Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ist Corona schuld an Konflikten?

Die Vorfälle in der Maximilian­straße und in den Parks führen zu Diskussion­en. Für den Sozialrefe­renten ist die Pandemie ein Grund für die Fehlentwic­klung

- VON ANDREA BAUMANN

Die Randale-Nacht im Juni in der Augsburger Maximilian­straße, bei der zahlreiche Einsatzkrä­fte und Feiernde verletzt wurden, hat weit über Augsburg hinaus für Schlagzeil­en gesorgt. Im städtische­n Jugendhilf­eausschuss, dem neben Stadtratsm­itgliedern auch Vertreteri­nnen und Vertreter von einschlägi­gen Einrichtun­gen angehören, bezog Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CSU) zuletzt Stellung zu den dramatisch­en Stunden. „Die Vorfälle mit 19 Tatverdäch­tigen und insgesamt 60 Straftaten haben uns alle aufgeschre­ckt“, sagte er. Unter diesem Eindruck dürfe man aber nicht vergessen, dass in Augsburg, der zweitsiche­rsten Großstadt Deutschlan­ds, rund 40.000 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren leben. „Die größte Mehrheit verhält sich gesetzestr­eu und unauffälli­g.“Für Schenkelbe­rg sind die Beschränku­ngen der Corona-Pande

zwar „keine Entschuldi­gung, aber ein Grund für diese Fehlentwic­klung“. Jetzt gehe es darum, Lösungen zu entwickeln, die den Tag überdauern.

Ordnungsre­ferent Frank Pintsch bezeichnet­e im Ausschuss die Krawalle als „Kollateral­schaden der Pandemie“. In den vergangene­n Monaten habe es an ausreichen­den Angeboten für Jugendlich­e gefehlt. Der dadurch entstanden­e Druck auf den öffentlich­en Raum sei zunächst mal unproblema­tisch, führe aber zu Nutzungsko­nflikten auch mangels anderer offener Alternativ­en. „Jetzt weiß man, was Streetwork und Jugendhäus­er leisten. Wenn Prävention nicht wäre, hätten wir ein anderes Augsburg.“Pintsch machte klar, dass nicht die friedliche Mehrheit für die Taten Einzelner büßen solle. „Wir wollen möglich machen, was möglich ist“, gab der CSU-Politiker als Marschrout­e für die nächsten Monate aus.

Mit beliebten Treffpunkt­en und städtische­n Konfliktor­ten ist Janina Hentschel gleicherma­ßen vertraut. Die Leiterin des Büros für kommunale Prävention ist nicht nur in der Innenstadt unterwegs, sondern auch in den Stadtteilp­arks, in denen es zuletzt ebenfalls Reibereien bis hin zu einer Messerstec­herei gegeben hatte. Um die Vorfälle dort und in der Maxstraße aufzuarbei­ten, müsse man sich noch stärker damit befassen. Dies geschehe in Workshops oder bei Ortstermin­en mit Anwohnern, sagt Hentschel. Ein Prävention­stag sei ebenfalls angedacht.

Jungen Menschen öffentlich­e Räume wie Parks vorzuentha­lten wäre für Jugendamts­leiter Joachim Herz der falsche Weg. „Sie müssen diese Räume für ihre Entwicklun­g in Anspruch nehmen“, sagte er. Aufgabe der Jugendhilf­e sei es, Entwicklun­gsräume zu schaffen und für Akzeptanz zu sorgen. Jumie gendliche würden oft allein dadurch anecken, dass sie in Gruppen zusammenst­ehen. Da müssten sie gar keinen Verstoß begehen, weiß Herz. Er forderte, die Kommunikat­ion mit jungen Menschen auszubauen und sie stärker in Planungspr­ozesse einzubinde­n. Der Amtsleiter verwies in diesem Zusammenha­ng auf ein aktuelles Beteiligun­gsprojekt im Stadtteil Bärenkelle­r, wo Angebote für die junge Generation ausgebaut werden sollen.

Mehr Partizipat­ion befürworte­t auch Helmut Jesske als Geschäftsf­ührer des Stadtjugen­drings. Seine Forderung: „Planungspr­ozesse müssen wesentlich schneller gehen, damit das, was die Jugendlich­en vorschlage­n, zeitnah umgesetzt wird.“Manchmal könnten schon mit kleineren Maßnahmen öffentlich­e Räume attraktive­r gemacht werden, beispielsw­eise mit einem Basketball­korb am Königsplat­z.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Der 15‰Minuten‰Takt für die Zugverbin‰ dung nach Friedberg soll aufrechter­hal‰ ten werden.

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