Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was kommt nach Corona?
Durch die Pandemie brechen die Übernachtungszahlen im Kreis Augsburg um 50 Prozent ein. Doch es ergeben sich auch neue Chancen für die Branche
Landkreis Augsburg Um gut 50 Prozent sind die Übernachtungszahlen im Landkreis Augsburg durch die Corona-Krise eingebrochen. Diese Zahlen nannte Götz Beck, Direktor von Regio Augsburg Tourismus, jüngst vor dem Kreistag in Augsburg. Besonders gelitten hätten die Häuser, deren Schwerpunkt auf Messebesuchern und Geschäftsreisenden liegt.
Beck sieht die Branche aber langfristig durchaus in gutem Fahrwasser. Das Geschäft mit Messegästen und Geschäftsreisenden werde sich erholen, zudem werde das Thema „Naherholung“immer wichtiger. Angebote rund um die Trends „Gesundheit“und „Regionalität“versprächen gerade für das Augsburger Land interessante Impulse, so Beck. Freizeitbeschäftigungen wie Wandern und Radeln im Augsburger Land seien im Trend. Wichtig werde auch die touristische Vermarktung des Unesco-Weltkulturerbes zum Thema Wasser, zu dem auch die Wasserkraftwerke am Lech im nördlichen Landkreis Augsburg zählen. Ein weiterer Versuch, die große Geschichte für den Fremdenverkehr von heute zu nutzen, sind die Bemühungen rund um das Thema „Lechfeldschlacht“. Der Ort des folgenreichen Gemetzels im Jahr 955, dem heute noch europäische Bedeutung beigemessen wird, ist umstritten. In der Region gibt es mittlerweile einen Geschichtspfad, der von der Haldenburg bei Schwabmünchen über den Infopavillon in Königsbrunn bis zu den Überresten einer Schanze kurz vor Pöttmes reicht. Um den regionalen Sehenswürdigkeiten nationale Aufmerksamkeit zu verschaffen, gibt es laut Beck Überlegungen für eine große Ausstellung. Dazu sollen die ostdeutschen Städte Magdeburg und Quedlinburg mit ins Boot geholt werden. Sie sind eng mit dem damaligen Herrschergeschlecht der Ottonen verbunden, dessen Aufstieg zu europäischer Bedeutung nach der Schlacht auf dem Lechfeld begann.
Mit seinem Vortrag scheint Beck nicht alle Kreisräte restlos überzeugt zu haben. Lorenz Müller (CSU) forderte „neue Strategien für den Tages- und Individualtourismus.“Da müsse man sich zusammensetzen, so der CSU-Fraktionschef. Silva Daßler (Grüne) findet, dass das Thema Fugger zu männerlastig aufgearbeitet wurde, dabei seien in der Geschichte des Handelsimperiums oft die Frauen die Chefinnen gewesen. Alexander Kolb (Grüne) fragte nach Trials für Mountainbike-Fahrten, woraufhin Götz von „schwierigen Gesprächen“berichtete. In den Augen von Tourismusfachleuten sind die Radelnden durchaus eine Zielgruppe, Forstfachleuten und Naturfreunden dagegen oft ein Ärgernis.
Apropos Ärgernis: Auch zur Sprache kam, dass das schönste Naherholungskonzept samt App und Broschüre nichts nutzt, wenn hungrige und durstige Ausflügler dann kein Wirtshaus finden. Dass die Folgen der Pandemie weitere Wirtshäuser sterben lassen, wird oft vermutet. Tourismus-Experte Beck wies darauf hin, dass die NachfolgeFrage in Gastwirtschaften schon vor Corona ein schwieriges Thema war.