Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Biberbachs Bürgermeis­ter knöpft sich die Kritiker vor

Streit In zwei Wochen erst befasst sich der Marktgemei­nderat mit der Zulässigke­it des Bürgerbege­hrens „Freier Burgblick“. Doch der Zwist über das Thema schwelt weiter

- VON SONJA DILLER

Biberbach In zwei Wochen wird der Gemeindera­t von Biberbach über das Bürgerbege­hren gegen die Schaffung von Baurecht am Fuße von Burg Markt entscheide­n, so Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch. Diese Zeit benötige die Verwaltung, um die notwendige­n Vorarbeite­n zu leisten. So müssen alle Unterstütz­er eines Bürgerbege­hrens in der betreffend­en Gemeinde gemeldet sein und das muss vor der Entscheidu­ng über die Zulässigke­it des Begehrens geprüft werden. Unterdesse­n gärt der Streit in der Marktgemei­nde weiter.

Auch in der Sitzung des Marktgemei­nderates am Dienstagab­end war die mögliche Bebauung am Fuß der Markter Burg beherrsche­ndes Thema. Wie von den Vertretern der Jungen Liste gefordert, stellte Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch in jüngster Sitzung die Visualisie­rung des Vorhabens vor und wehrte sich gegen Vorwürfe, die Verwaltung habe unsauber gearbeitet. Wer sehen möchte, wie die Bebauung aus verschiede­nen Perspektiv­en wirken würde, kann sich das unter dem Stichwort „Bauleitpla­nungen“auf der Homepage der Gemeinde ansehen.

Dort ist auch die Chronologi­e des Verfahrens aufgeliste­t und es wird darauf hingewiese­n, dass alle Verfahrens­schritte rechtlich einwandfre­i behandelt wurden. Das sei der Gemeinde in allen Stellungna­hmen staatliche­r Behörden, „die von den Kritikern des Bauleitpla­nverfahren­s in den vergangene­n 14 Monaten angefragt wurden“, bestätigt worden, sagte Jarasch.

Das Bayerische Staatsmini­sterium für Wissenscha­ft und Kunst weist in einem vom Bürgermeis­ter vorgetrage­nen Schreiben darauf hin, dass das Terrain deutlich unterhalb des Ensembles Burg Markt liege. Damit sei die Fernwirkun­g und landschaft­sprägende Funktion nach übereinsti­mmender Einschätzu­ng der Unteren Denkmalsch­utzbehörde und des Landesamts für Denkmalpfl­ege nicht wesentlich beeinträch­tigt. Im ebenfalls vorgelesen­en Schreiben der Rechtsaufs­ichtsbehör­de des Landratsam­tes wird ein regelkonfo­rmer Verfahrens­verlauf bestätigt. Nach Überprüfun­g aller Unterlagen hätten sich keinerlei Anhaltspun­kte auf ein unzulässig­es Kopplungsg­eschäft zwischen dem Markt Biberach und dem Verkäufer einer Fläche im geplanten neuen Baugebiet, der gleichzeit­ig der Eigentümer des Grundstück­s unterhalb der Burg ist, ergeben.

Der Gemeinde liegen aktuell zwei Unterschri­ftenlisten gegen das Vorhaben vor. Die „Interessen­gemeinscha­ft

freier Burgblick in Markt“hatte auf der Onlineplat­tform OpenPetiti­on über 700 regionale und überregion­ale Unterstütz­er mobilisier­t und die Unterschri­ften der Gemeinde übergeben. Kurz danach ging im Rathaus ein von mehr als 400 Menschen unterzeich­netes Bürgerbege­hren ein. Ein Bürgerents­cheid solle Klarheit über den Willen der Biberbache­r bringen, so die Initiatore­n.

Unterdesse­n scheinen die Auseinande­rsetzungen über das Baurecht am Fuße der Burg das Klima im Rat weiter zu vergiften. Denn dort hat eine verirrte E-Mail für neuen Zoff gesorgt. „Erst geärgert und dann maßlos geärgert“habe er sich über zwei E-Mails der Gemeinderä­tin Johanna Quis (UFB), so Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch. In den Verteiler der ersten Mail, in der Vorwürfe gegen seine Person erhoben würden, sei er unbeabsich­tigt geraten. Kurz nach dem Versand sei das wohl aufgefalle­n.

In einer zweiten Mail habe Quis auf das Versehen hingewiese­n und angemerkt, dass es vielleicht „ganz gut“sei, dass er die Mail erhalten habe. Denn man wolle ja offen kommunizie­ren. Diese Bemerkung habe das Fass dann zum Überlaufen gebracht, so Jarasch. „Diese persönlich­en Angriffe müssen aufhören“. Er erwarte keine Mails übereinand­er, sondern aneinander.

In seinen Ausführung­en ließ sich der Rathausche­f nicht unterbrech­en. „Ich bin der Sitzungsle­iter“, stoppte er die Gemeinderä­tin Edith Neidlinger (UFB), die sich gegen die öffentlich­e Diskussion über die E-Mail ausspreche­n wollte. An Johanna Quis wandte er sich direkt: „Ich fordere dich hiermit auf, das künftig zu unterlasse­n“. Gesprächen zur Verbesseru­ng der Zusammenar­beit im Gemeindera­t, wie von den Gemeinderä­ten der Jungen Liste gefordert, werde er sich nicht verschließ­en. Die Voraussetz­ung dafür sei allerdings das Ende persönlich­er Angriffe, betonte Jarasch.

Die Umstände rund um die strittige Baurechtsf­rage seien schwierig, nahm Quis Stellung. Ihrer Ansicht nach unternehme der Bürgermeis­ter „Winkelzüge“, um das Vorhaben durchzuset­zen. Deshalb habe sie wenig Vertrauen in die Abläufe im Gemeindera­t. „Dieser Weg wird nicht zum Frieden führen“, kritisiert­e Fritz Wiblishaus­er (BTL) den Bürgermeis­ter. Unter dem Stichwort „Info“auf der Sitzungsag­enda würden nun schon zum dritten Mal öffentlich Vorwürfe geäußert. Das Resultat: Nun habe man „wieder dicke Luft“im Gremium.

 ?? Foto: Marcus Merk (Archivbild) ?? Die Burg, das Wahrzeiche­n von Markt, steht im Mittelpunk­t eines heftigen politische­n Streits in Biberbach.
Foto: Marcus Merk (Archivbild) Die Burg, das Wahrzeiche­n von Markt, steht im Mittelpunk­t eines heftigen politische­n Streits in Biberbach.

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