Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fahrradstraße vor dem Gymnasium kommt doch
Jahrelang hat sich die Schulfamilie für die Fahrradstraße vor dem Diedorfer Gymnasium eingesetzt. Jetzt kommt sie endlich. Den Ausschlag geben Kinder und Jugendlichen selbst
Diedorf Die dritte Fahrradstraße des Landkreises wird vor dem Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf auf der Dammstraße entstehen. Das hat der Hauptverwaltungsausschuss der Marktgemeinde einstimmig beschlossen. Ausschlaggebend war eine veränderte Einschätzung des für Verkehrsfragen zuständigen Sachbereichs im Landratsamt. Dort hatte man die Fahrradstraße zunächst abgelehnt. Doch ein virtueller Besuch änderte viel. Was bedeutet die Veränderung für den gesamten Verkehr?
Es ist eine Idee, die der ehemalige Diedorfer Bürgermeister Otto Völk schon vor dem Bezug des Gymnasiums an der Dammstraße im September 2015 ins Spiel gebracht hatte: Eine Kennzeichnung als Fahrradstraße könnte den Verkehr für die Schülerinnen und Schüler vor der Schule sicherer machen. Doch daraus wurde zunächst nichts. Unter anderem nahm die Kommunalpolitik damals Befürchtungen der Anwohnerinnen und Anwohner der Schule sehr ernst, die glaubten, in einer Fahrradstraße ihre Grundstücke nicht mehr problemlos mit Autos oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen anfahren zu können.
Doch vor allem der Elternbeirat des Schmuttertal-Gymnasiums ließ nicht locker. Vor der jüngsten Kommunalwahl im März 2020 erinnerte er die Parteien an den alten Vorschlag und holte sich zunächst den Chef der Polizeiinspektion Zusmarshausen und den Fahrradbeauftragten des Landkreises ins Boot. Denn die Dammstraße ist nicht nur Schulweg für mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler, zumindest in den gut fahrbaren Monaten, sondern gehört auch zu den wichtigsten Verbindungen für Fahrradpendler durch den Landkreis.
Am Ende war es ein Termin von Schülern in der Jugendsprechstunde bei Landrat Martin Sailer, der die Wende brachte. Die Jugendlichen legten ihm dar, wie gefährlich ihr Schulweg teilweise sei: Auf der engen Dammstraße würden sie von vorbeifahrenden Autos oft an den Rand gedrängt. Gerade unter den jüngeren Schulkindern gebe es einige, die aus Angst vor den Autos schon im angrenzenden Acker gelandet seien.
Eine weitere Verkehrszählung und eine Infoveranstaltung im Schmuttertal-Gymnasium sollten zunächst den Weg zur Fahrradstraße ebnen. Zwischenschritte könne man sich jetzt aber sparen und gleich über die Einrichtung der Fahrradstraße abstimmen, hatte Zweiter Bürgermeister Thomas Rittel (CSU) auf der jüngsten Sitzung des Hauptverwaltungsausschusses, die er in Abwesenheit von Bürgermeister Peter Högg
gesagt. Auch die Sprecherin des Landratsamts bestätigt, dass bereits erfolgte Zählungen jetzt zugunsten des Radverkehrs ausgelegt würden. Denn der soll in einer Fahrradstraße vorherrschen.
Denn wie auf der Sitzung bekannt wurde, hat Landrat Sailer nach seiDiese nem Termin mit den Jugendlichen den zuständigen Sachbearbeiter Werner Reschke gebeten, den Vorgang erneut zu prüfen. Auf Anfrage wurde danach der Verwaltung in Diedorf mitgeteilt, dass es ausreiche, die Straße zwischen den Unterführungen am Mahdweg und an der Schmutterstraleitete, ße mit entsprechenden Straßenschildern auszuzeichnen, um die Fahrradstraße herzustellen. Bauliche Veränderungen sind nach Einschätzung des Landratsamts nicht notwendig, ebenso wenig eine Umwidmung der Straße.
Die Fahrradstraße wird mit einem Zusatzschild versehen, das auch die Benutzung durch den motorisierten Verkehr erlaubt. Allerdings haben die Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer in dem gekennzeichneten Bereich deutliche Vorrechte: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt für alle Verkehrsteilnehmer 30 Stundenkilometer (wie bereits jetzt), Autofahrerinnen und Autofahrer dürfen die Radler aber nicht drängeln – auch nicht, wenn die Kinder und Jugendlichen nebeneinanderfahren. Das ist in einer Fahrradstraße nämlich erlaubt. Der angrenzende Forstweg solle nun als Zone 30 ausgeschildert werden, so Amtsleiter Joachim Kuhn auf der Sitzung.
Gute Erfahrungen mit solch einer Beschilderung hat man schon am Gymnasium in Königsbrunn gemacht, so die damalige Schulleiterin Eva Focht-Schmid vor einigen Monaten im Gespräch mit unserer Redaktion. Dort ist der Alte Postweg seit einigen Jahren als Fahrradstraße ausgeschildert. Seit einem Monat ist auch die Jahnstraße in Schwabmünchen eine Fahrradstraße.
Auf mehr Sicherheit hofft jetzt auch der Schulleiter des Schmuttertal-Gymnasiums, Günter Manhardt. „Die Ankündigung hat in der gesamten Schulfamilie große Erleichterung ausgelöst. Schön, dass das jahrelange Engagement des Elternbeirats und der Vortrag bei der Jugendsprechstunde von Herrn Landrat Sailer nun zu einem Erfolg geführt hat.“Am liebsten wäre es jedoch Markus Endres vom Elternbeirat des Schmuttertal-Gymnasiums, wenn die gesamte Dammstraße bis in den Neusässer Teil hinein zur Fahrradstraße würde.
Und auch Dritte Bürgermeisterin Maria Prues (SPD), selbst passionierte Radlerin, findet, es könnte noch mehr passieren. „Man merkt sofort, wenn die Dammstraße auf Neusässer Flur verläuft“, sprach sie die dort häufigen tiefen Schlaglöcher im Ausschuss an. Sie hofft nun auf Reparaturen dort. Denn schließlich werde die Straße gerade dort auch von vielen Westheimer und Steppacher Kindern auf ihrem Weg zum SchmuttertalGymnasium benutzt.