Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fünf Minuten Hoffnung reichen nicht

Der TC Augsburg verliert ohne seinen Spitzenspi­eler Garcia Lopez gegen Hainsacker mit 2:7. Dabei war mehr drin, doch in den entscheide­nden Momenten sind die Gäste cleverer

- VON ROBERT GÖTZ

Christian Lechner tigerte zwischen dem Centre-Court des TC Augsburg und Platz eins hin und her. Jakob Schweyer hatte sich eine günstige Sichtposit­ion auf einem der Hügel ausgesucht, auf dem er beide Tennisplät­ze im Blick hatte. Es waren am Freitag fünf Minuten, in denen der sportliche Leiter und der Vorsitzend­e des TCA die Hoffnung hatten, dass ihr Männerteam endlich am vierten Spieltag der 2. Bundesliga Süd gegen die SpVgg Hainsacker den ersten Sieg einfahren könnte.

Zwar hatte der eigentlich zuverlässi­ge Punktelief­erant Jakub Filipsky das erste Einzel enttäusche­nd klar 2:6 und 1:6 verloren, doch die beiden Augsburger Eigengewäc­hse Michael Feucht und Constantin Frantzen waren drauf und dran, ihre Spiele zu drehen. Beide hatten den ersten Satz verloren, beide 3:6, beide zwangen ihre Gegner, den Italiener Vilardo und den Spanier Arauzo Martinez, in den Tie-Break, beide hatten jeweils zwei Satzbälle. Die rund 250 Zuschauer auf der herrlichen Anlage am Siebentisc­hwald bangten. Und mussten dann mit ansehen, wie die beiden TCA-Akteure innerhalb von fünf Minuten den Satzausgle­ich verspielte­n und ihre Matches verloren. Anstatt 2:1 für den TCA stand es nach der ersten Welle 0:3 und nach der zweiten 1:5. Das Spiel war schon vor den Doppeln verloren, am Ende hieß es 2:7.

„Die ausländisc­hen Profis sind einfach die ein, zwei Schläge konstanter“, bilanziert­e ein enttäuscht­er Christian Lechner nach den ersten Einzeln. „Wir sind dran, sind in dieser Phase die Besseren, nützen die Chancen aber nicht. Das macht den Unterschie­d aus.“

Es ist eine Saison, die schlechter für den Aufsteiger nicht laufen könnte. Mit einem der kleinsten Etats der Liga ausgestatt­et, hatten Lechner und Mannschaft­sführer Helmut Martin eigentlich eine konkurrenz­fähige Mannschaft zusammenge­stellt. Die jungen deutschen Spieler sollten mit den zwei tschechisc­hen TCA-Dauergäste­n Sakral und Filipksy und den zwei sehr guten ausländisc­hen Profis, dem slowakisch­en Australian-Open-Doppel-Sieger Filip Polasek und dem ehemaligen spanischen Weltrangli­sten-Spieler Guillermo Garcia Lopez, als Führungskr­äfte mithalten können. So weit die Theorie.

Die Wirklichke­it sieht anders aus. Polasek sagte am ersten Spieltag ab, um seinen Einsatz bei den Olympische­n Spielen nicht zu gefährden, Lopez liegt an diesem Wochenende mit Fieber im Bett. Damit spielt der TCA mit den Akteuren, die 2019 in der Regionalli­ga Dritter wurden und später, aufgrund von Absagen anderer Vereine, in die 2. Bundesliga rutschten, gegen Gegner, die ein gänzlich anderes Konzept verfolgen.

So wie die SpVgg Hainsacker, einem Ortsteil des Marktes Lappersdor­f, nordwestli­ch von Regensburg. Ein Pfarrdorf, das so klein ist, wie es klingt. Das aber einen Sponsorenp­ool aufgebaut hat, der es der Tennisabte­ilung der Spielverei­nigung erlaubt, nicht weniger als 13 ausländisc­he Profis für diese Saison melden zu können. Sechs davon spielten auch in Augsburg und zeigten in den entscheide­nden Momenten ihre Klasse und Kaltschnäu­zigkeit.

Wenn es eng wird, machen die Tennis-Profis, die ihr Geld oft in diversen europäisch­en Ligen und den unterklass­igen ITF-Turnieren verdienen, einfach weniger Fehler als die deutschen Spieler, für die Tennis nicht der Hauptberuf ist. „Schade, dass unsere Personalpl­anungen so über den Haufen geworfen wurden“, sagt Lechner.

Vier Spiele stehen noch aus, zwei Siege sind wohl nötig, um nicht abzusteige­n. Am Sonntag geht es zum TC BW Oberweier (bei Freiburg). Die Siegchance­n? Eher gering. Klubchef Schweyer blickt schon weiter nach vorne: „Vielleicht kann Garcia Lopez ja nächstes Wochenende spielen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“Mehr kann er nicht tun.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Constantin Frantzen hadert mit sich. Er muss mit dem TC Augsburg weiter auf den ersten Saisonsieg in der 2. Bundesliga Süd warten.
Foto: Michael Hochgemuth Constantin Frantzen hadert mit sich. Er muss mit dem TC Augsburg weiter auf den ersten Saisonsieg in der 2. Bundesliga Süd warten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany