Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vor den A400M fliegen 14 Eurofighter ein
Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg verlegt seinen Flugbetrieb für zwei Wochen auf das Lechfeld. Das hat für die Anwohner vor allem hörbare Folgen
Lagerlechfeld Bevor die neuen A400M-Transporter auf dem Lechfeld landen, fliegen im September 14 Eurofighter ein. Zwischen dem 6. und 17. September starten und landen die Maschinen auf der zweieinhalb Kilometer langen Piste in Lagerlechfeld. Der Grund: Die Heimatbasis im Neuburger Stadtteil Zell schließt vorübergehend. Dort wird turnusgemäß die Startbahn saniert.
Das Eurofighter-Geschwader ist für die Sicherheit im Luftraum verantwortlich und muss binnen 15 Minuten einsatzbereit sein. Das heißt: Kommt es zu einer Alarmierung, dann steigen die Eurofighter zu jeder Tages- und Nachtzeit in Lagerlechfeld auf. Wie das reguläre Programm des Geschwaders aussieht, erklärte der Kommodore des Geschwaders, Oberst Gordon Schnitger, am Donnerstag bei einem Pressegespräch.
Während des Flugbetriebs auf dem Lechfeld werden bis zu sechs Maschinen in zwei Runden am Vormittag und am Nachmittag starten und landen. Definierter Luftraum für ihre Übungen ist der Bereich zwischen Stuttgart und
München. Derzeit übt das Geschwader über der Nordsee.
Nachtflüge werde es planmäßig nicht geben, so Schnitger. Eine Mehrbelastung für die Anwohner in den Gemeinden in der Verlängerung der Startbahn könnten sogenannte Kalibrierungsflüge darstellen: Dabei wird der Flugplatz in unterschiedlichen Höhen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten angeflogen. Wann diese Flüge stattfinden, lässt sich laut Schnitger nicht genau vorhersagen. Die Flugzeiten würden sich oft nach Übungen, der Zuweisung von Luftbetankungsmöglichkeiten und Übungslufträumen richten.
betroffenen Gemeinden sollten bestmöglich informiert werden. Und: Die Piloten seien bedacht, den Lärm so gut es gehe zu minimieren. Schnitger warb um Verständnis: „Die Piloten brauchen aber ihre Übung für den Ernstfall.“
Vom 26. Juli bis 6. August finden auf dem Lechfeld außerdem Übungsflüge von Hubschraubern statt. Von Montag bis Donnerstag sei auch nachts bis 23 Uhr mit Betrieb zu rechnen.
Zur Diskussion um die ausgewogene Verteilung der Lärmlast, die der frühere Finanzminister Theo Waigel jüngst losgetreten hatte, sagte Schnitger: In Süddeutschland konzentriere sich das Geschehen auf drei verbliebene Luftwaffenstandorte. Weitere Flugplätze wären hilfreich. „Ich bin dankbar und froh, dass es das Lechfeld gibt, und gehe fest davon aus, dass Neuburg auch in den Folgejahren immer wieder zu Gast sein wird.“
Zuletzt kam das Geschwader 2016 für einen längeren Zeitraum nach Schwaben. Damals hatten sich die routinemäßigen Arbeiten in Neuburg in die Länge gezogen. Es hatte sich herausgestellt, dass auf dem Gelände deutlich mehr Bomben-Blindgänger aus dem Zweiten
Weltkrieg im Boden liegen und beseitigt werden müssen. Bauarbeiten sind auch in den kommenden Jahren das große Thema auf dem Lechfeld. Der Flugplatz wird bis 2028 umfunktioniert. Nach dem Ende des Jagdbombergeschwaders 32 werden in Schwaben zehn Transportflugzeuge A400M stationiert. Das Lechfeld soll als zweiter Standort für den Großraumtransporter mit einer Reichweite von 33.000 Kilometern zur internationalen Drehscheibe werden. Sie heißt „Multinational Air Transport Unit“und kann auch von Partnernationen genutzt werden.
Eine Arbeitsgruppe vom Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf ermittelt seit Oktober, was am Fliegerhorst alles passieren muss, damit Lagerlechfeld ein moderner Standort für die A400M-Flotte wird. Eine erste größere Baustelle wird die Start- und Landebahn sein. Sie muss auf 45 Meter verbreitert werden. Vor drei Wochen hat das Bundesverteidigungsministerium auch die Planungen für eine Anflugblitz-Befeuerung und ein Instrumentenlandesystem gebilligt. Insgesamt wird nach der derzeitigen Planung für rund 180 Millionen Euro saniert und gebaut. Dazu geDie hören eine riesige Wartungs- und Instandsetzungshalle, neue Rollwege und Abstellflächen oder auch ein neuer Tower.
Weil viele Flächen versiegelt werden, laufen Voruntersuchungen zu den umweltrechtlichen Belangen. Ein landschaftsökologisches Gesamtkonzept soll einen Ausgleich schaffen. Aus Fürstenfeldbruck wird außerdem ein Bereich des Führungsunterstützungszentrums der Luftwaffe mit rund 100 Mitarbeitern aufs Lechfeld verlegt.
Zur Präsentation der Pläne an einem Runden Tisch waren auch Bürgermeister und Vertreter von Behörden und Initiativen eingeladen. Hinter verschlossenen Türen wurde über den nötigen Wohnraum diskutiert, der für die avisierten 600 Soldaten benötigt wird, die mit dem A400M in die Region kommen. Der moderierende Bundestagsabgeordnete Hans-Jörg Durz fasste die Meinungen zusammen: „Lieber neuen Wohnraum schaffen als verloren gegangene Arbeitsplätze.“
Auch die gesetzlich festgelegte Lärmschutzzone und ein entsprechendes luftfahrttechnisches Änderungsverfahren waren angesprochene Themen.