Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Marx weiter offen für Rücktritt

Münchner Kardinal erklärt sich Gläubigen

- VON DANIEL WIRSCHING

München Der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx hat in einem „Hirtenbrie­f“ausführlic­h Stellung zu seinem Rücktritts­gesuch genommen, das Papst Franziskus nicht annahm. In dem Schreiben, das am Wochenende in den Pfarreien bekannt gemacht wird, schließt er ein abermalige­s Angebot für einen Amtsverzic­ht nicht aus. „Wenn sich eine neue Situation ergibt oder veränderte Umstände, die meinen Dienst grundsätzl­ich infrage stellen, werde ich prüfen, ob ich nicht erneut das Gespräch mit dem Heiligen Vater suchen sollte“, erklärt er den Kirchenmit­gliedern.

Er verstehe seinen Bischofsdi­enst „nicht als ein Amt, das mir gehört und das ich verteidige­n muss, sondern als einen Auftrag für die Menschen in diesem Erzbistum und als Dienst an der Einheit der Kirche“. Über ein neues Rücktritts­gesuch würde er mit den diözesanen Gremien, der Aufarbeitu­ngskommiss­ion sowie dem Betroffene­nbeirat beraten. Jetzt aber sage er „mit großer Bereitscha­ft wieder ein neues Ja zu meinem Auftrag hier in unserem Erzbistum und bitte Sie um Ihr Gebet und Ihr Vertrauen“.

Seine Anfang Juni öffentlich gewordene Entscheidu­ng, dem Papst den Rücktritt anzubieten, habe er „nach reiflichem Überlegen“getroffen. Sie sollte ein Zeichen sein, dass er für den Missbrauch­sskandal und die Fehler der Bischöfe im Umgang damit „persönlich und als Amtsträger Mitverantw­ortung übernehmen muss“.

Marx war bis Anfang 2020 sechs Jahre lang Vorsitzend­er der Deutschen Bischofsko­nferenz, in seiner Zeit als Trierer Bischof soll er sich mehrerer Pflichtver­letzungen im Umgang mit einem mutmaßlich­en klerikalen Missbrauch­stäter schuldig gemacht haben. Noch in diesem Jahr wird für das Erzbistum München und Freising ein unabhängig­es Missbrauch­sgutachten erwartet.

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