Augsburger Allgemeine (Land Nord)
15 Minuten Freiheit genießen
Während der Spiele ist alles, aber auch wirklich alles geregelt, selbst der Ausgang. Über eine Metropole mit 39 Millionen Besuchern im Ausnahmezustand
Tokio Dafür, dass in dieser Gegend mehr Menschen leben, als in ganz Kanada, ist ziemlich wenig los auf den Straßen. Der spärliche Verkehr fließt geordnet. Die wenigen Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, tragen Masken und scheinen in wichtiger Mission irgendwohin zu eilen. Rund 39 Millionen Einwohner hat der Großraum Tokio. Nirgendwo sonst auf der Erde leben mehr Menschen auf so engem Raum zusammen. Vermutlich bedarf es des sanften Gleichmuts der Japaner, um das geregelt zu bekommen. Das abschließend zu beurteilen, wird für alle Ausländer, die anlässlich der Olympischen Spiele nach Tokio gereist sind, aber erst nach 14 Tagen Aufenthalt möglich sein.
So lange spannt sich eine gewaltige Blase über den Tross. Aufgrund der Corona-Pandemie ist es NichtJapanern dieser Tage nahezu unmöglich, nach Japan zu gelangen. Nur wer im Besitz einer OlympiaAkkreditierung ist und einen gewaltigen bürokratischen Aufwand über sich ergehen lässt, darf einreisen.
Für Naruto ist das ein Problem. Er arbeitet in normalen Zeiten als Reiseführer. Seitdem sich aber das
Coronavirus über die Welt verbreitet hat, sind die Touristenströme nach Tokio versiegt. Jetzt organisiert er den Taxi-Transfer der ankommenden Journalisten in ihre Hotels. Da auch dieses Unterfangen, wie fast alle rund um die Spiele, mit einer gewissen Wartezeit verbunden ist, erzählt er den Wartenden, dass Tokio eine Stadt der Feinschmecker sei. Dass es dort mehr Sterne-Restaurants als in London und Paris zusammen gebe. Die Fältchen um seine Augen lassen erahnen, dass er dabei hinter seiner Maske lächelt.
Für Besucher sind diese Momente des direkten Kontakts selten. Alles, wirklich alles ist reglementiert. Tägliche Corona-Tests. In einer App muss regelmäßig der Gesundheitszustand eingetragen werden. An allen Eingängen wird die Temperatur gemessen. Hotel, BusShuttle oder speziell gekennzeichnete Taxen, Pressezentrum oder Wettkampfstätte – der Rest von Tokio ist für die ersten 14 Tage tabu.
Wer diese Grenzen übertritt, dem drohen Geldstrafen oder gar der Entzug der Akkreditierung und Ausweisung. Niemand will testen, wie ernst es die Behörden meinen. Jeder weiß, dass in Japan Regeln dazu da sind, um eingehalten zu werden. Sie haben deutlich mehr als nur Empfehlungscharakter. Freundlich aber bestimmt achtet eine Heerschar an Helfern, Ordnern, Soldaten und Polizisten über Recht und Ordnung.
15 Minuten pro Tag darf man die Blase verlassen, um sich mit dem Allernötigsten einzudecken. Ein freundlicher Wachmann sitzt am Eingang des Hotels und führt eine Liste. Wer zum Einkaufen will, muss sich dort mit der genauen Uhrzeit eintragen. Wohl dem, der gleich um die Ecke einen kleinen Supermarkt hat. Schnell zwei Tütensuppen, ein paar Erdnüsse und Wasser gekauft, dann neigt sich die Viertelstunde auch schon wieder dem Ende entgegen. Der Wachmann wartet.
Es schmerzt, diese Stadt trotz der Nähe nur aus weiter Ferne zu erleben. Man sagt, sie habe viel zu bieten. Vermutlich stimmt das. Sicher sagen lässt sich bisher allerdings nur, dass Tokio gewaltig ist. Eine gigantische Ansammlung von Hochhäusern. Wer nachts über die Rainbow Bridge vom Main-Press-Center im Messezentrum ins Hotel zurückgefahren wird, sieht in einiger Entfernung die Wohntürme des olympischen Dorfs funkeln. Dort sitzen die besten Sportlerinnen und Sportler aus der ganzen Welt und dürfen auch nicht hinaus in die Nacht. Jetzt, am Beginn der Spiele, haben sie ohnehin anderes im Sinn. Doch auch mit der alten Tradition, nach dem letzten Wettkampf noch die Gastgeberstadt zu erkunden, wird in diesem Jahr gebrochen. 48 Stunden bleiben den Athletinnen und Athleten, um Japan wieder zu verlassen. Sie verpassen ein Land, in dem es dem Gegenüber fast schon körperliches Ungemach bereitet, wenn er eine Frage nicht sofort beantworten kann. In dem Freundlichkeit dem Gast gegenüber ein hohes Gut ist. Und ein Land, in dem es tatsächlich noch mehr Schilder als in Deutschland gibt. Viele mit ausdrucksstarken Bildern. Sogar solche, die am Eingang der Sanitärräume eines Fußballstadions hängen und genauestens Auskunft darüber geben, wo sich dort welche und wie viele Toiletten befinden, Lageplan inklusive. Sich in Tokio zu verirren, scheint trotz dessen Größe schwierig. Zehn Tage noch, dann wird sich eine Heerschar von Journalistinnen und Journalisten aufmachen, das Gegenteil zu beweisen. Denn dann platzt die Blase über Olympia.
