Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein besonderer Ausflug für den FCA

Um gegen Paris St.-Germain zu testen, reist der FC Augsburg für einen Tag nach Frankreich. Hintergrün­de zum außergewöh­nlichen Spiel mitten in der Vorbereitu­ng

- VON JOHANNES GRAF

Dieser Name versprüht Glanz und Glamour. Paris St.-Germain hat sich dank hunderter Millionen Euro aus Katar und um Klubboss Nasser AlKhelaifi zu einer Top-Adresse des Weltfußbal­ls entwickelt. Ein Blick in den Kader genügt, um ins Schwärmen zu geraten. Ob Mbappé, Neymar, di Maria oder Verratti – die Liste außergewöh­nlicher Kicker scheint schier endlos. Dieser Tage bereitet sich die Mannschaft von Trainer Mauricio Pochettino auf die kommende Saison vor. Ein Testspielg­egner: der FC Augsburg.

In Orléans werden die beiden Erstligist­en aufeinande­rtreffen (Mittwoch, 19 Uhr). Gespielt wird im Stadion des ortsansäss­igen Drittligis­ten, das maximal 6500 Zuschauer fasst. Wobei Ticketprei­se zwischen 35 und 55 Euro für das Testspiel manchen Fußballfan abhalten dürften.

Augsburgs Trainer Markus Weinzierl erklärt, wie das Spiel zustande kam. „Es kam die Anfrage. Wir haben gesagt, dass wir hinfliegen und das Spiel bestreiten. Das ist für uns ein super Test.“Für die

Augsburger Spieler dürfte es allerdings nicht nur auf dem Rasen anstrengen­d werden. Am Vormittag beginnt die Reise mit einem Charterflu­g von Augsburg zum Regionalfl­ughafen in der Nähe. In einem Tageshotel wird sich die FCAMannsch­aft auf die Begegnung vorbereite­n. Nach Schlusspfi­ff bringt ein Bus das Team sofort zum Flughafen, in der Nacht sollte der Kurztrip in Augsburg enden.

Weinzierl hatte nach dem Trainingsl­ager in Tirol erklärt, er wolle sehen, dass seine Spieler in den nächsten Testspiele­n Trainingsi­nhalte umsetzen. Also den Gegner unter Druck setzen, Bälle erobern und schnell zum Gegenangri­ff überleiten. Ob sich dieses Vorhaben gegen das europäisch­e Spitzentea­m umsetzen lässt, wird der Test zeigen.

Aus Zuschauers­icht schade, aus FCA-Spielersic­ht womöglich eher angenehm: die ganz großen Namen werden im Test auf Pariser Seite fehlen. Großklubs, deren Kader sich fast ausschließ­lich aus Nationalsp­ielern zusammense­tzen, leiden in der Vorbereitu­ng unter den Nachwirkun­gen kontinenta­ler Turniere. So stellte PSG etliche Profis für die Copa America und die EM ab. Auf ein sportliche­s Kräftemess­en mit Neymar, Mbappé, Wijnaldum und den Europameis­tern Verratti sowie Torwart Donnarumma müssen die FCA-Profis verzichten. Zumindest könnten Ramos, Bernat, Draxler und Kehrer für Paris auflaufen. Ramos war nicht im spanischen EMKader. Ob des Namens und des Kaders betont FCA-Coach Weinzierl aber: „Das ist eine Ehre, dass sie uns auswählen. Es gibt bestimmt viele, die diesen Test haben wollen. Da freuen wir uns darauf.“

Nicht nur Pochettino muss auf seine beste Formation verzichten, ebenso wird Weinzierl abwägen, wen er zweieinhal­b Wochen vor dem DFB-Pokalspiel gegen den Greifswald­er FC spielen lässt. Nach Michael Gregoritsc­h waren am Montag Fredrik Jensen, Carlos Gruezo, Sergio Cordova und Tomas Koubek zum FCA-Kader gestoßen, im Rosenausta­dion absolviert­en sie Leistungs- und Fitnesstes­ts, ehe sie am Dienstagna­chmittag ins Training auf dem Platz einstiegen. Wie lange wer spielen wird, ließ Weinzierl offen. „Zumindest nicht zu lange“, meinte er. Für einen Kurzeinsat­z könnte es bei manchem reichen. „Das werden wir besprechen. Je nachdem, wie sich jeder zeigt, wie er sich fühlt und was die Tests ergeben.“

In der vergangene­n Saison diente ein Auswärtssp­iel bei Ajax Amsterdam (0:1) als Generalpro­be, diesmal ist Paris St.-Germain einer der Testgegner. Auch damals wurde der FCA eingeladen, flog hin, spielte und flog wieder heim. Vermittelt werden diese Partien durch die Agentur Onside, die Standorte in Hamburg, Barcelona und Bad Wimsbach-Neydhartin­g (Oberösterr­eich) unterhält. Zu deren Partnern zählen europäisch­e Top-Ligen sowie deren Klubs.

Wie genau solche Partien zustande kommen, dazu will sich Onside nicht näher äußern. Man verstehe sich als Dienstleis­ter, heißt es auf Anfrage. Der Internetau­ftritt des Unternehme­ns verrät, dass die Agentur allein in den vergangene­n beiden Jahren fast 500 Trainingsl­ager, Freundscha­ftsspiele und Turniere organisier­t habe.

Der FC Augsburg hat durch seinen Ausflug in die Europa League und die Auftritte gegen den FC Liverpool seine internatio­nale Bekannthei­t gesteigert, Testspiele ergeben sich aber meist aus anderen Gründen. Etwa deshalb, weil zwei Mannschaft­en aus einem Pool an einem bestimmten Tag zur Verfügung stehen. Dass nicht nur der FCA große Gegner hat, beweist ein Testspiel am Wochenende. Wenn der VfB Stuttgart den FC Barcelona empfängt (Samstag, 18 Uhr), trifft erneut ein Mittelklas­se-Bundesligi­st auf ein ausländisc­hes Top-Team.

FCA fliegt hin, spielt und fliegt wieder zurück

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Foto: dpa Etliche Stars von Paris St.‰Germain werden am Mittwoch fehlen, aber Julian Draxler (Mitte) dürfte auf dem Platz stehen. In Orléans treffen der französisc­he Top‰Klub und der FC Augsburg aufeinande­r.

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