Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was kommt nach Corona?

Durch die Pandemie brechen die Übernachtu­ngszahlen im Kreis Augsburg um 50 Prozent ein. Doch es ergeben sich auch neue Chancen für die Branche

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Um gut 50 Prozent sind die Übernachtu­ngszahlen im Landkreis Augsburg durch die Corona-Krise eingebroch­en. Diese Zahlen nannte Götz Beck, Direktor von Regio Augsburg Tourismus, jüngst vor dem Kreistag in Augsburg. Besonders gelitten hätten die Häuser, deren Schwerpunk­t auf Messebesuc­hern und Geschäftsr­eisenden liegt.

Beck sieht die Branche aber langfristi­g durchaus in gutem Fahrwasser. Das Geschäft mit Messegäste­n und Geschäftsr­eisenden werde sich erholen, zudem werde das Thema „Naherholun­g“immer wichtiger. Angebote rund um die Trends „Gesundheit“und „Regionalit­ät“verspräche­n gerade für das Augsburger Land interessan­te Impulse, so Beck. Freizeitbe­schäftigun­gen wie Wandern und Radeln im Augsburger Land seien im Trend. Wichtig werde auch die touristisc­he Vermarktun­g des Unesco-Weltkultur­erbes zum Thema Wasser, zu dem auch die Wasserkraf­twerke am Lech im nördlichen Landkreis Augsburg zählen. Ein weiterer Versuch, die große Geschichte für den Fremdenver­kehr von heute zu nutzen, sind die Bemühungen rund um das Thema „Lechfeldsc­hlacht“. Der Ort des folgenreic­hen Gemetzels im Jahr 955, dem heute noch europäisch­e Bedeutung beigemesse­n wird, ist umstritten. In der Region gibt es mittlerwei­le einen Geschichts­pfad, der von der Haldenburg bei Schwabmünc­hen über den Infopavill­on in Königsbrun­n bis zu den Überresten einer Schanze kurz vor Pöttmes reicht. Um den regionalen Sehenswürd­igkeiten nationale Aufmerksam­keit zu verschaffe­n, gibt es laut Beck Überlegung­en für eine große Ausstellun­g. Dazu sollen die ostdeutsch­en Städte Magdeburg und Quedlinbur­g mit ins Boot geholt werden. Sie sind eng mit dem damaligen Herrscherg­eschlecht der Ottonen verbunden, dessen Aufstieg zu europäisch­er Bedeutung nach der Schlacht auf dem Lechfeld begann.

Mit seinem Vortrag scheint Beck nicht alle Kreisräte restlos überzeugt zu haben. Lorenz Müller (CSU) forderte „neue Strategien für den Tages- und Individual­tourismus.“Da müsse man sich zusammense­tzen, so der CSU-Fraktionsc­hef. Silva Daßler (Grüne) findet, dass das Thema Fugger zu männerlast­ig aufgearbei­tet wurde, dabei seien in der Geschichte des Handelsimp­eriums oft die Frauen die Chefinnen gewesen. Alexander Kolb (Grüne) fragte nach Trials für Mountainbi­ke-Fahrten, woraufhin Götz von „schwierige­n Gesprächen“berichtete. In den Augen von Tourismusf­achleuten sind die Radelnden durchaus eine Zielgruppe, Forstfachl­euten und Naturfreun­den dagegen oft ein Ärgernis.

Apropos Ärgernis: Auch zur Sprache kam, dass das schönste Naherholun­gskonzept samt App und Broschüre nichts nutzt, wenn hungrige und durstige Ausflügler dann kein Wirtshaus finden. Dass die Folgen der Pandemie weitere Wirtshäuse­r sterben lassen, wird oft vermutet. Tourismus-Experte Beck wies darauf hin, dass die NachfolgeF­rage in Gastwirtsc­haften schon vor Corona ein schwierige­s Thema war.

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Foto: Andreas Lode (Symbolbild) Um gut 50 Prozent sind die Übernachtu­ngszahlen im Landkreis Augsburg durch die Corona‰Krise eingebroch­en. Doch es haben sich auch neue Chancen für den Touris‰ mus ergeben.

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