Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fünf Minuten Hoffnung reichen nicht
Der TC Augsburg verliert ohne seinen Spitzenspieler Garcia Lopez gegen Hainsacker mit 2:7. Dabei war mehr drin, doch in den entscheidenden Momenten sind die Gäste cleverer
Christian Lechner tigerte zwischen dem Centre-Court des TC Augsburg und Platz eins hin und her. Jakob Schweyer hatte sich eine günstige Sichtposition auf einem der Hügel ausgesucht, auf dem er beide Tennisplätze im Blick hatte. Es waren am Freitag fünf Minuten, in denen der sportliche Leiter und der Vorsitzende des TCA die Hoffnung hatten, dass ihr Männerteam endlich am vierten Spieltag der 2. Bundesliga Süd gegen die SpVgg Hainsacker den ersten Sieg einfahren könnte.
Zwar hatte der eigentlich zuverlässige Punktelieferant Jakub Filipsky das erste Einzel enttäuschend klar 2:6 und 1:6 verloren, doch die beiden Augsburger Eigengewächse Michael Feucht und Constantin Frantzen waren drauf und dran, ihre Spiele zu drehen. Beide hatten den ersten Satz verloren, beide 3:6, beide zwangen ihre Gegner, den Italiener Vilardo und den Spanier Arauzo Martinez, in den Tie-Break, beide hatten jeweils zwei Satzbälle. Die rund 250 Zuschauer auf der herrlichen Anlage am Siebentischwald bangten. Und mussten dann mit ansehen, wie die beiden TCA-Akteure innerhalb von fünf Minuten den Satzausgleich verspielten und ihre Matches verloren. Anstatt 2:1 für den TCA stand es nach der ersten Welle 0:3 und nach der zweiten 1:5. Das Spiel war schon vor den Doppeln verloren, am Ende hieß es 2:7.
„Die ausländischen Profis sind einfach die ein, zwei Schläge konstanter“, bilanzierte ein enttäuschter Christian Lechner nach den ersten Einzeln. „Wir sind dran, sind in dieser Phase die Besseren, nützen die Chancen aber nicht. Das macht den Unterschied aus.“
Es ist eine Saison, die schlechter für den Aufsteiger nicht laufen könnte. Mit einem der kleinsten Etats der Liga ausgestattet, hatten Lechner und Mannschaftsführer Helmut Martin eigentlich eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammengestellt. Die jungen deutschen Spieler sollten mit den zwei tschechischen TCA-Dauergästen Sakral und Filipksy und den zwei sehr guten ausländischen Profis, dem slowakischen Australian-Open-Doppel-Sieger Filip Polasek und dem ehemaligen spanischen Weltranglisten-Spieler Guillermo Garcia Lopez, als Führungskräfte mithalten können. So weit die Theorie.
Die Wirklichkeit sieht anders aus. Polasek sagte am ersten Spieltag ab, um seinen Einsatz bei den Olympischen Spielen nicht zu gefährden, Lopez liegt an diesem Wochenende mit Fieber im Bett. Damit spielt der TCA mit den Akteuren, die 2019 in der Regionalliga Dritter wurden und später, aufgrund von Absagen anderer Vereine, in die 2. Bundesliga rutschten, gegen Gegner, die ein gänzlich anderes Konzept verfolgen.
So wie die SpVgg Hainsacker, einem Ortsteil des Marktes Lappersdorf, nordwestlich von Regensburg. Ein Pfarrdorf, das so klein ist, wie es klingt. Das aber einen Sponsorenpool aufgebaut hat, der es der Tennisabteilung der Spielvereinigung erlaubt, nicht weniger als 13 ausländische Profis für diese Saison melden zu können. Sechs davon spielten auch in Augsburg und zeigten in den entscheidenden Momenten ihre Klasse und Kaltschnäuzigkeit.
Wenn es eng wird, machen die Tennis-Profis, die ihr Geld oft in diversen europäischen Ligen und den unterklassigen ITF-Turnieren verdienen, einfach weniger Fehler als die deutschen Spieler, für die Tennis nicht der Hauptberuf ist. „Schade, dass unsere Personalplanungen so über den Haufen geworfen wurden“, sagt Lechner.
Vier Spiele stehen noch aus, zwei Siege sind wohl nötig, um nicht abzusteigen. Am Sonntag geht es zum TC BW Oberweier (bei Freiburg). Die Siegchancen? Eher gering. Klubchef Schweyer blickt schon weiter nach vorne: „Vielleicht kann Garcia Lopez ja nächstes Wochenende spielen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“Mehr kann er nicht tun.