Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der FCA staunt über eine andere Welt
Dass PSG einer der wichtigsten Fußballvereine in Europa ist, hat Raphael Framberger besonders neben dem Spielfeld erlebt. Auf dem Platz waren Unterschiede kaum zu sehen
Samstag in Berlin war mit Sicherheit der schönste. Diese Chance auf einen internationalen Titel hatte er sich 2019 erarbeitet. Im polnischen Zgorzelec holte er gegen Adam Yahaya aus Tansania den Intercontinental-Titel.
Damit hatte er sich die Teilnahme an einem internationalen Titelkampf gesichert. Der hätte schon im vergangenen Jahr stattfinden sollen, wegen der Corona-Pandemie aber gab es eine Pause. Die hat Kannler offenbar gut genutzt, wie der Samstag zeigt.
Nun stehen dem 38-Jährigen international viele Türen offen, so zum Beispiel die Titelverteidigung, die bis zum 16. April 2022 stattfinden soll.
Viel Zeit, um den Kurztrip am Mittwoch nach Frankreich mit dem Spiel gegen das europäische Spitzenteam Paris Saint Germain zu verarbeiten, hatte Raphael Framberger nicht. Stand am Donnerstag doch am Vormittag schon wieder ein Regenerationstraining und am Nachmittag der Mediaday mit Film- und Fotoaufnahmen für die DFL auf dem Programm der Bundesliga-Profis des FC Augsburg. „Es war insgesamt schon ein stressiger Tag. Besonders nach dem Spiel musste es schnell gehen“, erzählt Framberger.
Die Reise begann am Mittwochmorgen gegen acht Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück im Stadion und endete gegen Mitternacht mit der Landung der Chartermaschine auf dem Augsburger Flughafen. Im Gepäck hatte der FCA eine unglückliche 1:2 (0:0)-Niederlage. Kapitän Jeffrey Gouweleeuw hatte in letzter Minute ein Eigentor produziert. Zuvor hatte Florian Niederlechner (66.) in Orleans die Pariser Führung durch Rio-Weltmeister Julian Draxler (62.) ausgeglichen.
PSG-TrainerMauricio Pochettino musste im Stadion von Orleans (rund 130 Kilometer südlich von Paris) noch ohne die Superstars Neymar, Kylian Mbappé und die prominenten Neuzugänge Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum und Gianluigi Donnarumma auskommen. „Es haben auch ein paar bekannte Namen gespielt, aber wenn Mbappe oder Ramos dabei gewesen wären, wäre es schon noch einmal eine andere Hausnummer gewesen. Aber auch so war es schon ein cooles Erlebnis, dass wir gegen PSG spielen durften. Das kommt ja auch nicht alle Tage vor“, berichtete der 25-jährige Augsburger.
Der große Unterschied war am Mittwoch nicht auf dem Spielfeld zu sehen, sondern daneben. „Zum Spiel und danach zum Flughafen sind wir mit zwei Polizeimotorrädern eskortiert worden. Aber nicht nur da hat man gemerkt, dass PSG kein normaler Verein ist. Im Stadion und in den Katakomben stand überall Security und auch der Zeitplan war sehr genau getaktet. So etwas gibt es bei normalen Testspielen eigentlich nicht“, sagt Framberger. Auf dem Platz sind für den Verteidiger hingegen alle Gegner gleich: „Aber während des Spiel ist es ohnehin wurscht, wer da kommt.“
Auf dem Platz zeigten er und seine Kollegen vor rund 3000 Zuschauern aber keinen Respekt. „Es war ein wirklich anspruchsvoller Test auf Bundesliga-Niveau. Denn vier, fünf Spieler vom Mittwoch kämpfen schon um einen Stammplatz bei PSG. Man sieht einfach, dass alle Qualität am Ball haben“, erklärte Framberger. Und Trainer Markus Weinzierl bilanzierte: „Nach drei Wochen Vorbereitung bin ich zufrieden. Aber wir haben noch einige Schritte zu gehen.“
Trotzdem kann man schon eine Zwischenbilanz ziehen:
● Torhüter Die Rangfolge ist klar. Rafal Gikiewicz ist die klare Nummer eins, was er in der ersten Hälfte mit einigen Paraden auch untermauerte. Tomas Koubek, der nach dem Wechsel im FCA-Tor stand, war bei beiden Toren machtlos.
● Innenverteidigung Tobias Strobl wird wohl eine Interimslösung bleiben. Er glänzte zwar mit einigen schönen Spieleröffnungen und hatte in der ersten Hälfte den Führungstreffer auf dem Fuß, aber im Kerngeschäft, der Defensivarbeit direkt im und am 16er offenbarte er doch einige Schwächen. Das Duo Jeffrey Gouweleeuw und Olympiafahrer Felix Uduokhai scheint gesetzt. Reece Oxford wird Herausforderer. Für Kevin Danso scheint es keine Zukunft zu geben. Auch beim Mediaday fehlte der weiter krankgeschriebene Wechselwillige.
● Außenverteidigung Ob Kilian Jakob als linker Verteidiger wirklich eine Alternative zu Iago und Mads Pedersen werden kann, ist noch unsicher. Der 23-Jährige, der nach seinem Wechsel 2019 von 1860 zum FCA zunächst im Profikader stand, dann in die U23 abgeschoben wurde und ab Januar für ein halbes Jahr an Türkgücü ausgeliehen war, setzte offensiv gegen Paris Akzente, in der Defensive war er aber in manchen Momenten überfordert.
Auf der rechten Seite hat momentan Robert Gumny die Nase vorne. Er spielte durch, wechselte nach der Halbzeit auf links. Sein Nachfolger Raphael Framberger ließ insbesonNeymar, dere Julian Draxler zu oft zu viel Raum. Framberger selbst sagt zum Zweikampf: „Wir spornen uns beide an, dass wir gute Leistungen bringen. Der Trainer muss entscheiden, das ist so in Ordnung. Aber ich bin fit und will natürlich spielen.“
● Defensives Mittelfeld Neuzugang Niklas Dorsch, agierte umsichtig, aber durchaus aggressiv und bekam von Trainer Weinzierl ein Sonderlob: „Man merkt, dass Niklas uns von unserer Spielanlage her, sehr guttut.“Mit Jan Moravek hatte er eine Stunde die Zentrale im Griff.
● Offensive Außenbahnen Daniel Caligiuri und André Hahn rückten oft in die Mitte, um den Außenverteidigern Platz zu machen. Ein Rezept, das gegen Paris einige Male gut funktionierte.
● Doppelspitze Ein fitter Alfred Finnbogason könnte zusammen mit Florian Niederlechner in der Bundesliga einige gegnerische Abwehrreihen Kopfschmerzen bereiten. Finnbogason eher als Verteiler, Niederlechner als Vollstrecker, diese Aufgabenteilung bewährte sich gegen PSG eine Stunde lang. Und mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit wäre Niederlechner gegen Keyos Navas mehr als ein Treffer gelungen.
FC Augsburg Gikiewicz (46. Koubek) Gumny, Gouweleeuw, Strobl (75. Winther), Jakob (46. Framberger) – Moravek (63. Gregoritsch), Dorsch (75. Gruezo) – Cali giuri (75. Günther), Hahn (75. Jensen) – Finnbogason (63. Sarenren Bazee), Nie derlechner (75. Cordova)