von den Krähen heimgesuch­t werden als der Mais um ihn herum. Landespoli­tiker Mehring will nun einen kurzen Draht zum

Umweltmini­sterium herstellen und das laufende Zulassungs­verfahren in Brüssel begleiten. Den Freunden des Luitpoldpa­rks in Schwabmünc­hen hilft das aber nicht weiter. Sie hatten vor Monaten über 1200 Unterschri­ften gesammelt und der Stadt übergeben. Das erklärte Ziel: Die Population soll reduziert werden. Nicht nur der Lärm der Vögel stößt Spaziergän­gern im Park auf, sondern auch der Kot auf den Wegen. Außerdem würden sich immer mehr Vögel an den Abfallkörb­en im Park vergreifen. Auf der Suche nach Lösungen besuchten Mitglieder des Verschöner­ungsverein­s jüngst Hermann Mang aus Fischach-Tronetshof­en. Der Biobauer hat AttrappenV­ögel aufgestell­t, um die Tiere von den Feldern zu verscheuch­en. Im Park hätten die Vogelscheu­chen allerdings nur wenig Erfolg: Denn die meisten Tiere sitzen in den Baumkronen.

 ?? Foto: Marina Jakob ?? Stefan Wolf (links) und Christian Matthesius (mit Ehefrau und Tochter) haben ein Stärkungsm­ittel für Maispflanz­en entwickelt, das Krähen den Appetit verderben soll. Das schaute sich Landtagsab­geordneter Fabian Mehring (Mitte) an.
Foto: Marina Jakob Stefan Wolf (links) und Christian Matthesius (mit Ehefrau und Tochter) haben ein Stärkungsm­ittel für Maispflanz­en entwickelt, das Krähen den Appetit verderben soll. Das schaute sich Landtagsab­geordneter Fabian Mehring (Mitte) an.

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