Hier eine Übersicht der Medaillenent scheidungen, in denen deutsche Athleten am Start sind.
Samstag, 24. Juli BOGENSCHlESSEN MixedWettbewerb (09.45 Uhr) Favoriten: Südkorea, Indien, USA Deutsche Starter: Unruh (Fockbek), Kroppen (Jena)
FECHTEN
Säbel, Einzel Männer (14.15 Uhr) Favoriten: Szilagyi (Ungarn), Oh (Südkorea)
Deutsche Starter: Hartung, Szabo, Wagner (a. Dormagen)
JUDO
Frauen bis 48 kg (11.38 Uhr) Favoritinnen: Tonaki (Japan), Krasni qi (Kosovo), Bilodid (Ukraine) Deutsche Starterin: Menz (Beck nang)
Männer bis 60 kg (12.09) Favoriten: Takato (Japan), Mschwi dobadse (Russland), Garrigos (Spa nien)
Deutscher Starter: RADSPORT Straßenrennen, Männer (4 Uhr) Favoriten: Evenepoel, van Aert (bd. Belgien), Pogacar (Slowenien) Deutsche Starter: Arndt (Köln), Buchmann (Lochau), Geschke (Freiburg), Schachmann (Berlin) SCHIESSEN
Luftgew. 10m, Frauen (03.45 Uhr) Favoritinnen: Yang (China), Tucker (USA), Valarivan (Indien), Wang (China)
Deutsche Starterin: Luftpist. 10m, Männer (08.30 Uhr) Favoriten: Verma (Indien), Jin (Süd korea)
Deutscher Starter:
Sonntag, 25. Juli BOGENSCHIESSEN
Team, Frauen (02.30 Uhr) Favoriten: Südkorea, Taiwan Deutsche Starterinnen: Kroppen (Ebersberg), Schwarz (Jena), Unruh (Berlin)
GEWICHTHEBEN
Zweik. 61kg, Männer (08.50 Uhr) Favoriten: Fabin (China), Irawan (In donesien), Tuan (Vietnam) Deutscher Starter: Brandhuber
FECHTEN
Florett, Frauen, Einzel, Finale (13.45 Uhr) Favoritinnen: Deriglasowa (Russ land), Volpi (Italien)
Deutsche Starterin:
JUDO
Männer bis 66 kg (12.09 Uhr) Favoriten: Abe (Japan), Lombardo (Italien), An (Südkorea)
Deutscher Starter: Seidl (Abensberg) RADSPORT Straßenrennen, Frauen (6 Uhr) Favoritinnen: van der Breggen, Vol lering, van Vleuten (a. Niederlande) Deutsche Starterinnen: Brennauer (Durach), Lippert (Friedrichshafen), Ludwig (TrabenTrabach), Worrack (Erfurt)
SCHIESSEN
Luftpistole, Frauen (04.15 Uhr) Favoriten: Deswal (Indien), Arunovic (Serbien), Korakaki (Griechenland) Deutsche Starterinnen: Karsch (Re gensburg), Wimmer (München) SCHWIMMEN
400m Lagen, Männer (03.30 Uhr) Favoriten: Seto (Japan), Kalisz (USA), Verraszto (Ungarn)
Deutscher Starter: 400m Freistil, Männer (03.52 Uhr) Favoriten: Winnington, McLoughlin (bd. Australien)
Deutsche Starter: Märtens (Magde burg), Henning, Mühlleitner (Ne ckarsulm)
4x100m Freist. Frauen (04.45 Uhr)
Favoritinnen: Australien, USA Deutsche Starterinnen: Bruhn (Ne ckarsulm), Höpink (Essen), Pie truschka (Leipzig), Küchler (Hamburg) TRIATHLON
Einzel, Männer (23.30 Uhr) Favoriten: Brownlee (GB), Mola, Go mez (bd. Spanien)
Deutsche Starter: Schomburg (Han nover), Nieschlag (Lehrte) WASSERSPRINGEN Synchron, DreiMeterBrett, Frau en (8 Uhr) Favoritinnen:
Tingmao, Han (bd.
Deutsche Starterinnen: Hentschel (Berlin), Punzel (Dresden)