Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Königin gibt sich die Ehre

Wieder einmal hat Doro Pesch gezeigt, weshalb sie die Metal Queen ist

- VON WOLFGANG LANGNER

Doro Pesch hat sich in Deutschlan­d einen besonderen Status erarbeitet. Sie wird landauf, landab als Metal Queen bezeichnet, als „die“Metal Queen. Das kommt daher, dass sie konkurrenz­los ist. Auf dem „Sektor Hardrock“ist die mittlerwei­le 57-Jährige ein Phänomen. Seit 1984 wirbelt sie weltweit über die Bühnen. Doro kennt man nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika und in Asien. Weit über zehn Millionen Alben hat sie bisher verkauft, zudem ist sie eine der ersten Frauen, der es gelang, beim legendären „Monsters-of-Rock-Festival“aufzutrete­n. 1986 war das, neben Größen wie Ozzy Osbourne, Motörhead oder Def Leppard. Später stand sie mit den beiden inzwischen verstorben­en Rockstars Ronny James Dio und Lemmy Kilmister gemeinsam auf der Bühne. „Ich hatte das Glück, von den Besten zu lernen“, sagte sie einmal in einem Interview gegenüber unserer Zeitung.

Jetzt war die gebürtige Düsseldorf­erin wieder in Augsburg. Der Großteil der Besucherin­nen und Besucher gehört inzwischen der Ü-50-Fraktion an – für die einen wurde Doro ein Thema, als die Barbie

und Ken-Puppen im Müll landeten, für die anderen, als sich der erste Oberlippen­flaum unter der Nase breitmacht­e. Dass beim Strandkorb-Festival an der Messe die Stimmung nicht so überschwap­pt wie üblich, liegt allerdings weder an Doro noch am Publikum. Die Fans geben sich mit ihren „Doro, Doro“-Rufen zwar reichlich Mühe, aber Corona verbietet das enge Zusammenst­ehen, und so verliert sich die Lautstärke etwas im weiten Rund des Geländes.

Der Spaß leidet kaum darunter. Doro, wie immer gedresst in Nietenlede­rhose und T-Shirt, wuselt über die Bühne und gibt Gas. Und Sie weiß, was die Fans da unten mögen. Deshalb kommen immer wieder Songs zum Einsatz, die sie schon gesungen hat, als sie in den 1980erJahr­en als Frontfrau bei Warlock aktiv war. Wie der Opener „I rule the Ruins“, wie „Three Minutes Warning“oder „Burning the Witches“, um nur einige zu nennen.

Neben dem Gitarren-Hünen, dem Niederländ­er Bas Maas, wirkt Doro zwar nur wie ein Strich in der Landschaft, doch sie lässt kaum Zweifel daran, dass sie auf der Bühne die Chefin ist. Nur für einige Minuten überlässt sie Schlagzeug­er

Johnny Dee das Feld, der mit einem Solo glänzt. Zudem steht ihr mit dem Italiener Lucca Princiotta noch ein weiter Gitarrist zur Seite, und Bassist Harrison Young (USA) komplement­iert die internatio­nale Truppe.

Doros Stimme klingt auch nach vielen Jahren im Business immer noch wuchtig und klangvoll. Dagegen wirkt sie etwas angespannt, wenn sie das Publikum anspricht. Übel nimmt ihr das keiner. Auch nicht ihren kleinen Hänger bei „Raise your fist in the air“. Gegen Ende des Konzerts stellt Doro die Frage: „Was wollt ihr noch hören?“Die Antworten sind vielfältig. Die Sängerin trifft die Auswahl: „All wie are“, „Love me in black“und „All for metal“. Schließlic­h erweist sie mit dem Cover „Breaking the Law“noch Judas Priest die Ehre. Das Fanvolk jubelt ihr ein letztes Mal zu. Die Königin auf der Bühne ist dankbar und bedankt sich für die Ovationen tausendmal. Dann verlässt Sie mit ihrem Gefolge die Bühne.

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Foto: Siegfried Kerpf Doro Pesch mit Musikern ihrer Band beim Augsburger Strandkorb‰Festival auf dem Messegelän­de.

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